Samstag, 19. Juli 2008
Juan Solo, bei der Geburt gestraft, mit Milde zunächst bedacht, hält sich an die letzten Worte seines Ziehvaters: Bring ihm das Sprechen bei, und alle werden dich respektieren. Gemeint ist die Pistole, die der kleinwüchsige Mann namens Halbliter in einer Stoffpuppe versteckt hielt. Nun ist sie das einzige Erbe Juans in dieser erbarmungslosen Welt, in der ein Mensch für einen Nickel getötet wird.
An dieser Stelle stirbt mit der furchtbaren Kindheit Juans auch das Mitleid des Lesers für diese Figur, denn die Pistole wird sein Freund. Das Kind, geboren mit einem Schwanz, wird viel ertragen, um seinen Weg zu gehen, aber er wird auch gnadenlos zu- und um sich schlagen und jeden vernichten, der ihm im Weg ist.
Juan kennt kein Mitleid und er vergisst nichts. Er vergewaltigt, er mordet, hintergeht, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Mensch, den alle wegen seiner Fehlbildung am rückwärtigen Teil seines Körpers als Missgeburt, als Monster ansahen, ist zu noch etwas viel schlimmerem als einem Monster geworden. Langsam bildet sich ein Muster heraus. Kurz bevor seine Gegner vernichtet werden, hat er es geschafft, dass sie ihn respektieren – obwohl das ein Zustand ist, der ihm schlichtweg am Arsch vorbeigeht.
Die Geschichte von Juan Solo ist kein sauberer Thriller, in dem ein paar Jungs die harten Kerle markieren, ein bißchen Blut fließt und einige Köpfe explodieren. Hier wird Gewalt nicht zum Spaßfaktor, wie es ein Tarantino praktiziert, wenn er einen brennenden Typen mit einer Kanone über die Ladentheke springen lässt. Wenn hier ein Kopf im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Silbertablett serviert wird, dann ist das blutiger Ernst und – anders kann der Autor Alexandro Jodorowsky das nicht gewollt haben – ein mögliches Lachen bleibt einem im Halse stecken.
Juan ist kein Killer wie Torpedo, dafür ist und bleibt die Geschichte zu ernst. Juans spätere Kumpane sollten auch trotz ihres merkwürdigen Aussehens und ihrer Namen nicht mit Sidekicks verwechselt werden. Obwohl die Mörderbande seine Kreativität bei der Tötung einer alten Frau lobt, ist hier auch kein Platz für Spaß – und das ist das wichtige, das Jodorowsky seiner Figur in dieser ersten Geschichte mitgibt – Juan mag Spaß daran haben, aber er zeigt ihn nicht. Natürlich präsentiert er das Ergebnis seiner Arbeit mit einem gewissen Stolz, auch Arroganz, und sein Einfallsreichtum in der Perfektionierung seiner Taten erreicht einen hohen Ekelgrad, aber Zeichner Georges Bess zaubert zu keiner Zeit ein Lächeln darüber in dieses schmale Gesicht.
Es könnte ein Comic sein, wie so mancher andere auch, würde Bess nicht diesen erschreckenden Realismus in seine Bilder legen. Es zeigt ein Südamerika, wie es der interessierte Leser aus vielen – negativen – Berichten und Geschichten her kennt. Es ist weit jenseits eines Entwicklungslandes. Es riecht nach Kuba und Kommunismus. Es stinkt nach Militärjunta. Es klingt nach Salsa, Slums und Schlamm. Sex bewegt sich jenseits lächerlicher Feuchtgebiete, ist Geschäft, dummes Spiel, Entspannung und Zahlungsmittel. Der Tod ist ein persönliches Drama. Was anderswo, nur ein paar Meter weiter, geschieht, ist uninteressant.
Gleich von den Nachrichtenbildern in den Comic: Bess vermischt das, was wir kennen und hörten, die Demonstrationen, die Jagden von Killerbrigaden auf Kinder, die Suche nach Nahrung auf den Müllhalden, alles Miese und Schlechte mit dem, was ein Mensch sich noch ausdenken kann. Herauskommt eine südamerikanische in heißschwül rotgelbes Licht getauchte Hölle auf Erden.
Völlig entgegengesetzt dazu beginnt die Geschichte mit einer Kreuzigung. Der Mann, der ein erbarmungsloser Killer war, lässt sich von Dorfbewohnern kreuzigen und mit einer Dornenkrone krönen. Entgegen jener Rituale, wie sie alljährlich auf den Philippinen stattfinden, lässt sich der Mann nicht aus Liebe zu Gott oder dem echten Jesus ans Kreuz schlagen. Es ist Hass, der ihn antreibt. Dort oben, in der gleißenden Sonne hängend, beschimpft er sein Schicksal, verhöhnt er Gott und schaut schließlich zurück.
Als Leser mag man rätseln, wie der Killer, den Jodorowsky schildert, später zu einem Menschen werden kann, den die Dorfbewohner als heiligen Menschen bezeichnen. Vielleicht spielt Jodorowsky hier auch wenig mit der Bibel, macht aus Saulus einen Paulus.
Juan dient einem Mann, der seine eigene Tochter begehrte. Die Servierung des Kopfes auf einem Silbertablett, der Ziehvater, der im Tode heim in den Schoß der Kirche zurückkehrt – und diese gleich mit in die Luft jagt. (Und – aber das ist wirklich sehr waghalsig interpretiert – Paulus schreibt selber über Gott: Als letztem von allen erscheint er auch mir, dem Unerwarteten, der Missgeburt.)
Die übertriebene, wie auch eine Art getriebene Christianisierung hängt hier beständig als Thema in der Luft. Gerade gegen Ende, wenn man glaubt, dass diese Vermutung nur ein Hirngespinst war, drängt sich dieser Gedanke ausgerechnet beim Anblick eines Schlafzimmers wieder auf.
