Donnerstag, 31. Juli 2008
Mujata Kringo, ein kleiner Bandenchef, möchte gerne diesen Gamma Akutabi zur Strecke bringen. Aber der ist wie vom Erdboden verschluckt. Als sich Kringo den kleinen Elwood vornimmt, um den Aufenthaltsort des großen weißhaarigen Mannes mit dem schwarzen Arm herauszufinden, bricht jemand die Vordertür entzwei. Akutabi ist da. Kringo ist nicht der einzige, der sich ein Kopfgeld einstreichen möchte. Auch Akutabi verdient sich so seinen Lebensunterhalt. Zwar ist das Kopfgeld von Kringo noch lange nicht so hoch wie sein eigenes, aber man nimmt, was man kriegen kann.
Die Figur Gamma Akutabi ist sicherlich nicht nur sehr geheimnisvoll, sondern zeichnet sich auch durch außerordentliche Macht aus – die man ihr keineswegs ansieht. So ist, auch für den Leser, jede Begegnung mit Feinden stets eine Überraschung. Die Handhabung des Schwerts, eine äußerst stylische Version einer Kettensäge, und die damit verbundene Geschwindigkeit der Handlung reißen den Leser regelrecht mit. Tite Kubo weiß, wie Rasanz zu Papier gebracht und Schnelligkeit imitiert wird.
Tite Kubo, Autor und Zeichner in Personalunion, zitiert sich auf dem Cover gleich selbst. Wer Zombiepowder 1 mit Bleach 24 vergleicht, wird hier Ähnlichkeiten feststellen. Schlimm ist das keineswegs. Die auf den Betrachter geöffnete Hand erregt Aufmerksamkeit, zu Recht, denn Gamma Akutabi besitzt das Flair des einsamen Helden und zugleich edlen Schurken, wie er in Western und Eastern so beliebt ist. Auf der Jagd nach den Ringen der Toten wird er selber gejagt und verdient sich doch so ganz nebenbei sein Geld als Kopfgeldjäger. Akutabi ist cool, eher leise als laut, zielstrebig, ein wenig knurrig, raue Schale, weicher Kern, sportlich und sehr agil.
Ein solcher Held kann den Leser fesseln. Tite Kubo wählte den Weg, Akutabi einen Sidekick zur Seite zu stellen. Elwood ist nur ein kleiner Junge, der aus der Notwendigkeit, seiner Schwester helfen zu wollen, auf die schiefe Bahn geraten ist. Ausgerechnet ein Taschendiebstahl macht die beiden miteinander bekannt. Leider ist Elwood als Dieb bei weitem nicht so versiert, wie es Akutabi mit seinen Fertigkeiten ist. Aus einem Treffen wird Schicksal. Elwoods Schwester wird getötet. Der Junge sieht nur eine Chance. Das legendäre Zombiepowder muss helfen. Es kann Menschen das ewige Leben bescheren, aber es kann auch Tote zum Leben erwecken. Notgedrungen reist er mit Akutabi weiter. So wird aus der Geschichte, die wie ein moderner Western beginnt, kurz darauf ein Roadmovie – aber wenn man genau hinschaut, beinhalten viele Western und Eastern genau diese Elemente.
Das Schöne ist, dass es ein Ziel gibt, aber auf dem Weg dorthin alles passieren kann. Finstere und lustige Charaktere, solche wie C.T. Smith und Lord Calder, sorgen für Spannung, aber auch für viele mysteriöse Momente in dieser effekt- und actionreichen Handlung.
Tite Kubo, der durch seine spätere Serie Bleach bekannt wurde, startete mit Zombiepowder seine künstlerische Karriere. Bei der Betrachtung der Grafiken, die alle gängigen Manga-Tricks einsetzen, aber selber auch eine eigene Bildsprache entwickeln, ist der Erfolg nicht verwunderlich.
Das Design von Gamma Akutabi ist fremdartig, aber nicht so vollkommen gestylt, dass eine Identifizierung nicht mehr möglich ist. Wie gut Tite Kubo sich auf das Entwerfen von Charakteren versteht, zeigen Skizzen zwischen den einzelnen Episoden, die die Charaktere noch einmal vorstellen. Hier zeigt sich auch mehr Tites Talent, der sich in den eigentlichen Zeichnungen zurücknehmen muss und nicht mit der gesamten Bandbreite seines Könnens aufwarten kann, da mehr Details die Geschwindigkeit aus der Handlung nehmen würden.
Das Gezeigte genügt allerdings, um sich blendend in dieser Welt zu unterhalten, in der die Waffen schnell gezogen sind und es nur so kracht. Sympathische Charaktere, Fantasy, etwas Mystery machen den ersten Band von Zombiepowder zu einen guten Serienauftakt. 🙂
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Dienstag, 29. Juli 2008
Die R.S.S. Konstantinow hat die Geistersphäre erreicht. Kurz darauf kollabiert das Transfertor. Diese Katastrophe stürzt viele tapfere Soldaten ins Verderben. Stundenlang kreuzt die Konstantinow alleine durch einen unbekannten und unheimlichen Nebel. Das mächtige Kriegsschiff ist blind. Nirgends gibt es einen Anhaltspunkt. Plötzlich erschallt der Warnruf. Nur ein Ausweichmanöver bewahrt die beiden aufeinander zufahrenden Luftkreuzer vor der Kollision und somit der endgültigen Vernichtung.
Bald tobt in und um die Konstantinow der Kampf. Die Soldaten sind nicht allein in ihrem Wunsch, die verlorenen Seelen zu befreien. Eher heimlich begeben sich derweil der verschollene Marcus Antares und die Rote Frau in die Höhle des Löwen.
Das Gefängnis der Seelen bildet den Höhe- und Abschlusspunkt einer innovativen und oppulenten Fantasy- und ScFi-Trilogie eines etwas anderen russischen Reiches. Christian Gossett und seine Mannen mischen hier munter und unverkrampft die verschiedensten Genres miteinander.
