Der Heilige der Killer – ein Mythos oder alptraumhafte Realität? Wie konnte ein Mensch in den Besitz dieser furchtbaren Macht kommen? Der Mann hat immer nur getötet. Im Bürgerkrieg. Im Kampf gegen Indianer. Im Duell gegen mieses Gesindel. Aber nie tötete er einen Unschuldigen. Eines Tages rettet er eine junge Frau vor Indianern. Sein Leben scheint eine Wende zu nehmen. Die junge Frau sieht als einzige etwas in ihm, was nichts mit Tod und Zerstörung zu tun hat. Er lässt sich auf dieses andere – bessere – Leben ein, liebt, lebt, wird Vater. Alles ist gut, bis zu dem Tag, als seine Frau und sein Kind am Fieber erkranken. Um Medizin zu holen, muss er nach langer Zeit wieder in eine Stadt.
Es ist der Schmerz über den Verlust, der den Wunsch nach Rache gebiert, ein Gefühl, das so stark wird, dass neben ihm nichts anderes mehr Platz hat.
Garth Ennis erzählt im Vorwort von seiner Liebe zum Western, zu all den Abenteuern, die er im Fernsehen erlebte, in denen John Wayne eine große Rolle spielte. Von John Wayne zum Heiligen der Killer ist es jedoch ein weiter Weg. Denn wo für manchen Revolverhelden die Geschichte endet, geht es für den Heiligen der Killer erst richtig los.
Ennis schickt seinen Antihelden in die Hölle. Hier treffen wir, typisch Ennis, den Teufel und den Engel des Todes bei einer Partie Poker. Während der Revolverheld an der Spitze all der Seelen, die er ins Jenseits geschickt hat, in die Hölle einreitet, geschieht etwas völlig Unerwartetes in der Hölle: Ein Sprichwort geht in Erfüllung. – Welches das ist, kann der Leser sicher schnell herausfinden. So mancher verwendet es, um die Unmöglichkeit eines Zustands herauszustreichen.
Garth Ennis bastelt sich seine ganz eigene höllische Legende, voller Brutalität, Freaks, verzweifelten Gestalten – den Teufel eingeschlossen – und mit viel schwarzem Humor.
Dieser Humor wird in den beiden folgenden Episoden Denn er wusste nicht, was er tat und Good Old Boys noch einmal in luftige höhen getrieben. Wenn Ennis die Geschichte über das Arschgesicht anstimmt, entsteht eine Handlung, die jedem Nullbock-Kid eine Warnung sein sollte. Es ist für Ennis recht ungewöhnlich, dass als Lösung einer Geschichte ein vergleichsweise ernsthaftes Ziel in Betracht gezogen wird. Denn sogleich mit den guten alten Jungs kehrt Ennis zum gewohnten Hinterwäldlerhorror zurück.
Jody und T.C., die beiden, die dem Preacher das Leben schwer machten, zeigen einmal mehr aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Die Hinterwäldler führen einigen Gangstern aus der Stadt vor, wie man in den Sümpfen seinen Gegner fertig macht. Mit allen Mitteln. Das ist ein Ennis, der mit dem Spaßfaktor Gewalt spielt und einen Sinn in der Handlung vollkommen außer Acht lässt.
Wo ist der Preacher? – Keine Spur von ihm. Garth Ennis beschränkt sich auf Geschichten aus dem Preacher-Universum. Ohne den Preacher vermisst man als Leser auch Steve Dillon nicht, den Stammzeichner, der den maßgeblichen Figuren ein Gesicht gegeben hat.
Zum Einsatz kommen Gastzeichner, die auf ihre Art überzeugen, aber nicht an Steve Dillon heranreichen. Steve Pugh versucht sich an einer Imitation des Dillon-Stilsm skizziert aber aufwändiger, etwas unsicherer auch, ufert mehr aus, häufig auch in Karikative. Sind die Waffen auf den Covern von Glenn Fabry (genial wie immer) schon regelrechte Wummen, sind sie im Comic selbst Kanonen mit ebensolcher Durchschlagskraft. Mit der Figur des McCready ist eine Abart eines Kindergesichts geschaffen worden, ein dreckiger Billy the Kid mit einhundertprozentig psychopathischen Tendenzen. Der Ekelfaktor ist durch die Erzählung von Ennis bereits hoch, durch die Bilder von Steve Pugh wird er um einige Faktoren gesteigert.
Die Bilder von Carlos Ezquerra, die die Episode um den Heiligen der Killer abschließen, müssen sich auch optisch hinter der Umsetzung von Steve Pugh anstellen. Die gruseligen Effekte von Pugh werden von Ezquerra ein wenig ins Lächerliche gezogen.
Richard Case, der sich grafisch der Geschichte des Arschgesichts annimmt, ist ein Vertreter von harten, wie gemeißelten Linien. Es ist gewöhnungsbedürftig, modern zwar, aber auch ausdrucksstärker als Ezquerra, der in der letzten Geschichte um die guten alten Jungs wieder federführend ist. Hier werden Ezquerras Zeichnungen wieder besser, da er ganz offensichtlich Dillons Bildern und Vorlagen nacheifert.
Ennis bleibt Ennis. Wenn man sein eigenes Vorbild ist, kann einem niemand etwas vormachen. Ein interessanter Einblick in die Hintergründe des Preaecher-Universums. Die Auswahl der Gastzeichner trübt das Vergnügen ein wenig, aber nur ein wenig, denn die Geschichten sind stark genug, um die Optik zu überwiegen. 🙂
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