Eine grafische und erzählerische Granate, ein Schlag ins Gesicht des Lesers. Man muss diese unterkühlte, distanzierte Erzählweise, der sich auch ein Gabriel García Marquez bedient, nicht mögen, aber faszinieren kann sie allemal. Juan Solo geht seinen Weg unbeirrt. Alles um ihn herum ist Werkzeug, selbst sein eigener Körper. Eine eiskalte Figur, aber auch eine tragische Figur. Bricht das Mitleid auch nach dem ersten Schuss weg, ist es Jodorowskys erzählerischem Geschick zu verdanken, dass man sich zwischenzeitlich fragen muss, ob Solo nicht doch etwas Mitgefühl verdient. – Ein brillanter Thriller, aber sicherlich nicht für jeden Leser. 🙂
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Dr. Strange hat das Versteck gut geschützt. Doch wie lange wir die Illusion vorhalten? Was soll er tun? Schickt er den Hulk fort, gestützt durch Magie und der Hulk findet einen Weg zurück, wird nichts mehr seiner Wut Einhalt gebieten können. Schon jetzt stehen die Chancen mehr als schlecht. Während er nach einer Lösung sucht und eine Beschwörung beginnt, stellen sich draußen auf den Straßen von New York andere Helden dem wütenden Riesen, der, in eine Gladiatorenrüstung gekleidet, zurückgekehrt ist. Leider – und daran hatte bisher niemand auch nur zu denken gewagt – ist der Hulk nicht allein. Plötzlich ist er nicht mehr ein einsamer Wüterich, sondern jemand, der Freunde hat und diese sind nur zu gern bereit, diesem Menschen, den sie auch als König betrachten, zur Seite zu stehen.
She-Hulk versucht es mit Worten. Sie bietet ihre Hilfe an, versucht Bruce Banner zu besänftigen, den ehrenvollen Wissenschaftler. Sie hat seinen Zustand nicht bedacht. Nicht nur der Hulk, sondern auch Banner hat eine Heimat verloren. Er teilt den Zorn des Hulk voll und ganz. She-Hulk ist stark, aber nicht stark genug. Auch Ares ist stark, doch kein würdiger Gegner. Und der Rest der Helden ist ausreichend mit dem Gefolge von Hulk beschäftigt.
Derweil suchen Reed Richards, Storm und Black Panther auf ihre Art einen Weg zu finden. Johnny Storm, die lebende Fackel, probiert eine Flammendusche und endlich kommt es zu der Begegnung, die einfach kommen musste. Das Ding stellt sich dem Hulk!
Jetzt geht’s rund! – Jetzt erst? Nein, überhaupt nicht. World War Hulk erinnert an einen Boxkampf, in dem es von Runde zu Runde weitergeht. Ein Schlagabtausch zwischen dem Ding und dem Hulk war schon etwas, das John Buscema mit Inbrunst gezeichnet hat. Durch das Team Romita Jr., Janson und Strain ist ein Fight in Nahaufnahme entstanden. Nicht nur den staunenden Augen aller zuschauenden Helden ist klar, dass das Ding keinerlei Chance hat. Der Hulk ist mehr als bereit, seinen alten Widersacher zu töten.
Die zweite Runde verfährt nach dem Motto: Wer könnte es schaffen, den Hulk zu besiegen? Die Antwort ist schlicht: Keiner. Egal, was die Helden aufbieten, seien es Tricks, Gewalt, Kraft, Magie, nichts hilft gegen die überwältigende Kraft des Hulk. Und falls doch jemand einen Schleichweg finden sollte, so mischen sich seine Freunde ein, die er mitgebracht hat, und halten ihm den Rücken frei.
Während es vor den Kulissen abgeht, braut sich dahinter einiges zusammen. Sehr zur Freude der Fans, denn Greg Pak, seines Zeichens Autor dieses Karambolage-Comics im Katastrophenformat, hat auch die rein menschlichen Gegner dieses Festivals nicht vergessen. Folglich mischt sich bald auch General Ross bald in die Schlacht ein.
Für den Fan mag es erschütternd oder auch überaus vergnüglich sein, seine Helden so platt wie niemals zuvor zu erblicken. Ein Bild, auf dem Hulk und seine Freunde die gefallenen Helden auf dem Boden hinter sich her schleifen, spricht Bände. (Oder auch an den Haaren durch die Luft tragen, wie es Brood mit Spider-Woman und Warbird praktiziert.) Am Ende ist der Kampf von Hulk gegen Herkules nur noch eine Fußnote. Der winzige Moment, in dem Rick Jones zu Hulk durchdringt, erinnert an einen der ruhigeren Momente, die King Kong mit Fay Wraye hatte. Und wie damals die Maschinengewehre genau in diesem Moment zuschlugen, sind es hier die magischen Versuche von Dr. Strange, die wieder für ein bißchen mehr Kleinholz sorgen.
Bombastisch – im wahrsten Sinne des Wortes. Selten war ein Rächer wortkarger als Clint Eastwood und doch pflastern keine Leichen seinen Weg. Denn für die Besiegten hat sich Hulk etwas anderes ausgedacht. 🙂
Der Hulk kehrt zur Erde zurück. Sein Wunsch: Rache. Er ist der festen Überzeugung, dass das Quartett, bestehend aus Dr. Strange, Reed Richards, Iron Man und Black Bolt, seine Welt, auf der er eine neue Heimat und eine Familie gefunden hatte, zerstört hat. Nie war sein Leben besser, nie stürzte er tiefer, nie wurde er schlimmer verletzt. Dafür sollen sie büssen. Und wenn sich die Menschen auf ihre Seite stellen, dann die komplette Erde gleich mit. Die erste Station seiner Heimreise liegt jedoch nicht auf der Erde, sondern auf dem Mond. Black Bolt ist der erste der Verschwörer, der sich dem grünen Giganten stellen muss, dessen Kräfte seit seiner Verbannung enorm gewachsen sind.
Bald erscheint ein riesiges Raumschiff über New York. Eine Projektion des Hulk klärt die Menschen über seine Rückkehr auf, berichtet ihnen von seinem Schicksal. New York soll evakuiert werden, die verbliebenen Verschwörer sollen sich zum Kampf stellen. Als Beweis präsentiert er einen geschlagenen Black Bolt, dessen Kräfte ihm nicht gegen den Hulk geholfen haben.