Wer sich an die gute alte Zeit der Piratenfilme und die Seeschlachten erinnern kann, der findet sich hier in einem Kampfszenario mit vollen Breitseiten wieder, dass es nur so scheppert und explodiert. Geschossbahnen ziehen ihre Spuren, während in den Unterdecks – eine Verneigung vor dem guten alten U-Boot-Szenario – die Mannschaften dafür sorgen, dass der Pott läuft. Im Dunst einer anderen Dimension fahren zwei Kriegsschiffe aufeinander zu, bis die Kollision droht – ein ebenfalls gern genutzter Effekt zur Spannungssteigerung in einem Epos über Schiffskämpfe, das auch hier seine Wirkung nicht verfehlt.
The Red Star vermag es – natürlich nur bei jenen, die kriegerische Szenarien mit einem hohen und ausgefallenen Fantasy-Faktor mögen – den Leser absolut in seinen Bann zu ziehen. Dies funktioniert zuallerst über die Optik, die in dieser Art sehr selten ist, da ihre Herstellung einen Aufwand bedeutet, der im Comic-Bereich eher ungewöhnlich ist. Das Endergebnis – wie auch der Erfolg – gibt den Machern aber recht.
Wir begegnen den Kriegsschiffen im vorliegenden Band in der so genannten Geistersphäre, einer Dimension zwischen Leben und Tod, in der der Diktator Imbohl die Seelen der Gefallenen sammelte. Durch ihre Versklavung erhoffte er sich Unsterblichkeit. Für alle Beteiligten geht es den Sturz oder Erhalt der Macht ihres Gebieters.
Für den an Geschichte interessierten Leser ist klar, dass die vorliegende Handlung durchaus von realen Ereignissen inspiriert ist. Der Zerfall der Sowjetunion hat sich bestimmt nicht derart surrealistisch abgespielt, aber die Phantastik, die auferlegte Göttlichkeit in der Darstellungen von Marx und Lenin hat die Ideen der Macher von The Red Star sicherlich in größere Höhen getrieben. Letztlich findet sich hier ein Abbild der westlichen Vorstellungen über den russischen Bären. Größte Ergebenheit, Hörigkeit gegenüber dem Reich, der ideologische Glaube an eine höhere Bestimmung, ein starkes Gemeinschaftsgefühl – Gossett stellt das Gute im Geist jener Soldaten heraus, die sich einem Ideal verpflichtet fühlten, in Realität Mütterchen Russland, hier Imbohl, ein böser Geist.
Obwohl die Kämpfe die Geschichte im vorliegenden dritten Band zu weiten Teilen bestimmen, wird der Leser von einer Fülle von Text überrascht, der nicht zu erwarten war und der eine ziemliche Dichte der Handlung zur Folge hat. Außerdem fesselt so manche Collage das Auge, überschwemmt es mit Informationen, muss verweilen, springen und sich in die Details bohren, da die Intensität der Darstellung keine andere Wahl lässt. Das ist ungewöhnlich, strengt auch an, wird aber dankbar wegen seiner außergewöhnlichen Andersartigkeit angenommen.
Diese Bilder sind es, die zum Vor- und Zurückblättern einladen, die einen festhalten. Maßgelblich dafür verantwortlich ist natürlich die Mixtur aus traditionellen Charakterzeichnungen und vornehmlich dreidimensional gestalteten Hintergründen. Hier sind besonders die Kriegsschiffe und technischen Gerätschaften zu nennen. Das ergibt zusammen mit allen nur erdenkbaren Spielereien, die per Computerkolorierung möglich sind, eine unglaubliche Comic-Ansicht.
Trotzdem ist eine der eindrucksvollsten Figuren Troika, eine Art stählerner Tod, ein Diener Imbohls. Leider ist sein Auftritt nicht sehr groß. Dafür ist die Optik gigantisch. Wie auf einer riesigen Leinwand starrt der Leser dieses stählerne Skelett an, dessen Ketten weit geschwungen in der Ferne des Nebels verschwinden.
Eine verschachtelte Geschichte, die viel Aufmerksamkeit benötigt, vor einer grandiosen Optik. Die Geschichte zelebriert das Ende eines Abschnitts einer großen Nation und gibt einen Ausblick auf eine Fortsetzung – die angesichts des technischen und grafischen Aufwands auf sich warten lassen wird. Aber nicht verzagen. Die ersten drei Teile haben so viel zu bieten, auch zwischen den berühmten Zeilen, dass sich ein mehrmaliges Lesen lohnt. 🙂
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Ein Mann, ein Prinz, ein gelernter Krieger mit großem Mut, solch ein Mann kann viel ertragen, aber den Verlust der großen Liebe nicht. Als Ulfrun, ein gefürchteter Seeräuber Aleta raubt und über das Meer entführt, folgen Einsenherz und seine Mannen ihm. Die Reise geht weit, sehr weiter, Weiter als jemals vor ihnen jemand das Meer überquert hat. So sehr sich Ulfrun auch anstrengt, seine Lage verbessert sich nicht. Prinz Eisenherz ist im mit einem Segelschiff immer auf der Spur. An Bord von Ulfruns Schiff gelingt es Aleta außerdem durch ihre sympathische und mutige Art, die Besatzungsmitglieder für sich einzunehmen. Ulfruns Männer werden stetig mürrischer.
Die Situation scheint aussichtslos. In den neuen Gefilden angekommen, gelingt es den Flüchtenden nicht, sich zu orientieren. Vorräte erlangen sie durch Raub und Mord abseits der Flüsse. Bald verbreitet sich die Kunde von ihren Taten. Indianerstämme begrüßen sie mit Pfeilen, Nachschub findet sich keiner mehr. Eisenherz nähert sich seinem Ziel. Ausgemergelt nach der langen und beschwerlichen Reise jagt der Prinz sein Ziel schließlich allein. Dann endlich stehen sich die beiden Feinde gegenüber und die Entscheidung fällt.
In höchstem Maße dramatisch bietet sich der Auftakt der von 1947 bis 1948 erschienen Abenteuer von Prinz Eisenherz dem Leser dar. Aleta, die bisher schon immer zeigen konnte, dass sie eine außergewöhnliche Frau ist, wird entführt. Hal Foster hetzt seinen Helden um die halbe Welt, weit fort von den bekannten Küsten, hin zum nordamerikanischen Kontinent, in die Gegend des heutigen Kanada.
