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Comic Blog


Montag, 28. Juli 2008

Isnogud – Buch 2

Filed under: Cartoon — Michael um 11:18

Isnogud - Buch 2Was macht ein Großwesir, wenn ihm die Machtübernahme bei ersten Mal nicht gelungen ist? Und beim zweiten Mal? Auch beim dritten … Isnogud ist hartnäckig, das kann niemand leugnen. So denkt er sich immer wieder neue Methoden aus, greift beständig nach jedem Strohhalm, der sich ihm bietet. Und ein Dschinni, der Menschen auflösen kann, kommt ihm da gerade recht. Da dieser Geist unbedingt ein nasses Klima benötigt, wird er flugs mitsamt ein wenig Sumpfflüssigkeit in einen Bottich gepackt und sogleich geht die Reise los. Aber der Plan, den Kalifen aufzulösen, gestaltet sich trotz der Hilfe des getreuen Tunichgud sehr schwierig.

Wenn das nicht klappen, dann muss eine andere Lösung her. Man könnte, denkt sich Isnogud, den Kalifen auch unsichtbar machen. Mit anderen Sachen hat es geklappt. Oder man könnte dem Kalifen einen Diamanten andrehen, der Unglück bringt. Aber man könnte es auch mit dieser neuartigen Erfindung probieren. Man nehme ein kleines Püppchen, fädele ein Haar eines ungeliebten Menschen in den Stoff und piekse dem Püppchen mit einer langen Nadel in den Hintern. Das ist nicht sehr gefährlich, doch äußerst unangenehm. Leider muss Isnogud dafür ein Haar des Kalifen finden und damit fangen die Schwierigkeiten auch schon wieder an.

Der vorliegende Band beginnt mit einer Kurzgeschichte von 1962, die den allerersten Auftritt von Isnogud zeigt. Alle Inhaltselemente sind bereits erkennbar. Der Kalif schaut bereits recht gemütlich aus, nur Isnogud ist noch nicht ganz so gedrungen und, man verzeihe mir das Wortspiel, noch nicht ganz so gelungen wie im späteren Verlauf der Reihe.
Aber es zeigt auch, womit man als Comic-Leser einmal zufrieden gewesen ist: Zweifarbdruck, Schwarz und Magenta. Oder auch komplett in Schwarzweiß. Und damals hatte man auch schon seinen Spaß. Die nachfolgenden Beispiele der frühesten Erscheinungen von Isnogud, vierfarbig, wirken fast wie eine Revolution. Ältere Leser mögen sich an den Wechsel zwischen Schwarz- und Vierfarbdruck auch in den Lustigen Taschenbüchern erinnern.

Die restlichen Abenteuer des Isngud sind in der gewohnten Farbqualität und andererseits eine Achterbahnfahrt des Humors und der verrückten Einfälle. Alles ist möglich dank des genialen René Goscinny. Die Geschichte über den Unglücksdiamanten ist im Reich von 1001 Nacht noch sehr nahe liegend. Doch der geheimnisvolle Plakatkleber und Isnoguds Raketenstart gehen über die bekannten Märchen von Scheherazade hinaus.

Der geheimnisvolle Plakatkleber könnte sogar als Bühnenstück funktionieren. Ein Sprung hinein in ein Plakat mit der Überschrift Die idealen Ferien lässt den Springer auf einer einsamen Insel herauskommen. Was sich als der ideale Ferienort präsentiert, wird schnell zum Alptraum. Nichts ist hier echt. Wer durch den Himmel zu entkommen versucht, kommt durch den Sandstrand wieder an die Oberfläche.
Die Auflösung der Geschichte ist sehr durchdacht, logisch und sollte in dieser Form auch zu den besten Komödien Goscinnys gehören, gerade da sie so universell ist.

Mit Wünschen ist das so eine Sache. Der Leser weiß natürlich, was Isnoguds größter Wunsch ist: Kalif werden. Aber ist es auch sein Traum?
Der Tartaren-Talisman eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten, nämlich die wörtliche Erfüllung eines Traums. Leider ist Isnoguds Wunsch nicht so stark, dass er auch im Traum eine große Rolle spielt. Und am allerwenigsten spielt es sich so ab, wie Isnogud es gerne hätte. Steinzeitmenschen bilden nur den Auftakt, in den von Jean Tabary gezeichneten Alpträumen.
Da Irrsinn auch manchmal Methode hat und Goscinny auch manchmal eine alberne Phase durchgemacht hat, wusste er auch stets noch aufzutrumpfen. Der Hut, der alle, die ihn tragen, leichter Verwirrung aussetzt, so dass sie in einen seltsamen Zustand verfallen, ist ein gutes Beispiel dafür. Letztlich ist ihm sogar eine Geschichte eingefallen, die jedem Zeichner Spaß gemacht hätte.

Sollte Isnogud Schwarzmalereien richtig erlernen, so dass ein Gegenstand perfekt abgebildet ist und man zerreiße dieses Bild, würde der Gegenstand auch in der Realität verschwinden. So weit, so einfach, doch Tabary darf hier in aller Ausführlichkeit zeigen, dass der Weg eines Künstlers über das Handwerk führt und es gar nicht so leicht ist, einen Apfel zu zeichnen und noch schwieriger einen Menschen darzustellen. Doch Goscinny wäre nicht Goscinny, würde alles einfach verschwinden lassen. Was verschwindet, muss auch irgendwo wieder auftauchen und so …

Herzerfrischender Humor, klamaukiger Ulk, von einem Goscinny, der vor Ideen übersprudelte und auch Geschichten entwickelte, die auf einer Bühne funktionieren würden. Wer die Geschichte über die Zauberkiste liest, wird seinen Computer mit anderen, misstrauischen, Augen sehen. Herrlich gut.

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