Bei den Verschwörern, die im besten Gewissen gehandelt haben und nichts von einer Bombe wissen, die die neue Heimat des Hulk vernichtet haben soll, macht sich Panik breit. Sie kennen die Gefährlichkeit ihres Gegners. Einen gibt es noch, mächtiger als Black Bolt, einen Helden, der aus dem Vergessen befreit wurde, der sich dem Hulk ebenbürtig stellen kann: Sentry.
Also, Leute, die Aufgabenstellung ist einfach. Wir machen eine Mini-Serie. Und wir machen etwas kaputt. Aber so richtig! Die bekanntesten Helden auf der guten Seite bekommen so richtig eins auf die Mütze!
So oder ähnlich könnte der Auftakt der Redaktionssitzung zum Action-Kracher World War Hulk gelautet haben.
John Romita Jr., inzwischen auch schon ein Marvel-Veteran bereitet diese cineastische Katastrophengeschichte mit viel Sinn und Gespür für die Figuren auf.
Der Hulk hat schon oft gezeigt, was er alles kann – was er alles einstecken und austeilen kann. Also musste es diesmal etwas besonderes sein. Allein die Vergabe des Titels der Mini-Serie sagt schon genug aus. Wenn schließlich das Symbol des Sentry auf dem Turm der Rächer in sich zusammenstürzt und den Wolkenkratzer in der Vertikalen spaltet und eine riesige Staubwolke über New York hinweg zieht, dann weckt das Assoziationen zu einem realen Katastrophenereignis vor einigen Jahren. Ob diese Verquickung, das Spiel mit der Realität so gelungen ist, mag jeder für sich entscheiden. Optisch dramatisch ist es allemal und selten hat der Hulk so gut in seiner Wut ausgesehen.
Romitas Bilder sind insgesamt eher einfacher, auf ihre Art unverwechselbar und obwohl sie gegen Bilder von Künstlern wie David Finch, der die Cover zur Reihe zeichnete, sogar simpel wirken mögen, treffen Romitas Bilder mit ihrer Machart das Herz des Marvel-Universums. Er ist schwer zu vergleichen. Vielleicht kommt die Machart der Grafiken von Cory Walker ein wenig in die Nähe (Invicible). Dank der Mitarbeit von Klaus Janson als Inker geraten die Bilder von Romita erstaunlich kräftig. Geschwindigkeit wird in diesem Szenario groß geschrieben. Es jagt durch die Lüfte, explodiert, sprengt, spritzt zur Seite, kracht, blitzt, qualmt und spätestens wenn Iron Man seine spezielle Kampfrüstung für den Kampf gegen den Hulk trägt und zum Gefecht antritt und es ganz- bis doppelseitig fetzt, dann ist man mitten drin in einem Marvel-Abenteuer der alten Schule, in dem mehr als nur die Wände wackeln.
Was für ein Anfang! Daraus machen andere ein Finale. 🙂
Giles beobachtet die Armee der Jägerinnen mit einer gewissen Sorge. Nicht alle dieser jungen Frauen mit diesen außergewöhnlichen Kräften sind bereit, sich einer Führung unterzuordnen. Bald hat er eine von diesen Frauen ausfindig gemacht, die sogar Buffy gefährlich werden kann. Giles fasst einen Entschluss. Aber wie tötet man eine Jägerin? – Mit einer anderen Jägerin! Seine Wahl fällt auf Faith, inzwischen älter geworden, als Mörderin auf der Flucht, aber nicht weiser geworden. Giles hat einen Vorschlag. Ein neues Leben gegen einen Mord.
Damit hören die Probleme allerdings nicht auf. Der Anschlag kann nicht nach dem üblichen Faith-Motto „Rein, draufschlagen und wieder raus“ durchgeführt werden. Das Ziel verbirgt sich hinter einem magischen Schild inmitten eines hochherrschaftlichen Anwesens in England. An ihrer Seite wacht eine Art Lehrmeister, ein Warlock, der seine ganz eigenen Vorstellungen und Ziele verfolgt. Eine fehlgeleitete, in ihrem Charakter nicht gefestigte Jägerin kommt ihm da gerade recht.
Giles versucht unterdessen Faith einige Normen englischen Benimms beizubringen, da sie sich während eines Kostümballs einschmuggeln soll. Wie es sich bald herausstellen wird, verfügt Faith zwar nicht über Benimm, aber über genügend angeborener Arroganz, um eine hochwohlgeborene Engländerin trefflich zu imitieren.
Wie tötet man eine Jägerin? Es versteht sich von selbst, dass für Buffy-Serien-Erfinder Joss Whedon nur eine für diesen schwierigen Auftrag in Frage kommt. So ist Faith, Buffys Lieblingsfeindin, wieder mit von der Partie. Unbequem, laut, ordinär, überaus straight, schlagfertig, brutal, schön, verzweifelt, das sind alles Schlagworte, mit denen sich Faith belegen lässt und auch diesmal wartet Faith mit diesen Eigenschaften auf. Doch etwas ist anders.
Whedon will seiner Faith eine zweite Chance geben. Ähnlich wie in so manchem Thriller erhält auch hier ein Killer durch einen letzten Auftrag die Möglichkeit, sich von seinem alten Leben zu verabschieden und irgendwo ganz neu anzufangen. Whedon geht noch einen Schritt weiter. Faith gerät in Versuchung, der englischen, oder besser, der adeligen Lebensart zu erliegen – denn wie es der Zufall will, ist das Zielobjekt der guten Faith nicht unähnlich. Und so nimmt die Geschichte nicht die Wendung, die Giles vorgesehen hatte. Obwohl dieser Handlungsstrang für jeden Buffy-Fan schon spannend genug sein mag, verliert Whedon auch die anderen nicht aus den Augen.