Nicht nur die Befürchtungen um das Leben Aletas haben Eisenherz alles aus sich herausholen lassen. Aleta ist schwanger. Vor diesen Handlungshintergrund entdeckt der Leser an der Seite des Prinzen den neuen Kontinent. Mit Geschick und Edelmut werden die Indianer Freunde. Allerdings sehen sie auch in Aleta etwas ganz Besonderes. Ihr Gesang, ihre Gestalt wie auch ihr blondes Haar haben die Indianer fasziniert. Sie stilisieren sie zu einer Gottheit hoch. Der Prinz und seine Mannen ziehen aus dem Glauben der Indianer ihren Nutzen, aber sie übertreiben es nicht.
Abseits jeglichen Westerns präsentiert sich dem Leser hier ein sehr ungewöhnliches Indianerbild. Nicht edel und gut, sondern ganz normal zeigt Hal Foster dem Leser eine neue Welt, die so noch kein Weißer vorher betreten hat. Beiden Seiten ist vieles vom anderen fremd und Eisenherz sieht ein, wie sehr er das Wissen dieser fremden Stämme benötigt, um hier mit seiner kleinen Gruppe zu überleben.
Foster lässt sich für die amerikanischen Abenteuer seines Helden viel Zeit. Weniger der Kampf ist es, der hier Spannung erzeugt, als vielmehr das Leben in dieser Umgebung. Der Winter naht, eine Geburt, das erste Kind von Eisenherz und Aleta und das Kennenlernen der Gebräuche der Stämme machen das Lesen des vorliegenden Bandes zu einem ruhigen wie auch aufregenden Erlebnis. Diverse Schauplätze, der Ontariosee und die Niagarafälle, die übrige Landschaft, die Pflanzen und die Tiere geben der Geschichte einen regelrechten Rahmen, in den man mit den gleichen großen Augen hineinblickt, wie es die einzelnen Charaktere tun.
Kleine Nebenereignisse wie Aletas Begegnungen mit der nordamerikanischen Tierwelt sorgen für den nötigen Humor. Wenn die als Sonnenfrau verehrte Aleta durch ein Stinktier verpestet wird und so gar nichts sonnenähnliches mehr an sich hat, dann muss man einfach schmunzeln. Ganz besonders deshalb, weil die Bilder so zart und überfürsorglich gezeichnet sind.
Es geschieht nicht häufig, dass sich über einen Autor oder Zeichner sagen lässt, dass er seine Figuren geliebt haben muss. Doch bei der Ansicht dieser Bilder, insbesondere jener von Aleta und ihrem Sohn, bleibt gar kein anderer Schluss übrig.
Prinz Eisenherz, zuerst skeptisch, was das kleine lärmende Bündel anbelangt, geht seinen Kameraden schließlich mit seiner Lobrede auf seinen Sohn gehörig auf die Nerven – als ob er der erste Mann wäre, der sich der Vaterschaft erfreuen darf.
Weniger mit Sympathie, dafür mit großer Freude am Erzählen ist die übrige Handlung gestaltet. Foster erzählt vom Leben der Indianer, dem Jagen, dem Überleben, dem Handeln und dem Spielen, den Freuden, den Nöten, den Kriegen untereinander. Dazwischen erobern sich Eisenherz und Aleta einen Platz in ihren Herzen. Vielleicht inspiriert durch die echte Pocahontas begleitet auch Tillicum, eine indianische Amme die Familie Eisenherz, allerdings aus freien Stücken, in die alte Welt. Es mag sich bei allerlei Tricks, die Eisenherz anwendet und heiterem Indianerleben ein bittersüßer Beigeschmack einstellen. Doch Foster vergisst die Realität nicht. Wie in einem Nebensatz, der den Leser wieder auf den Teppich zurückholt, wird die spätere Tragödie um die südamerikanischen Indianer gezeigt, die auf einen weißen Gott warteten und spanische Konquistadoren bekamen.
Über die grafische Kunst Fosters noch ein Wort zu verlieren, ist eigentlich überflüssig. Alleine durch seine aberhunderte von Seiten, die er anfertigte, hat er sich sein eigenes Denkmal geschaffen. Seine Bilder und Geschichten sind für jede Altersstufe geeignet. Sie beinhalten scheinbar von jeder Erzählkunst etwas, Abenteuer, Komödie, Tragödie, Drama oder auch Gruselgeschichte. Seine Bilder sind einfach zeitlos schön. Und hier irgendwie ganz besonders. 🙂
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Montag, 28. Juli 2008
Monthly Visitor. Diese beiden Worte, der Name eines Revolverblattes, wecken nicht bei vielen Menschen – genauer gesagt, Frauen – viel Interesse, noch weniger Anerkennung. Paloma West kennt sich damit aus, aber es macht ihr nichts. Sie ist immer auf der Jagd nach Geschichten über den letzten Mann. Bislang waren das alles unbestätigte Gerüchte. Bislang … Denn der letzte Mann, Yorick Brown, ist soeben in Sidney eingetroffen. Es verlief nicht so wie geplant, aber immerhin, er ist da und auch seine Begleiterinnen haben es geschafft. Leider wurden sie von einem U-Boot der australischen Marine aufgebracht und befinden sich nun in Gefangenschaft. Kein guter Ausgangspunkt für Yorick, der in Australien seine verschollene Verlobte finden wollte.
Agentin 355 hat andere Prioritäten. Ihr ist es nur wichtig, Yoricks Affen Ampersand zu finden, der nach Japan entführt wurde. Zusammen mit Yorick stellen sie die letzten männlichen Exemplare dar und bilden die Ausgangsbasis für Forschungen, um die menschliche Art vor dem Aussterben zu bewahren.
Yorick, der es gewohnt ist, sich zu verstecken, schafft es dank seines Starrsinns, doch noch seinen Willen zu bekommen. Nur wie immer ist er nicht so vorsichtig, wie Agentin 355 es gerne hätte. Er war schon häufig der Gejagte, aus den unterschiedlichsten Gründen, aber, dass man ihn als Schlagzeile verwenden will, das ist neu.
Extrablatt! Extrablatt! Letzter Mann in Australien entdeckt! Die Zeitungen haben mehrfach mit ähnlichen Schlagzeilen aufgemacht. Jetzt gibt es dank Paloma West ein handfestes Foto mit nackten Tatsachen dazu.
Brian K. Vaughan schlägt ein neues Kapitel in der Saga von Y – The Last Man auf. Yorick und seine Begleiter, Agentin 355 und Dr. Mann, hat es auf die andere Seite des Globus verschlagen. Ein Foto – eigentlich das Foto, denn im Augenblick gibt es in dieser Geschichte wohl nichts, was mehr Aufsehen erregen würde – hat unterschiedliche Folgen.
