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Comic Blog


Dienstag, 21. Oktober 2008

Pitt Pistol – Gesamtausgabe

Filed under: Cartoon — Michael um 18:43

Pitt Pistol - GesamtausgabeSeemann sein, das wär’ schon was! Oder Pirat! Das wär’ noch besser! Pitt Pistol ist aber kein Pirat. Er ist nur ein Kellner in einer Spelunke. Ein junger Mann mit großen Träumen. Seemann werden, das ginge schon, doch Seemann auf dem eigenen Schiff zu werden, ist schon schwieriger. Da kommt Pitt der Zufall zu Hilfe. Ein alter Korsar will sein noch älteres Schiff verkaufen. Der Preis ist gering und beträgt nur so viel, wie Pitt und seine Freunde besitzen. Kurz darauf wird der alte Korsar wegen seiner Gaunereien verhaftet und Pitt und seine Mannschaft sind im Besitz eines wurmstichigen und morschen Segelschiffs, dessen Planken bei bloßem Betreten schon in sich zusammenbrechen.

Aber Piraten … Verzeihung, angehende Piraten geben nicht auf. Zwar liegt der Klapperkahn wenig später im Hafen auf dem Grund, doch so ein Schiff lässt sich reparieren wie alles andere auch. Das Ziel ist es wert. Und tatsächlich: Nach vielen Mühen ist das Schiff flott und sticht unter dem Namen Seestern in die weite See. – Und nun? Seefahren will gelernt sein. Der Kampf gegen gestandene Piraten wie die Mannschaft von Kapitän Grünbart will ebenfalls gekonnt sein, schließlich geht es um das eigene Leben. Es genügt überhaupt nicht, kurz vorher die Kündigung einzureichen, wie es Pitts Mannschaft noch versucht. Wie gut, dass Pitt nicht nur Ehrgeiz besitzt, sondern auch eine riesengroße Portion Glück.

Jehan Pistolet, wie er im Original heißt, startete in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und hat nichts von seinem erfrischenden Humor verloren. Einfach, elegant, mit Klamauk und Situationskomik gewürzt erschufen René Goscinny und Albert Uderzo eine witzige Piratenreihe, sicherlich nicht unbeeinflusst von den Großen des Genres, vorneweg mit solchen Namen wie Erol Flynn.

Und so kann der Leser vieles aus berühmten Piratengeschichten wieder finden, natürlich auch die Parodie auf berühmte Piratennamen. Hier lauten sie Grünbart, der violette Pirat, der graue Korsar oder der weiße Freibeuter. Darüber hinaus finden sich hier die Archetypen einer Piratengeschichte. Neben dem Kapitän ist dies zum Beispiel der Smutje – der nicht so gut kochen kann – und der Schiffspapagei, der den Schnabel immer zu voll nimmt. Jasmin, der Papagei, verfügt ganz standesgemäß auch noch über ein Holzbein.

Praktischerweise war die Welt zur Zeit der Piraten, als noch mit einfachen Kanonen geschossen und mit Säbeln gekämpft wurde, viel gefährlicher als heute. Reisen dauerten länger und man wusste nicht immer wo und ob man überhaupt ankommt. Nach den ersten beiden Episoden Der unglaubliche Korsar, wo der Leser Pitt Pistol erst einmal in Ruhe kennenlernt, und Korsar des Königs ist das Schiff unterwegs und für die beiden Komödienschreiber Goscinny und Uderzo gibt es keine Grenzen mehr. In Pitt Pistol und der Spion geht die Reise auf den afrikanischen Kontinent. Eine neue Kolonie soll aus der Taufe gehoben werden. Doch nicht nur der französische König hätte gerne neue Ländereien. Der spanische und der deutsche König schicken ebenfalls Schiffe hinter der Seestern, Pistols Schiff, hinter. So schiffen sich die Spanier an Bord der Espantosa und die Deutschen an Bord der Sauerbraten (!) ein und folgen den Franzosen.

In dieser Episode ist jeder am richtigen Platz. Textlich wie auch optisch wird mit Klischees gekonnt gespielt, ebenso wie es später in den hervorragenden Länderepisoden aus der Asterix-Reihe gemacht werden wird. Wer diese alte Episode von Pitt Pistol liest hat sofort die Spanier und die Goten vor Augen.
Pitt Pistol in Amerika greift ein anderes beliebtes Ziel des Duos auf – der Titel verrät es. Wer Umpah-Pah mochte, wird auch von dieser Geschichte begeistert sein. Die Bilder nähern sich immer mehr dem späteren Stil der Asterix-Bilder an. Sie werden knuffiger, putziger und verlassen schon sehr bald das Flair alter Werbezeichnungen, wie sie einem immer noch in charmanten Rückblenden aus den 50er Jahren begegnen.

Mit Der verrückte Erfinder, einer Kurzgeschichte, die hier zum ersten Mal seit 1956 in einem Farbnachdruck erscheint, wird sich der Leser ein wenig an Der rote Korsar erinnert fühlen, der dieser kleinen Geschichte 4 Jahre vorausging. Der Unterschied der beiden kauzigen Erfinder in beiden Geschichten liegt darin, dass der Figur im Film mit Burt Lancaster auch Erfindungen gelingen. Der Leser kann sich also auf eine Menge Chaos und wahnwitzige Ideen freuen.

Ungebremster Humor von Goscinny und Uderzo, auch nach 50 Jahren immer noch ein großer Spaß, der sich von Episode zu Episode steigert. Wer wissen mag, wie die beiden tollen Humoristen vor Asterix arbeiteten, dem sei Pitt Pistol wärmstens ans Herz gelegt. 🙂

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