Dawn hadert immer noch mit ihrem Schicksal als Riesin. Willow ist wieder da und die alte Freundschaft zwischen ihr und Buffy lebt wieder auf. Nostalgie ist angesagt. Durch einen Begegnung mit einem sehr außergewöhnlichen Dämon kommen auch Ausblicke hinzu, die neugierig machen – auch darauf, ob Whedon sie umsetzen wird, oder ob es nur Zückerchen am Rande sind.
Wie hoch die Einflüsse von Brian K. Vaughan als Co-Autor an der Geschichte sind, lässt sich schwerlich sagen. Fakt ist allerdings, dass mit Vaughan, der mit seinen Serien Y – The Last Man und Ex Macchina überaus erfolgreich ist, ein Autor gefunden wurde, der die neue Schule des vorausschauenden Erzählens mit Whedon teilt.
Grafisch sind tolle Künstler versammelt. Jo Chen ist ein wahrhaft göttlicher Cover-Zeichner. Die verschiedenen Momentaufnahmen zu Szenen innerhalb der Handlung sind beste Kunst. Ob Buffy und Willow durch die Lüfte fliegen oder Faith in den Flammen steht, Buffy zu ertränken versucht, stets packen die Bilder dank einer inneren Dramatik. Das mag auch daran liegen, dass Chen die Blicke seiner Figuren toll einzufangen weiß.
Die Handlung selbst wird im Comic-Stil von Georges Jeanty und Cliff Richards (Das muss ein anderer sein.) gestaltet. In diesem Stil ist schon schwer, die Ähnlichkeit einer realen Person dauerhaft von Seite zu Seite stets gleich zu gestalten. In den meisten Fällen gelingt dies aber recht gut, so dass besonders durch diese Arbeit auch das richtige Buffy-Feeling aufkommt.
Darüber hinaus können sich die beiden Künstler auch an die eine oder andere humorige Szene heranwagen, ohne die Buffy nicht die Serie wäre, die sie zu einem Erfolg werden ließ. Bezeichnend hierfür sind die erotischen Phantasien von Buffy und Willow. Es muss am ersten Bond-Film mit Daniel Craig liegen, dass Buffy ausgerechnet ihn am Strand treffen will. Willows Phantasie mit dem hierzulande eher weniger bekannten TV-Star Tina Fey zündet nicht so. Dafür lassen Jeanty und Richards den guten Xander in Dawns Unterwäsche fallen. (Klar, dass sie diese zu diesem Zeitpunkt nicht trägt. Also keine falschen Ideen.)
Das passt! Nach dem großen Loch, das einmal – nein, nicht Frankreich – Sunnydale war, geht Whedon konsequent weiter in die Welt und nutzt das Medium Comic verstärkt, um noch phantastischer zu sein, denn Tricks, Dämonen, Special Effects allgemein kosten auf dem Papier weit weniger als im Film. Gruselige und witzige Unterhaltung der 8. Buffy-Staffel. Sehr gut. 🙂
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Donnerstag, 17. Juli 2008
Bisher gibt es zwei ermordete Mönche. Bruder Budog sieht infolge der Hinweise keine andere Möglichkeit, als einen alten Freund hinzuzuziehen. Gwenc’hlan und sein Novize Taran machen sich gleich nach Erhalt der Botschaft auf den Weg. In der Abtei angekommen verdichten sich die Zeichen. Jemand scheint Mönche zu töten, die mit einem geheimnisvollen Manuskript in Berührung kamen. Ein blinder Mönch gibt den entscheidenden Hinweis und Gwen’hlan, dessen detektivischer Spürsinn geweckt ist, erhält langsam eine Ahnung, was der Hintergrund dieser Vorkommnisse sein könnte.
Kommt einem ein wenig bekannt vor? Es hat jedenfalls den Anschein, dass die Macher Jean-Luc Istin, Thierry Jigourel und Jacques Lamontagne den Historienkrimi von Umberto Eco namens Der Name der Rose nicht nur sehr gut gelesen haben, sondern auch noch mit der erfolgreichen Verfilmung mit Ex-Bond Sean Connery sehr vertraut sind.
Nicht nur das Verhältnis von Gwen’hlan und Taran, Lehrmeister und Schüler, ähnelt dem von William von Baskerville und Adson von Melk. Der Aufbau des Falles ist höchst ähnlich, die Ankunft in der Abtei, der Blick auf die junge Frau, das spätere Gespräch in der gemeinsamen Kammer, das Gespräch mit dem Blinden, das Manuskript, all dies sind bekannte Elemente des besagten Kriminalgeschichtenklassikers aus den 80er Jahren.
Doch damit nicht genug. Wer genau hinschaut, wird in Gwen’hlan auch Sean Connery optisch wieder erkennen, so wie er noch jugendlicher in Zardoz ausschaute, mit langer Haartracht und Schnauzbart.
Bruder Iltud ähnelt Volker Prechtel, der den Bruder Malachias in Der Name der Rose spielte. Wenn dann noch sieben schwarze Reiter in Kapuzenumhänge gehüllt auf schwarzen Pferden auftauchen, dann hat das nichts mehr mit letztgenanntem Buch und Film zu tun, sondern mag eine weitere Anspielung auf andere berühmte literarische Figuren sein. Dabei handelt es sich nicht um das letzte Beispiel von kleinen Ähnlichkeiten, die in dieser Konzentration unmöglich Zufall sein können.
Vor all diesen Anspielungen und Ähnlichkeiten der Handlung stellt sich die Frage, ob der Auftakt von Die Druiden mit dem Untertitel Das Geheimnis der Oghams genügend Eigenständigkeit bewahrt. Der Niedergang der alten Religion, dem die Druiden angehören, war immer wieder Thema von so manchem Film und Roman. Herausragend und mit Vorbildcharakter behaftet ist hier natürlich Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley.
Auch Gwen’hlan macht seine Erfahrungen mit der Anderswelt, der Insel hinter dem Nebel, bei einem seiner Besuche dort und erzählt eine alte Legende, in der ein Kind, aufgezogen in der Anderswelt, beinahe zum Erlöser der Kelten wird. In diesen Kleinigkeiten wird natürlich auch der Artus-Mythos angedeutet.