Yoricks Mutter erhält die Zeitung gut einen Monat später. Yoricks Verlobte weiß leider nichts davon. Zu den dramatischen Ereignissen erhält der Leser Einblick in die Vergangenheit von einigen Hauptdarstellern und zeigt Nebenakte der Geschichte auf. Yorick wird Vater und weiß nichts davon. Die Kirche ist auf der Suche nach dem nächsten Pontifex. Hero, Yoricks Schwester bekommt neue Einsichten in das Leben ihres Bruders und Ampersand ist auch noch da. Der kleine Affe macht seine ganz eigenen Erfahrungen in der Welt der Frauen.
Im vorliegenden Band ist die Handlung etwas zerschnitten. Jeder Teil ist wichtig, doch wirken die Informationen etwas zusammengewürfelt, nicht immer am richtigen Platz. Einige Bestandteile und Informationen hätte man sich als Leser ausführlicher gewünscht. Die Kirche, Nonnen und weibliche Schweizer Gardisten, sucht ihren nächsten Heilsbringer, der männlich sein soll, denn so wurde es vorher gesehen. Vaughan streut viele Details in die Handlung ein, die ein riesig komplexes Bild dieser neuen Welt entwerfen, aber auch von der eigentlichen Handlung ablenken. Interessant ist besonders alles, was sich im direkten Umfeld von Yorick abspielt. Das betrifft gerade die geheimdienstlichen Aktivitäten von Rose, die sich an Dr. Mann heranschmeißt. Neben der Kirche brauen hier alle ihr eigenes Süppchen, das noch heißer gekocht wird, da es um das Überleben der Menschheit geht.
Vaughan beschreibt jeden Abschnitt mit größtmöglicher Spannung, aber er schreibt nicht mehr so geradlinig wie zu Beginn der Reihe.
Pia Guerra wird hier als Hauptzeichnerin der Reihe abgelöst. Sie entwirft klare Formen, beinahe modellhaft. Die Ausstattung verwendet das Nötige zur Gestaltung der Umgebung, aber nicht mehr. Der Mensch ist stets das Zentrum der Aufmerksamkeit. Guerra arbeitet mit einer Art TV-Optik.
Ihr Nachfolger, Goran Sudzuka, weiß ihren grafischen Stil derart perfekt zu kopieren, dass der Übergang nicht auffällt. Horror-Fans konnten seine Arbeit auch erst vor kurzer Zeit in dem Abenteuer um Lady Constantine bewundern. Er arbeitet sehr versiert, ohne einen experimentellen Charakter zu besitzen, wie so manch andere Newcomer, die sich durch einen extravaganten Stil profilieren wollen. Sudzuka ist Techniker, Handwerker. Alles, was die Geschichte erzählt, ist Pflicht. Alles andere lenkt nur ab. – Und es funktioniert.
Immer noch wegen seiner Unvorhersehbarkeit eine der reizvollsten aktuellen Comic-Serien. Vaughan macht aus einer bekannten Welt mit nur einem Fingerkniff etwas völlig Neues. Die Situation wird unmerklich immer verzweifelter. Ein SciFi-Roadmovie rund um den Globus im Sinne von Klassikern wie der Omega-Mann. Nicht ganz perfekt, aber nah dran. 🙂
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Was macht ein Großwesir, wenn ihm die Machtübernahme bei ersten Mal nicht gelungen ist? Und beim zweiten Mal? Auch beim dritten … Isnogud ist hartnäckig, das kann niemand leugnen. So denkt er sich immer wieder neue Methoden aus, greift beständig nach jedem Strohhalm, der sich ihm bietet. Und ein Dschinni, der Menschen auflösen kann, kommt ihm da gerade recht. Da dieser Geist unbedingt ein nasses Klima benötigt, wird er flugs mitsamt ein wenig Sumpfflüssigkeit in einen Bottich gepackt und sogleich geht die Reise los. Aber der Plan, den Kalifen aufzulösen, gestaltet sich trotz der Hilfe des getreuen Tunichgud sehr schwierig.
Wenn das nicht klappen, dann muss eine andere Lösung her. Man könnte, denkt sich Isnogud, den Kalifen auch unsichtbar machen. Mit anderen Sachen hat es geklappt. Oder man könnte dem Kalifen einen Diamanten andrehen, der Unglück bringt. Aber man könnte es auch mit dieser neuartigen Erfindung probieren. Man nehme ein kleines Püppchen, fädele ein Haar eines ungeliebten Menschen in den Stoff und piekse dem Püppchen mit einer langen Nadel in den Hintern. Das ist nicht sehr gefährlich, doch äußerst unangenehm. Leider muss Isnogud dafür ein Haar des Kalifen finden und damit fangen die Schwierigkeiten auch schon wieder an.
Der vorliegende Band beginnt mit einer Kurzgeschichte von 1962, die den allerersten Auftritt von Isnogud zeigt. Alle Inhaltselemente sind bereits erkennbar. Der Kalif schaut bereits recht gemütlich aus, nur Isnogud ist noch nicht ganz so gedrungen und, man verzeihe mir das Wortspiel, noch nicht ganz so gelungen wie im späteren Verlauf der Reihe.
Aber es zeigt auch, womit man als Comic-Leser einmal zufrieden gewesen ist: Zweifarbdruck, Schwarz und Magenta. Oder auch komplett in Schwarzweiß. Und damals hatte man auch schon seinen Spaß. Die nachfolgenden Beispiele der frühesten Erscheinungen von Isnogud, vierfarbig, wirken fast wie eine Revolution. Ältere Leser mögen sich an den Wechsel zwischen Schwarz- und Vierfarbdruck auch in den Lustigen Taschenbüchern erinnern.
Die restlichen Abenteuer des Isngud sind in der gewohnten Farbqualität und andererseits eine Achterbahnfahrt des Humors und der verrückten Einfälle. Alles ist möglich dank des genialen René Goscinny. Die Geschichte über den Unglücksdiamanten ist im Reich von 1001 Nacht noch sehr nahe liegend. Doch der geheimnisvolle Plakatkleber und Isnoguds Raketenstart gehen über die bekannten Märchen von Scheherazade hinaus.
