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Comic Blog


Donnerstag, 17. Juli 2008

Die Druiden 1 – Das Geheimnis der Oghams

Filed under: Abenteuer — Michael um 13:55

Die Druiden 1 - Das Geheimnis der OghamsBisher gibt es zwei ermordete Mönche. Bruder Budog sieht infolge der Hinweise keine andere Möglichkeit, als einen alten Freund hinzuzuziehen. Gwenc’hlan und sein Novize Taran machen sich gleich nach Erhalt der Botschaft auf den Weg. In der Abtei angekommen verdichten sich die Zeichen. Jemand scheint Mönche zu töten, die mit einem geheimnisvollen Manuskript in Berührung kamen. Ein blinder Mönch gibt den entscheidenden Hinweis und Gwen’hlan, dessen detektivischer Spürsinn geweckt ist, erhält langsam eine Ahnung, was der Hintergrund dieser Vorkommnisse sein könnte.

Kommt einem ein wenig bekannt vor? Es hat jedenfalls den Anschein, dass die Macher Jean-Luc Istin, Thierry Jigourel und Jacques Lamontagne den Historienkrimi von Umberto Eco namens Der Name der Rose nicht nur sehr gut gelesen haben, sondern auch noch mit der erfolgreichen Verfilmung mit Ex-Bond Sean Connery sehr vertraut sind.

Nicht nur das Verhältnis von Gwen’hlan und Taran, Lehrmeister und Schüler, ähnelt dem von William von Baskerville und Adson von Melk. Der Aufbau des Falles ist höchst ähnlich, die Ankunft in der Abtei, der Blick auf die junge Frau, das spätere Gespräch in der gemeinsamen Kammer, das Gespräch mit dem Blinden, das Manuskript, all dies sind bekannte Elemente des besagten Kriminalgeschichtenklassikers aus den 80er Jahren.
Doch damit nicht genug. Wer genau hinschaut, wird in Gwen’hlan auch Sean Connery optisch wieder erkennen, so wie er noch jugendlicher in Zardoz ausschaute, mit langer Haartracht und Schnauzbart.
Bruder Iltud ähnelt Volker Prechtel, der den Bruder Malachias in Der Name der Rose spielte. Wenn dann noch sieben schwarze Reiter in Kapuzenumhänge gehüllt auf schwarzen Pferden auftauchen, dann hat das nichts mehr mit letztgenanntem Buch und Film zu tun, sondern mag eine weitere Anspielung auf andere berühmte literarische Figuren sein. Dabei handelt es sich nicht um das letzte Beispiel von kleinen Ähnlichkeiten, die in dieser Konzentration unmöglich Zufall sein können.

Vor all diesen Anspielungen und Ähnlichkeiten der Handlung stellt sich die Frage, ob der Auftakt von Die Druiden mit dem Untertitel Das Geheimnis der Oghams genügend Eigenständigkeit bewahrt. Der Niedergang der alten Religion, dem die Druiden angehören, war immer wieder Thema von so manchem Film und Roman. Herausragend und mit Vorbildcharakter behaftet ist hier natürlich Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley.
Auch Gwen’hlan macht seine Erfahrungen mit der Anderswelt, der Insel hinter dem Nebel, bei einem seiner Besuche dort und erzählt eine alte Legende, in der ein Kind, aufgezogen in der Anderswelt, beinahe zum Erlöser der Kelten wird. In diesen Kleinigkeiten wird natürlich auch der Artus-Mythos angedeutet.

Die Eigenständigkeit entsteht durch die Optik, die grafische Genauigkeit und der Unverwechselbarkeit der Figuren, von denen man einigen lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte. Bruder Gwenole sieht aus wie der leibhaftige Tod, Bruder Ronan kann man fast flüstern hören, da er derart unheimlich wirkt.
Die Präzision und Vollkommenheit der Bilder findet sich nicht nur in den glasklar gestalteten Figuren, vielmehr auch in der Landschaft. Urwüchsig, rau und schön präsentieren sich die Küsten, das Meer, die Wälder, nicht wie auf einer Postkarte, eher ungestüm, mit eigenem Charakter versehen. Die Bauwerke sind einfach. Die Abtei ist nur eine kleine Niederlassung und eher schwach, weshalb die Angst vor Übergriffen bei den Mönchen verständlich ist. Von einer Trutzburg ist hier nichts zu sehen.

Fast im Sinne alter Historiengemälde, die Schlachtenszenen aus alter Zeit thematisieren, zeigt sich die Auseinandersetzung zwischen Kelten und Römern, zwar nicht mit der Dichte von Gemäldedarstellungen, aber für einen Comic schon außergewöhnlich. Die grafische Opulenz schwingt durch jeden Bereich des Bandes und macht ihn zu einem Fest.

Der Schluss kommt übergangslos und etwas abrupt, hinterlässt zugleich viele offene Fragen – so wie es sich gehört – aber auch Neugier auf die Auflösung auf diese sehr weitreichend angelegte Geschichte.

Spannend, mit ungewöhnlich vielen Verweisen auf andere Literatur und Filme, wunderbar gestaltet, komplex, aber sehr abgerundet erzählt. Eine vergangene Zeit wird hier trefflich wiedererweckt und es wäre im Sinne des an Historien interessierten Comic-Lesers, wenn dieses Künstler-Team sich an weitere geschichtsträchtige Epochen heranwagen würde.

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