Die Eigenständigkeit entsteht durch die Optik, die grafische Genauigkeit und der Unverwechselbarkeit der Figuren, von denen man einigen lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte. Bruder Gwenole sieht aus wie der leibhaftige Tod, Bruder Ronan kann man fast flüstern hören, da er derart unheimlich wirkt.
Die Präzision und Vollkommenheit der Bilder findet sich nicht nur in den glasklar gestalteten Figuren, vielmehr auch in der Landschaft. Urwüchsig, rau und schön präsentieren sich die Küsten, das Meer, die Wälder, nicht wie auf einer Postkarte, eher ungestüm, mit eigenem Charakter versehen. Die Bauwerke sind einfach. Die Abtei ist nur eine kleine Niederlassung und eher schwach, weshalb die Angst vor Übergriffen bei den Mönchen verständlich ist. Von einer Trutzburg ist hier nichts zu sehen.
Fast im Sinne alter Historiengemälde, die Schlachtenszenen aus alter Zeit thematisieren, zeigt sich die Auseinandersetzung zwischen Kelten und Römern, zwar nicht mit der Dichte von Gemäldedarstellungen, aber für einen Comic schon außergewöhnlich. Die grafische Opulenz schwingt durch jeden Bereich des Bandes und macht ihn zu einem Fest.
Der Schluss kommt übergangslos und etwas abrupt, hinterlässt zugleich viele offene Fragen – so wie es sich gehört – aber auch Neugier auf die Auflösung auf diese sehr weitreichend angelegte Geschichte.
Spannend, mit ungewöhnlich vielen Verweisen auf andere Literatur und Filme, wunderbar gestaltet, komplex, aber sehr abgerundet erzählt. Eine vergangene Zeit wird hier trefflich wiedererweckt und es wäre im Sinne des an Historien interessierten Comic-Lesers, wenn dieses Künstler-Team sich an weitere geschichtsträchtige Epochen heranwagen würde.
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Wie stark ist Superman eigentlich? Wie hoch ist der Grad seiner so genannten Unverwundbarkeit? Gibt es da wirklich gar nichts, das ihm etwas anhaben kann? Jemand der Lastkraftwagen durch die Luft trägt und tiefste Unterkühlungen aushält, was könnte einem solchen Wesen Schaden zufügen? Nicht nur Superman selbst ist es, der sich solche Fragen stellt. Viele andere, darunter auch Feinde stellen sich genau diese Fragen. Aber sie haben noch keine Lösung gefunden. Wenn sie wüssten, was Ma und Pa Kent wissen, die in diesem kleinen Ort namens Smallville leben … Vielleicht wäre dann alles ein wenig anders.
Superman ist nicht sicher, ob der Weg, den er geht, der richtige ist. Einerseits will er helfen, aber es nagt auch jedes Mal die Angst an ihm. Wird dieser Einsatz der letzte sein? Wird dies oder jenes mich töten? Andererseits möchte er auch gerne bei seiner großen Liebe sein, die sich immer noch nicht daran gewöhnt hat, den Mann, den sie liebt, mit der ganzen Welt zu teilen.
Zu diesem Zeitpunkt, als sich Superman die Frage erneut stellt, ob dies nun seine letzte Hilfsaktion ist, trifft sich Lois Lane mit dem Casino-Betreiber Tony Gallo. Weltmännisch und gewandt ist es für ein Leichtes, Lois zu becircen. Superman, der kurz zuvor noch glaubte, in einem unterirdischen Lavastrom zu ersticken, muss enttäuscht mit ansehen, wie Lois mit einem Gutenachtkuss verabschiedet wird. Ihre Miene lässt keinen Zweifel. Der Abend hat ihr gefallen.
Superman Confidential lautet die Überschrift dieser neuen Saga um den Stählernen aus der Feder von Darwyn Cooke, der jüngst mit einer Neuerzählung von The Spirit auf sich aufmerksam machte. Jedermann – jeder Comic-Fan- weiß, dass Kryptonit die Achillesferse von Superman ist. Hier präsentiert sich dieser Stoff in einer neuen Interpretation, in einer variierten Version von Supermans Werdegang.
Ein riesiger Brocken des grünen Gesteins überdauert die Zeit auf dem Planeten Erde. Es ist etwas in ihm gefangen und der einzige, der helfen kann, ist jener Held. Doch zuvor muss Superman dem Kryptonit gegenübertreten. Um zu helfen, muss Superman sein eigenes Leben aufs Spiel setzen.
Darwyn Cooke fügt dem allseits bekannten Dreiecksgespann Superman, Lois Lane und Lex Luthor einen weiteren Baustein in Form des skrupellosen Tony Gallo hinzu. Diese Figur fällt mit ihrer sizilianischen Vergangenheit ein wenig aus dem Konzept Supermans und würde in dieser Aufbereitung eher bei Batman gefunden werden. (Zumal ihr Ausgangspunkt nicht unähnlich ist.) Charmant, verbrecherisch, kühl, wahnsinnig, eloquent. So gegensätzlich diese Eigenschaften auch sein mögen, so tragen sie doch zu einer gelungenen Figur bei, die eine erfreuliche Abwechslung bildet und nicht unecht wirkt.
An Darwy Cookes Seite zeichnet Tim Sale. Der grafische Stil zeigt sich in einer Mischung aus bekannten Bildern von Cooke selbst wie auch eines anderen bekannten Autors und Zeichners, der seinerseits Neuinterpretationen eines bekannten Helden wagte. Frank Miller (zur Zeit mit der Verfilmung von The Spirit beschäftigt, womit sich der Kreis wieder schließt) kommt mit seiner grafischen Ausdrucksweise Sale sehr nahe – nimmt man einmal Sin City davon aus, wo er auf geniale Weise über sich hinauswuchs.
Sale hat eine sehr einfache grafische Ausdrucksweise, einfacher als Cooke und weniger einfach als Miller. Manche Bilder wirken kindlich, manche cartoony und wieder andere haben eine tolle Wirkung, wenn sie die Richtung einer Karikatur einschlagen.