Der geheimnisvolle Plakatkleber könnte sogar als Bühnenstück funktionieren. Ein Sprung hinein in ein Plakat mit der Überschrift Die idealen Ferien lässt den Springer auf einer einsamen Insel herauskommen. Was sich als der ideale Ferienort präsentiert, wird schnell zum Alptraum. Nichts ist hier echt. Wer durch den Himmel zu entkommen versucht, kommt durch den Sandstrand wieder an die Oberfläche.
Die Auflösung der Geschichte ist sehr durchdacht, logisch und sollte in dieser Form auch zu den besten Komödien Goscinnys gehören, gerade da sie so universell ist.
Mit Wünschen ist das so eine Sache. Der Leser weiß natürlich, was Isnoguds größter Wunsch ist: Kalif werden. Aber ist es auch sein Traum?
Der Tartaren-Talisman eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten, nämlich die wörtliche Erfüllung eines Traums. Leider ist Isnoguds Wunsch nicht so stark, dass er auch im Traum eine große Rolle spielt. Und am allerwenigsten spielt es sich so ab, wie Isnogud es gerne hätte. Steinzeitmenschen bilden nur den Auftakt, in den von Jean Tabary gezeichneten Alpträumen.
Da Irrsinn auch manchmal Methode hat und Goscinny auch manchmal eine alberne Phase durchgemacht hat, wusste er auch stets noch aufzutrumpfen. Der Hut, der alle, die ihn tragen, leichter Verwirrung aussetzt, so dass sie in einen seltsamen Zustand verfallen, ist ein gutes Beispiel dafür. Letztlich ist ihm sogar eine Geschichte eingefallen, die jedem Zeichner Spaß gemacht hätte.
Sollte Isnogud Schwarzmalereien richtig erlernen, so dass ein Gegenstand perfekt abgebildet ist und man zerreiße dieses Bild, würde der Gegenstand auch in der Realität verschwinden. So weit, so einfach, doch Tabary darf hier in aller Ausführlichkeit zeigen, dass der Weg eines Künstlers über das Handwerk führt und es gar nicht so leicht ist, einen Apfel zu zeichnen und noch schwieriger einen Menschen darzustellen. Doch Goscinny wäre nicht Goscinny, würde alles einfach verschwinden lassen. Was verschwindet, muss auch irgendwo wieder auftauchen und so …
Herzerfrischender Humor, klamaukiger Ulk, von einem Goscinny, der vor Ideen übersprudelte und auch Geschichten entwickelte, die auf einer Bühne funktionieren würden. Wer die Geschichte über die Zauberkiste liest, wird seinen Computer mit anderen, misstrauischen, Augen sehen. Herrlich gut.
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Donnerstag, 24. Juli 2008
Alles in diesem Frühstücksraum sieht so aus, wie sich ein an Geschichte interessierter Mensch das Leben Ende des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten vorstellen mag. Die Kleidung ist züchtig, elegant bis konservativ, doch die Manieren hinken der Kleidung oftmals hinterher. So weiß sich die durch einen Betrunkenen angerempelte Dame mit einem Judowurf gegen den Rüpel erfolgreich zur Wehr zu setzen. – Moment! Judo im Wilden Westen? Für Bob und seinen Kumpel Bill ist in diesem Augenblick nur eines klar. Diese Frau ist Sophia Paramount. Obwohl jemand versucht, die Persönlichkeiten aller Anwesenden zu unterdrücken und mit neuen Charakteren zu überlagern, scheint es immer noch erlernte Fähigkeiten zu geben, die in der Not rein instinktiv hervorbrechen.
Leider nutzt den beiden Freunden dieses Wissen nur wenig. Bald stecken sie wieder bis zum Hals in einem Abenteuer, das diesmal ihr letztes werden könnte. Kugel fliegen, Hypnose, Verfolgungsjagden, Giftpfeile, Indianer …
Haben sich Bob und Bill verschätzt? Ist dies das Ende?
Angst und Nebel ist eine passende Überschrift für die hier versammelten Grusel-Abenteuer von Bob Morane. In klassischer Manier der 60er und 70er Jahre schickt Henri Vernes seinen Helden in die Vergangenheit, auf eine geheimnisvolle Insel und verschafft ihm eine Begegnung mit Geistern. Ausführender Zeichner ist in diesen drei Episoden William Vance, dem das Besondere der Episoden sichtlich Spaß gemacht zu haben scheint.
Ausgerechnet ein altmodisches Kinderkarussell bringt Bob Morane und seinen Kumpel Bill Ballantine in die Vergangenheit. Nach einer rasenden Fahrt befinden sich die Freunde in Nowhere City im Jahre 1882. Ein Hauch von Wilder Westen liegt noch in der Luft. Das funktioniert optisch, wie auch in der Erzählung von Vernes. Denn ebenso wie seine beiden Helden zunächst zweifeln, ob sie nicht doch in der Vergangenheit angelangt sind, zweifelt der Leser nach einer Kette von Indizien mit.
In einer Reihe von Kontrahenten stehen Bob und Bill nun Doctor Xathan gegenüber. Im Gegensatz zum Gelben Schatten ist des Doctors Vorgehensweise etwas feiner, gewiefter, umso überraschter mag der Leser von der kindlichen Freude des psychopathischen Wissenschaftlers sein, die über den üblichen Freudeswahn eines Superverbrechers hinausgeht.
Viel phantastischer und noch unheimlicher geht es in der Episode Das Archipel der Angst zu, die besonders Freunden der Literatur von Jules Verne gefallen dürfte. Wer außerdem Spaß an futuristischen und unheimlichen Szenarien der 70er Jahre hat, für den ist diese Geschichte ein Spaß. Ein wenig fühlt man sich an Luc Orient und seine riesigen Killersporen erinnert. Hier sind es jedoch mannsgroße rote Gummibälle, hinzu kommen insektoide Roboter, Riesenkraben und unerklärliche Anziehungskräfte.
Henri Vernes schildert die Ereignisse auf der Insel mit einer Genüsslichkeit, die äußerst selten ist. Gleichzeitig schaut es so aus, als wolle er das phantastische Genre, vielleicht sogar seine eigens geschaffene Figur Bob Morane selber ein wenig verulken.
