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Comic Blog


Donnerstag, 10. Juli 2008

Butterfly in the Air 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:32

Butterfly in the Air 1Zhong Xiaoyin ist verzweifelt. Es könnte eine Behandlungsmethode für ihre Mutter geben, aber diese ist sehr teuer und für Xiaoyin unbezahlbar. Da trifft sie auf Lan Dongcheng, einen sehr arroganten, aber vermögenden jungen Mann, der sein Geld nicht nur als Direktor des Krankenhauses verdient, in dem Xiaoyins Mutter behandelt wird. Er schlägt ihr einen Handel vor. Sie arbeitet in seinem Hotel Binfen für vier Jahre und sieben Monate, dafür wird er dafür sorgen, dass ihre Mutter versorgt wird und sie die beste Behandlung bekommt, die möglich ist. Xiaoyin hat keine andere Wahl und nimmt das Angebot an.

Ihre neue Arbeit startet mit einem Fehltritt. Gleich am ersten Tag kommt sie zu spät zur Arbeit. Ihre direkte Vorgesetzte der Verkaufsabteilung hat nicht viel für Xiaoyin übrig. Schikane und Mobbing machen der jungen Frau sehr zu schaffen. Eines Tages wird sie zum Flughafen geschickt, um eine wichtige Person abzuholen. Absichtlich wird sie spät losgeschickt, damit sie ihre Aufgabe verpatzt. Aber Xiaoyin hat Glück im Unglück und lernt so die Mutter des Direktors kennen.

Doch es bleibt schwer. Ihre Verehrer im Hotel sind Legion und Xiaoyins Gefühle für den Direktor reißen die junge Frau beständig mit sich fort. Außerdem geht Dongcheng bereits seit langem mit einer anderen jungen Frau aus. Welche Chancen sollte sie da noch haben?

Die Autoren und Zeichner Pocket Chocolate, LI Ming und Kermes etablieren eine chinesische Soap Opera im Comic. Aus einer einfachen Ausgangssituation entwickelt sich eine Handlung um Liebe, Verzweiflung und neue Freunde. – Und da ist noch ein kleines mysteriöses Element: ein Schmetterling am Knöchel von Xiaoyin.

Der Leser lernt Zhong Xiaoyin als typische moderne junge Frau kennen. Gerade hat sie ihren Universitätsabschluss geschafft, als eine schlimme Nachricht ihr Leben erschüttert und in komplett andere Bahnen lenkt, als es vorhergesehen war.
Der Auftakt zeigt eine bläulich kalte Großstadt, in der eine gute wie auch eine schlechte Nachricht aufeinander folgen. In kurzen Szenen wird der Leser mit den beiden Hauptcharakteren bekannt gemacht und gleich so instruiert, dass klar ist: Dieser Schnösel, in den die traurige Xiaoyin im Krankenhaus hineinläuft, den kann man einfach nicht leiden.

Wie kann man sich wegen eines kleinen Flecks auf dem Schuh nur so aufregen? Weiß dieser Kerl nicht, wo er ist? Dass in einem Krankenhaus, besonders in einem Krankenhaus, Gefühle eine große Rolle spielen, scheint diesem Kerl durch die Gerüche der Desinfektionsmittel entgangen zu sein?
Im wohl größten Land des Lächelns hält man sich mit der Zurschaustellung von Gefühlen zurück. Dieser Umstand zieht sich durch den gesamten ersten Band des Vierteilers und mag so manchen Europäer vielleicht hin und wieder mal den Kopf schütteln lassen. Allerdings brodelt es hinter so mancher Fassade sehr menschlich und hier gehen sämtliche kulturellen Unterschiede verloren. Ja, in Sachen Liebe vergisst so mancher mal seinen Kopf.

In Sachen Arbeitsrecht dürften einige Unterschiede deutlich werden. Wer sich Verfehlungen zu schulden kommen lässt, kann mit einer sofortigen Gehaltskürzung rechnen. Außerdem hängen hier alle am gleichen Strang und so wird der verantwortliche Abteilungsleiter gleich mit zur Rechenschaft gezogen. In diesem Fall ist Xiaoyin die Verantwortliche und ihre Vorgesetzte erhält ebenfalls eine Strafe. Es versteht sich, dass derlei nicht zu einem besseren Verhältnis zwischen den beiden beiträgt.

Derlei Verwicklungen werden in Pastelltönen und eher sanften, aber auch von innen heraus leuchtenden Farben abgebildet. So steht die Farbe oft dem Drama der jeweiligen Situation entgegen. Skizzenhafte Linien werden durch eine milchige, einen Pinselstrich nachahmende Kolorierung sehr schön übermalt.
Die Komplexität der Bilder ist von unterschiedlicher Stärke. Mal sind es eher Momentaufnahmen, dann sind es wunderbare Charakterzeichnungen von Xiaoyin, die ihren Gemütszustand wiedergeben.
Aber auch Lan Dongcheng, den Direktor, findet der Leser in einer ganzen Reihe toller Portraitzeichnungen wieder, schön wie ein Model und rein äußerlich für eine derartige Machtposition eigentlich viel zu jung.

Hintergründe werden oft nur angedeutet, meist zur Einstimmung einer Szene. Sobald der Leser weiß, dass es sich um die Straße, das Büro oder einen Flur handelt, konzentriert sich die Szene auf die Figuren und ihre Aktion im Raum und Interaktion mit den anderen. Besonders durch viele Nahaufnahmen entsteht so der Eindruck einer TV-Serie, eben einer Soap Opera im besten Sinne.
Wenn dann noch Effekte hinzukommen, wie der Leser sie aus asiatischen Comics her kennt, wie überzogene Gesichtsausdrücke mit Traurigkeit oder Freude und der Leser nicht mehr anders kann, als zusammen mit Xiaoyin auf der Achterbahn der Gefühle zu rasen, dann passt alles.

Sehr schöne Bilder, eine leichte Geschichte über Liebe, darüber, was richtig und falsch ist, den Alltag im modernen China und einer sympathischen Xiaoyin, an deren Seite der Leser dieses neue Leben erkunden kann. 🙂

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