Der Mangel an Details und die Konzentration auf die wesentlichen Elemente einer Szene erinnern natürlich sehr an Cooke und seine Zeichentrickfilme auf Papier. Jemand, dem diese Art Bilder gerade recht kommen, ist Kolorist Dave Stewart, der hier ganz aus dem Vollen seiner Kreativität und seines Talents schöpfen kann und so den Eindruck eines Trickfilms noch verstärkt – wie auch den Eindruck einer Art Retrospektive in die Vergangenheit des Comic-Machens überhaupt. Ein ähnlich gutes Zusammenspiel legt Stewart mit Guy Davis vor, einem ebensolchen eigensinnigen Zeichner, wie es augenscheinlich Tim Sale ist.
Eine interessante Interpretation eines Superman-Abenteuers, ungewöhnlich erzählt und bebildert. Wegen des schnörkellosen und sehr geradlinigen Charakters in Wort und Bild vielleicht nicht für jeden Supie-Fan geeignet, der eher ein bombastisches Abenteuer mit Bildern im Stile von Jim Lee mag. Wer Cooke selbst oder auch Ed McGuinness gut findet, liegt hiermit richtiger. 🙂
Mittwoch, 16. Juli 2008
Der Kampf ist unbarmherzig. Kalte Energieblitze wüten gegen heiße Lavaschüsse an. Während die einen mit vereinter Kraft zuschlagen müssen, um einen Sieg zu erringen, schlägt eine Gegnerin alleine ein halbes Dutzend Feinde. Doch all die Macht der Krieger nützt nichts, als die Schwarzen auftauchen.
Unterdessen begegnet Kiani endlich ihrem Vater – den sie sich so nicht vorgestellt hat. Nicht in dieser geschwächten, wässrigen Form, nicht als Opfergabe für ihr Schwert, so wie es die Oberen von Aescylot von ihr wollen. Es ist ihr Vater, der ihr dazu rät, es zu Ende zu bringen. Kiani gehorcht. Sie stößt die Energieklinge in die Brust ihres Vaters.
Das Finale rollt spannend und melodramatisch.
Die Tochter findet ihren Vater wieder und soll ihn gleich darauf im Sinne eines irren Kultes töten. Vince Hernandez hält sich nicht mit einem Konflikt auf, sondern generiert gleich mehrere, die auf ihrem Höhepunkt ineinander übergehen. Hier fasziniert besonders das Eingreifen der Schwarzen, eine Volksgrube, die wegen ihres phantastisch dunklen Panzers diesen Namen erhalten hat und für die dieses Geplänkel eher lächerlich ist. Wie groß ihre Macht ist, zeigt Hernandez am Zusammenbruch der Auseinandersetzung in wenigen Augenblicken.
Eine Erlöserin wollten die Blauen, sie bekommen die Schwarzen, die sich auch über das anberaumte Ritual hinwegsetzen. Nicht nur das. Plötzlich spielt auch Killian wieder eine Rolle, der sich seit seinem Auftritt in Killians Tide sehr verändert hat. Dieser Killian macht (zumindest hier) einen geläuterten Eindruck – inwieweit das der Wahrheit entspricht wird die Zukunft von Fathom zeigen.
Zum Abschluss kann sich Zeichner Marcus To vollkommen auf die bisherigen Charaktere konzentrieren. Hintergrundgestaltung oder sonstiges Design lenkt nicht mehr ab. So betrachtet, scheint eine Lupe angesetzt worden zu sein. Lasst Gesichter sprechen, scheint der Grundgedanke zu sein. Erschrecken, Erstaunen, Furcht oder Trauer äußert sich hier kaum in Worten. Die Augen blicken groß. Münder sind vom Zorn oder Hass verzerrt. Eine Geste sagt alles. In bester Action-Manier wird kleines Kino zelebriert, soweit das in Heftform möglich ist.
Der Höhepunkt schlechthin ist das Eingreifen von Casque, einem der Schwarzen. Ohne Anstrengung vernichtet er die – seiner Ansicht nach – Feinde, die Killian in ihre Gewalt brachten. Die einzige Gestik – leider viel zu klein dargestellt, sonst wäre es umso beeindruckender – sind die abgespreizten Flügel, die ihn wie einen Unterwasserdrachen aussehen lassen. Die Vernichtung der Feinde wird von Marcus To gnädig inszeniert und ergeht sich nicht in einer überbordenden Gewaltdarstellung, was angesichts der finalen Kämpfe zu begrüßen ist.
Ein guter Schluss, spannend, sehr ernst, mit nur sehr wenig Trost für alle Beteiligten behaftet. Grafisch ein würdiges Finale für diese Miniserie. Von Marcus To, dem Zeichner, wird angesichts seiner Jugend bestimmt noch viel zu hören sein. 🙂
Fry & und das wirklich sehr, sehr rare Heft! Auch in der Zukunft gibt es noch Sammler. Vielleicht gerade dort ganz besonders, denn irgendwie ist alles noch viel seltener geworden. Und eigentlich war früher ja alles viel besser … Nun, Arbeit findet sich in der Zukunft auch nicht viel leichter und so transportieren Leela, Fry und Bender einige Kisten zu einem bedeutenden Sammler, der nur bedeutende Exponate sammelt. Bender kann mit all dem Gequatsche über Baseball und Homerun-Rekorde nicht viel anfangen. Nur wertvoll, das ist interessant.
Granville Byers IV., den seine Freunde Grabby nennen, wenn er denn welche hätte, Freunde nämlich, also dieser Grabby ist nun endlich im Besitz eines konservierten Barry Bonds, dessen Gesichtsausdruck hinter der Versiegelung davon kündet, dass er im Augenblick der Versiegelung alles andere als begeistert davon war, versiegelt zu werden …
Tja, es hat eben jeder so seine Probleme.