Die großen angreifenden roten Bälle werden von Bob mittels einer sehr kleinen und für den Leser unerwarteten Waffe in die Flucht geschlagen. Auch spätere Kämpfe und Kinderkrankheiten dieser Angriffsmaschinen lassen den Leser zuerst staunen, dann schmunzeln.
Diese Episode lässt sich unter das Motto stellen: Genieße das Abenteuer. Es ist nicht vorhersagbar, was passieren wird. Wie einst Hugo Pratt lässt sich Vernes mit seiner Phantasie treiben, macht seinen Helden das Leben so schwer wie möglich und bugsiert sie mit ungewöhnlichen Maßnahmen wieder aus dem Schlamassel heraus – und gleich wieder hinein in die nächste Bredouille.
Was könnte gruseliger sein als der Nebel von London? Schon Edgar Wallace wusste mit diesem Element zu spielen. Die Augen im Nebel, Titel der dritten Episode, bezeichnen vermummte dahinschwebende Männer, der Augen blitzende und todbringende Strahlen verschießen können.
Henri Vernes holt eine alte Bekannte von Bob Morane auf die Bühne zurück. Von merkwürdigen, aber überaus trickreichen Attacken getrieben, suchen Bob, Bill und ihre Schutzbefohlene Ruth die Lösung auf einer einsamen Insel. Aber auch hier sind sie nicht in Sicherheit.
Wie auch, denn William Vance überschlägt sich hier geradezu mit seinen action-lastigen Bildern, in denen wirklich alles zu finden ist, was in Thrillern, phantastischen Geschichten und Gruselabenteuern vonnöten ist. Gekonnt mischt sich phantastische Ausstattung mit real existierenden Umgebungen und Fahrzeugen. Die männlichen Bösewichter sind nicht nur besonders fies, sie schauen auch so. Böse Frauen sind besonders schön. Wenn sie eine Waffe auf Bob Morane richten, dann mit einem gemeinen Lächeln. Mittendrin, statt nur dabei, dieser kleine Spruch beschreibt die Bildtechnik von Vance auf den Punkt. Man blickt seinen Protagonisten über die Schulter, versperrt ihnen den Weg oder steht mitten in den Flammen. Der Zusammenhang der Bilder, die Kameraführung, ist hier viel stärker ausgeprägt, als es in manch neueren Produktionen der Fall ist.
Unheimliche Episoden aus dem Leben Bob Moranes. Wer eine große Portion Grusel und Phantastik in Abenteuern mag, der liegt mit diesen Abenteuern genau richtig. Dank William Vance, einem altmeisterlichen Zeichner des Comics, passt die Stimmung auf das I-Tüpfelchen genau. 🙂
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Wenn der alte Axel in den Saloon schleicht und vom Geisterzug erzählt, will ihm niemand mehr zuhören. Aus Mitleid bekommt er einen Whisky gratis. Lotta, die Besitzerin, hat ein gutes Herz. Die anderen, Lucky Luke einmal ausgenommen, treiben eher ihre Späßchen mit dem alten Goldgräber und verhöhnen ihn. Doch Axel lässt sich nicht von seinem (Aber)glauben abbringen. Er gibt sogar der ortsansässigen Journalistin ein Interview zu diesem unheimlichen Phänomen. Kurze Zeit darauf kommt er völlig aufgelöst zu Lotta. Der Geisterzug verfolge ihn. Lotta versteckt ihn in ihrem Zimmer und noch ein wenig später ist es tatsächlich passiert. Axel hat sich in Luft aufgelöst. Zurück bleibt nur Ruß auf dem Bettlaken.
Western-Fans dürfen sich in dieser Episode auf einen Gastauftritt von Jack Elam als Axel Ericson freuen. Elam war derart lange im Filmgeschäft, dass einer seiner frühesten Auftritte schon in 12 Uhr Mittags (High Noon zu sehen war. Sein Gesicht war unverwechselbar. Besonders mit zunehmenden Jahren wurde das Schielen, der leicht traurige Gesichtsausdruck, aber auch das schelmische Grinsen zu einem Markenzeichen. Elam arbeitete bis ins hohe Alter, bevor er 2003 leider verstarb.
Ein anderer Bekannter, auf fiese und hochnäsige Typen abboniert, ist David Huddleston. Ebenfalls lange im Filmgeschäft haben beide auch ihre Sporen im berühmten Gunsmoke (Rauchende Colts) verdient.
Und wer genau hinsieht, wird Steve Rankin entdecken, immer ein gern gesehener Nebendarsteller, hier einmal in einer komischen Rolle vertreten und in allen Genres präsent.
Die Besetzung stimmt also. Die Atmosphäre ist zuerst ungewohnt unheimlich und kaum komisch, eher bemitleidet man den alten Axel. Außerdem wird die Handlung immer mysteriöser, bis der Knoten platzt und Lucky Luke (Terence Hill) hinter das Geheimnis kommt. Jetzt hält auch wieder der Humor in seiner bekannten Art Einzug.
Enger an die Comics angelehnt ist die Geschichte Ma Dalton ist und bleibt einmalig. Fans von Lucky Luke dürfte noch das alte Alben-Cover mit einer strickenden Ma Dalton in guter Erinnerung sein.
In dieser Folge zieht die Mutter der vier wieder mal einsitzenden Gauner nach Daisytown. Die Einwohner haben Mitleid. Deshalb sagt auch niemand etwas, als Ma ihre Einkäufe mit der Waffe in der Hand tätigt. Etwas hat jeder Händler für die alte Dame übrig und so bewahrt sie ihren Stolz. Sogar Lucky Luke findet die alte Dame sympathisch, ja, dies beruht sogar auf Gegenseitigkeit. Joe Dalton geht allerdings bei Mas nächsten Gefängnisbesuch die Gefängnismütze hoch. Seine Mutter verkehrt mit dem verhassten Cowboy?!
Wenig später, als die Daltons mit einem neuen Trick ausgebrochen sind, zeigt auch Ma, wo ihre Prioritäten liegen. Erst einmal werden die Jungs in Sicherheit gebracht. Dann sollen sie auch ihr Essen bekommen. Aber all das reicht Joe nicht. Nachdem er weiß, wie Ma einkauft und sich niemand traut, der alten Dame entgegenzutreten, fasst er einen spitzbübischen Plan, der nur ihm einfallen konnte.