Wichtiger wäre jedoch, dass Grabby gerne ein Exemplar des Space Boy-Heftes mit der Nummer 150 hätte. Doch leider ist dieses Heft nicht mehr zu bekommen – wahrscheinlich weil Restexemplare an den Verlag gingen und eingestampft wurden – und so muss der Platzhalter für dieses Heft in Grabbys Sammlung wohl leer bleiben, es sei denn …
Fry kann sich erinnern, einstmals genau so ein Heft besessen zu haben, aber ob das nach 1000 Jahren noch auffindbar ist?
In der Comic-Schmiede von Matt Groening kennt man die Sammelleidenschaft mancher Comic-Fans. Deshalb ist es auch ein dankbares Thema für Futurama.
Wir begegnen unseren Helden im Raumschiff und sogleich werden wir dank Autor Len Wein in ein Aufsehen erregendes Gespräch verwickelt.
Leela, ist dir aufgefallen, dass Zehen irgendwie wie kleine Finger aussehen?
Gratuliere, Fry. Und ich hatte schon gedacht, dass du nicht mehr dümmer werden kannst …
Leela, wieder einmal die einzig intelligente Frau im Team (leider hat sie nur ein Auge), beteiligt sich nicht an der Diskussion über Baseball, dessen Faszination ausnahmsweise nicht auf alle Beteiligten übergreift. Endlich ist jemand zum Thema Baseball gelangweilt.
Darüber hinaus nutzt Wein die Gelegenheit, um den Sammel- und Promiwahn auf die Spitze zu betreiben. Grabby, der Sammler, nennt sogar ein ordentliches Sortiment von Promiasche auf Lager. Auf die Art steht die Urne von M.C. Hammer gleich neben der von George W. Bush.
Den satirischen Spitzen folgen Anspielungen, die es wie gewöhnlich wiederzuerkennen gilt. Der berühmte Roboter aus Alarm im Weltall ist da noch die leichteste Aufgabe. Wer bei seinem Weg in das alte New York eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Setdesign von Doom (dem allerersten Teil) entdeckt, liegt möglicherweise auch nicht so falsch.
Und zu guter Letzt wird auch noch ein berühmtes weltweit über das Internet agierendes Auktionshaus szenisch auf die Schippe genommen. – Und sollte es einmal soweit kommen, wie hier beschrieben, dann gute Nacht.
Grafisch erlauben sich Mike Kazaleh (Zeichner), Andrew Pepoy (Tusche) und Nathan Hamill keinerlei Fehler. Dank der stilistischen Richtlinien wirkt jede Figur wie ausgestanzt – sogar die Haare haben aus den verschiedensten Blickwinkeln immer die gleichen abstehenden Strähnen.
Wenn am Ende Mom mit Bram Stokers Dracula Frisur ihren Auftritt hat, hat man sich als Leser herzhaft amüsiert. Was will der Matt Groening Fan mehr? 🙂
Die Jagd auf das Vielhorn war erfolgreich. Endlich können Storm und Rothaar sich wieder einmal richtig satt essen. Aber da die beiden auch manchesmal Pechvögel sind, lassen auch hier unglückliche Umstände nicht lange auf sich warten. Alsbald sind sie in den Fängen eines Sklavenjägers. Storm und Rothaar werden unfreiwillige Mitglieder in einer Mischung aus Zirkus und Gladiatorenschule. Storm verwundert seine neuen Herren und Kameraden durch seltsame Kombinationen im waffenlosen Kampf, doch im Kampf mit dem Schwert hat er noch viel zu lernen.
Außerdem hat er viel über die ungeschriebenen Gesetze des Landes zu lernen. Ein Zirkus wie auch eine Gladiatorenschule macht sich nicht bei den Dörfern und Städten unbeliebt, die es bereist. Hinzu kommt, dass man auf keinen Fall den Champion des jeweiligen Ortes herausfordern und ihn am Ende auch noch besiegen sollte. Cush, der Besitzer des Zirkus weiß das, Storm weiß es nicht. So kommt es wenig später zum Eklat. Cush sieht nur einen Ausweg. Storm muss an die Stelle des alten und besiegten Champions treten. Mehr noch, da man ahnt, dass Storm seine Aufgabe nicht zwanglos erfüllen wird, ist schnell ein Druckmittel gefunden: Rothaar.
Nachdem wir die beiden Helden zuletzt auf einem kleinen Floß über die Wellen treiben sahen, durchstreifen sie nun das Land. Allerdings steht dieser Streifzug unter keinem guten Stern. Autor Martin Lodewijk lässt Storm und Rothaar kaum Zeit, um den Augenblick zu genießen. Am Ende der zweiten Seite wartet schon der Wendepunkt, der die beiden in das Abenteuer hineinrutschen lässt.
Ungewöhnliches, Zirkus, Gladiatoren – und in dem Augenblick, in dem der Leser sich über den weiteren Weg der Geschichte klar ist, kommt es ganz anders. Lodewijk bringt ein Relikt aus der Vergangenheit ins Spiel, von dem zunächst nicht gesagt werden kann, was es sein wird. Mit höchstem Geschick mischt er Fantasy-Elemente mit Science Fiction und mengt unheimliche Faktoren wie auch kleine Puzzle- und Rätselstücke mit unter.
Das Titelbild dieser Auflage sagt einiges über die phantastischen Teilstücke der Geschichte Der letzte Kämpfer aus. Der-gefüttert-werden-muss ist ein Heiligtum, extrem realistisch ausschauend für den Betrachter und umso geheimnisvoller, denn es wird keine weitere Erklärung darüber abgegeben, um welche Art Heiligtum es sich handelt. Der Schlund sagt alles. Wer hineinfällt, ist weg. Mit dieser Vorgehensweise, nicht alles haarklein zu erklären, hält Lodewijk beständig das Interesse wach und die Spannung hoch.
Das Palais des Todes, das gestrandete Raumschiff ist ein anderes Beispiel für diese erzählerische Taktik. Zwar ist es ein Kernelement der Erzählung, doch seine Herkunft wird nicht erläutert. Gegen Ende gewinnt man den Eindruck, dass sich Lodewijk ein wenig beeilen musste, um seine Erzählung noch innerhalb der Seitenanzahl beenden zu können. Es entstehen mit Storms Rückkehr aus dem Palais ein paar Sprünge, die einen Zeitraffereffekt zur Folge haben.
Don Lawrence, der sich nach Lodewijks Vorgaben richtet, hat es leichter. Er kann sich der Ausstattung widmen. Das Vielhorn gleich zu Beginn ist lediglich eine harmlose Abwandlung bestehender Tierarten. Viel interessanter ist die Riesengarnele, die der Sklavenjäger als Reittier benutzt. Der Aufmarsch der Zirkusmitglieder ist phantastisch in Form und Farbe, ein Aspekt, den Lawrence bei der übrigen Gestaltung des Bandes beibehält. Fast könnte man es als phantastischen Zuckerbäckerstil bezeichnen. Wer die Stadt, in der der Zirkus gastiert, sich ansieht oder auch das erwähnte Palais des Todes kann diese Bezeichnung schnell nachvollziehen.
Wer genau hinschaut und auch mit Trigan vertraut ist, wird eine gewisse Ähnlichkeit des Stadtoberhaupts der kleinen Stadt mit dem Berater Perik, der Trigan zur Seite steht, feststellen. Diesen kleinen Seitenblick erlaubt sich Don Lawrence ganz bestimmt mit Absicht, denn die Ähnlichkeit ist frappierend und bei all seinen anderen Bildern ist es unwahrscheinlich, dass ihm ausgerechnet hier die Ideen ausgegangen sein mögen und er auf Altbewährtes zurückgriff.
Immer noch – und gerade hier durch die besondere Drucktechnik ungeheuer schön zu sehen – hat Lawrence Vorbildcharakter. Selbst in dieser relativ frühen Phase hat er mit dem betriebenen Aufwand jeder einzelnen Seite manch anderer Produktion viel voraus – und: Das hier ist Handarbeit mit richtiger Farbe! Das soll die Arbeit am Rechner nicht abwerten, aber es entsteht ein anderes Gefühl für das Werk (jedenfalls für den Künstler, wie es für den Leser ist, weiß ich nicht). Wie immer bin ich voll des Lobes für den großen Meister, der Maßstäbe setzte. Ich kann leider nicht anders
Phantastische Bilder dieser untergegangenen Welt mit phantastischen Wesen, Kriegern und Hintergründen mit einem hervorragenden Blick für Perspektive und Licht von Don Lawrence umgesetzt. Lodewijk lässt seiner Phantasie freien Lauf, vermischt einige bekannte Versatzstücke und mengt neue unerwartete Zusatzstoffe hinzu. So machen Abenteuer Spaß. 🙂
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Samstag, 12. Juli 2008
Eine Explosion im Orbit der Erde hat Auswirkungen auf den tiefsten Grund des Ozeans. – Aber das konnte damals niemand ahnen. Für andere hingegen bedeutet gerade jene Kraft, die aus der Erdumlaufbahn in das Wasser fiel, den Beginn allen Heils. Eine Waffe konnte erschaffen werden, die Waffe der Erlöserin.
Kiani, die sich nun im Besitz dieser Waffe befindet, ist erstaunt und fasziniert zugleich. Die Waffe ist ein außergewöhnliches Werkzeug. Eine unbekannte Substanz erhält ihre Energieklingen. Während Kiani noch rätselt, braut sich vor den Toren von Aescylot ein Krieg zusammen.
In einem Wechselspiel aus Rückblicken und gegenwärtigen Ereignissen wird das Puzzle kurz vor dem Finale zusammengesetzt. Völker, gefangen zwischen ihren eigenen Mythen, dem was sie glauben und demjenigen, dem sie folgen möchten, streben auf die unvermeidliche Konfrontation zu. Andersdenkende werden, ähnlich wie im alten Rom im Senat, vernichtet, zunächst verbal und falls das nichts nützt, auch radikal und für immer.
Der Konsul von Aescylot nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Er ist mehr als nur ein Politiker, er ist außerdem noch Wissenschaftler und eine Art Priester, ein Beseelter, ein Erleuchteter – und wer die phantastischen Bilder sieht, auf denen er die Herstellungsprozedur jenes besonderen Schwerts überwacht, kann dies sogar wörtlich nehmen.
Vince Hernandez stellt mit diesem Mehrteiler um Kiani der Verblendung der Menschen die Verblendung eines unterseeischen Volkes gegenüber. Derjenige, Killian, der seinen eigenen Weg zur Bekämpfung der Menschen suchte, wird nun zu einer Geisel, einer Opfergabe der Unterseeischen und begünstigt allein durch seine Existenz einen neuen Krieg. Dahinter steht Kiani, die sich eigentlich gerecht wähnt und doch selber viel Schuld auf sich geladen hat, dies aber nur ungern wahrhaben will.
Die Handlung und ihre Charaktere verfügen über viele Grauschattierungen, ein reines Schwarzweiß, also eine wenig durchdachte Handlung und flache Charaktere wird man hier als SciFi-Fan vergeblich suchen. Allenfalls ließe sich der leise Vorwurf erheben, dass fast schon zuviel Handlung und Hintergrundinformation in die Seiten hineingepresst wurde.
Entgegen der erwähnten kriegerischen Auseinandersetzung ist dieser Abschnitt des Fünfteilers etwas ruhiger, die Ruhe vor dem Sturm, denn die vielfältigen Enthüllungen heizen die Wut der Protagonisten an. In weiterhin tollen Bildern des relativ jungen Zeichners Marcus To und des übrigen Kreativ-Teams, bei dem auch die Tuscher Don Ho und Sal Regla besonders erwähnt werden müssen, da sie bei den Massenszenen besonders viel zu tun haben und nach wie vor sehr eine sehr fein gezeichnete Arbeit abliefern, die mit dazu beiträgt, die Bilder zerbrechlich aussehen zu lassen.
Der Endspurt kann beginnen. Eine wichtige Figur des Fathom-Universums, Killian, steht kurz vor seiner Rückkehr. Vince Hernandez lässt sich hier noch einmal Zeit, um alle Fronten zu klären. 🙂