Ruth Buzzi, hierzulande vielleicht durch Auftritte in Eine himmlische Familie oder Sabrina aufgefallen, verkörpert eine resolute und liebe Ma Dalton, freundlich zu jedermann, unerbittlich, wenn es um ihre Söhne geht. Obwohl die Dalton-Darsteller sich alle Mühe geben – Averell ist der gewohnte Vielfraß und Tollpatsch – und Lucky Luke bemitleidenswert ist, da ihm beständig die Treffen mit Lotta vermasselt werden, ist Ma Dalton der Star der Folge.
Keine Ahnung, ob Ruth Buzzi einen Blick ins Comic-Album geworfen hat, bevor sie ihre Rolle gespielt hat, aber sie trifft in jeder ihrer Szenen mit ihrem Auftritt ins Schwarze.
Damit nicht genug. Wer sich noch nicht genug über Ma Dalton amüsiert hat, wird sich über den Running Gag von Joe Dalton mit Lukes angeleinten Hund freuen oder schlicht über den Umstand, ihn in einem Kleid einen Banküberfall begehen zu sehen.
Ein Rundumsorglosunterhaltungspaket für die ganze Familie! Es ist schwer, in der derzeitigen TV-Unterhaltung so etwas Lustiges zu finden, dass sich vor allem Kinder bedenkenlos anschauen können. Prima! 🙂
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Dienstag, 22. Juli 2008
Madison Square Garden – Es hat keine Schlacht in New York gegeben, wenn nicht auch die weltberühmte Sportarena in Mitleidenschaft gezogen wurde oder wenigstens eine Rolle gespielt hat. Hier reißen Hulk und seine Freunde kurzerhand das Dach entzwei. Zu einem Gladiator haben die Verschwörer ihn werden lassen. Es wird Zeit, ihnen ihre Heimtücke mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Doch zuvor setzt Dr. Strange einen waghalsigen Plan in die Tat um. Er beschwört einen Dämon, dessen Kräfte ausreichend sein könnten, um den Hulk zu besiegen. Und wer hätte das gedacht? Zuerst sieht es wirklich so aus, als könne Strange nun siegen. Zunächst …
Später sehen sich die vier Verschwörer, Dr. Strange, Black Bolt, Tony Stark und Reed Richards, ihrem Schicksal gegenüber. Sie sollen kämpfen. Zuerst gegen Monster, die auch der Hulk besiegen musste. Ihrer Kräfte beraubt und durch eine den Willen brechende Technik versklavt, bleibt ihnen keine Wahl. Wenig später tobt im Madison Square Garden ein Kampf auf Leben und Tod.
Jetzt ist endgültig vorbei mit der Ruhe. In der Arena wird gekämpft. Greg Pak lässt keine Verzögerung mehr zu. Ein paar Einwände von Rick Jones werden einsilbig beiseite gewischt. Magie ist zu Beginn die Waffe, die es doch noch schaffen könnte. Pak reaktiviert zu diesem Zweck eine dämonische Figur namens Zom. Der Werdegang dieser Figur, kreiert 1967, also ordentlich alt, wird im Anhang, im Kriegstagebuch ausführlich beschrieben. Diese Gestalt besitzt außerordentliche Kräfte und bisher waren zumeist Gegner nötig, die eindeutig stärker als Dr. Strange waren, um diesen Dämonen wieder in seine Schranken zu weisen. – Hier braucht man nur einen Hulk.
Dies sollte die Energie unterstreichen, mit der die Handlung ihren Fortgang nimmt. Der Kampf präsentiert sich mit einer Urgewalt von King Kong gegen King Kong und nicht nur die Passanten verfolgen dieses Gemetzel mit großen Augen.
Genau diese normalen Menschen werden zu Anklägern. Es ist nicht neu, dass die Helden auch für große Fehler verantwortlich sind – ein Grund, warum sich Captain America ergab und so den Civil War beendete. Oftmals werden jene vernachlässigt, die eigentlich beschützt werden sollen. Die sehr subjektive Gerichtsbarkeit und Kontrolle, die mit der Initiative geschaffen wurde, spielt hier keine Rolle mehr. Die strahlenden Helden des Marvel-Universums erfahren hier, was es heißt geächtet und verurteilt zu werden.
Nach einem furiosen Auftakt dieses Teils, in dem der Hulk den letzten Illuminati eingefangen hat, treten die guten Helden gegeneinander an. Mit Hieb- und Stichwaffen, die Hellebarden nicht unähnlich sind, magischem Feuer, Äxten und stacheligen Keulen bewaffnet gehen sie aufeinander los. Endlich erreicht der Hulk sein Ziel: Na, so was, sie sind ja auch Monster.
Greg Pak lässt seine Protagonisten Keile verteilen – aber mit Karacho. Die enorme Geschwindigkeit der Handlung wird von John Romit Jr. mit Momentaufnahmen umgesetzt, der Technik von Videoclips nicht unähnlich. Doch anders als in einem Kinofilm, in dem eine solche Technik schnell in eine lange Reihe hektischer Bildwechsel umschlägt, kann der Leser hier jedes einzelne Bild in Ruhe studieren – aber das wird er erst beim zweiten Lesen machen, denn vorher wird die Geschwindigkeitsvorgabe greifen. Man muss einfach wissen, wie es weitergeht.
Jetzt muss man nur noch wissen, wie es endet. Alleine die Vorschau des Covers verspricht ein unglaubliches Finale. 🙂
Neben den Helden, die sich dem Hulk – erfolglos – entgegen stellten, tritt nun auch die Armee auf den Plan. Ein Erzfeind der ersten Stunde, General Ross, nimmt das Erscheinen des Hulk persönlich und bietet alles auf, was auch nur entfernt eine Chance zur endgültigen Vernichtung des grünen Monsters hat.
Als die ersten Splitter der Adamantium-Geschosse dem Hulk die Haut zerfetzen, sieht es zunächst danach aus, als sei diese Taktik vielversprechend. Die massive Attacke nutzt ein anderer, um sich Zugang zum Geist des Hulk zu verschaffen. Endlich gelingt auch Dr. Strange ein Vorstoß.
Was für eine Monster-Hatz! Der Angriff von Godzilla – unter der Regie von Roland Emmerich – war eine leichte Brise gegen die Wände der Wolkenkratzer. Einige mögen das Bild des Kampfhubschraubers vor Augen haben, der von unten zur Beute eines riesigen Mauls wird. Der Hulk frisst seine Gegner zwar nicht – jedenfalls nicht der, des normalen Marvel-Universums – aber er versteht es ebenso mit Gewalt und einer gewissen Artistik, seine Feinde vom Himmel zu holen.
Aus purer Action, mit sehr schönen Farbkontrasten von Christina Strain bedacht, macht die Handlung den Sprung in ein rein geistiges Reich, eine Projektion von Hulks ehemaliger Heimat. Während der Körper bekämpft wird, schlägt Hulks Geist eine andere Schlacht. Banner und Hulk sind sich einig. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Jeckyll und Hyde. Es ist eine dieser Szenen, bei denen der Leser schreien möchte: Tu’s nicht, du Idiot!
Aber Dr. Strange hört ja nicht und glaubt auch noch an das Gute im Menschen – etwas, wenigstens Tony Stark wie auch Black Bolt verloren haben. Und Reed Richards ist auf dem besten Wege dahin.
Die Grenzen allerdings zwischen Gut und Böse verschwimmen. Jeder in der Geschichte von Greg Pak hat Schuld auf sich geladen. Der Civil War steckt noch allen in den Knochen. Nachdem der Feind im Geiste besiegt ist, greift die Kampfmaschine in der Realität wieder ein. Wie unlängst im ersten Blockbuster um den grünen Giganten werden Panzer und Kampfhubschrauber zu Kleinholz verarbeitet. Geht er auch mit rein menschlichen Soldaten etwas sanfter um – ein Klatschen erzeugt derart viel Schallgeschwindigkeit, dass die Soldaten einfach ohnmächtig werden – hört das Geplänkel bei seinem Erzfeind General Ross auf.
Der General hat in Hulk seinen ganz persönlichen Moby Dick gefunden. Der zur Schau gestellte Hass von Ross trägt genau die Merkmale eines Kapitän Ahab.
Als der Leser glaubt, John Romita Jr. (Zeichner) habe den Hulk nun ausreichend in den Kampf geschickt, kommen Hulks Gefährten aus der anderen Welt zum Zuge. Sie sorgen auch für eine größere Vielfalt. Es wird gehauen, gezaubert, geblitzt (nur geblitzt, nicht geblitztdingst), so dass Koloristin einen durchgehend aufwändigen, aber auch tollen Job macht.
Romita Jr. kniet sich richtig in dieses Projekt hinein und so schaut es aus, als würde sich im nächsten Band noch einmal eine Steigerung abzeichnen, denn auch Pak hat noch ein paar pfiffige Ideen parat.
Eine knuffige Geschichte der Mini-Marvels zum World War Hulk rundet das vorliegende Heft wohltuend mit einer guten Portion Humor ab. 🙂
Montag, 21. Juli 2008
Eigentlich wollte Jomi nur ein wenig Geld verdienen, da ihre Kunst eine brotlose ist. Wie gut, dass ihr Vater der Besitzer einer Bodyguard-Agentur ist und ihr eine Stelle geben kann. Doch so richtig glaubt er nicht an ihr Talent als Leibwächter. So müssen ihre Brüder heimlich im Hintergrund auf sie aufpassen. – Um ihr zu Hilfe zu eilen, falls Gefahr droht. Und natürlich, falls sie Mist baut. Auch Väter müssen hin und wieder unternehmerisch denken.
Können Androiden von elektronischen Schafen träumen? Das ist nicht ganz die Frage, die sich hier stellt. Vielmehr stellt sich die Frage, ob ein künstliches Wesen, per Definition ohne Seele, ein eigenständiges Leben führen kann? Noch dazu das eines Künstlers? Kunst ohne Seele? Geht das?
Ja, es funktioniert in dieser Geschichte von Andi Watson, der sich dem Thema auf sehr amüsante und weitaus weniger philosophische Art annimmt, wie mancher Leser zuerst befürchten mag.
Jomi ist es zu Beginn nicht anzumerken, dass es sich bei ihr um eine Androidin handelt. Sie ist eine junge Frau, deren Ziele sich nicht zu erfüllen scheinen, die Talent hat, aber nur wenig Möglichkeiten, um daraus auch ihren Lebensunterhalt zu beziehen. An einem Punkt, an dem sie eine Art von erzwungener Bescheidenheit gelernt hat, nimmt sie einen Job als Leibwächter einer reichen Zicke aus dem Show Business an. Doch die Zicke namens Ms. Hostynek ist gar nicht so zickig. Brant, ein Ex, macht ihr in bester Stalking-Manier das Leben schwer.
Jomi hält die Aufgabe für leicht – ebenso wie der Leser und damit wird die Geschichte gleich zu Beginn an unterschätzt.
Von Kapitel zu Kapitel wird Geisha komplexer. Peck, der Mann, der sie zur Fälschung eines Gemäldes anstiftete, lässt ihren Bruder verprügeln, da er angeblich in Pecks Gebiet dealt. Jomi kann gegenüber ihren Verwandten kaum zugeben, dass sie nur über halbseidene Machenschaften plötzlich an viel Geld gekommen ist. Schlimmer noch, Jomi droht Peck wegen ihres verprügelten Bruders mit Enthüllungen über das Gemälde und plötzlich geht es um Leben um Tod.
Andi Watson spielt in höchstem Maße mit den Erwartungen des Lesers. Er enttäuscht, er veralbert sie, verstärkt sie, nie bleibt er auf der Spur und macht genau das, was eigentlich erwartungsgemäß passieren sollte. Watson kennt diese Erwartungshaltung genau, hat er auch für den Mainstream geschrieben, wie Veröffentlichungen von Buffy, Aliens, X-Men und Hellboy belegen.
Mit Geisha fühlt man sich als Leser zunächst in ein zukünftiges Beverly Hills 90210 versetzt. Keine echten Probleme oder eben nur jene, die Heranwachsende haben, wenn sie ihren Platz im Leben finden. Aber Jomi ist als Charakter vielschichtiger als die Partypüppchen aus der erwähnten Fernsehserie, ihre Geschichte viel interessanter.
In einer Szene, die Watson in ähnlicher Form im Film Bodyguard gesehen haben mag, eskaliert die Situation. Nicht nur Jomi zeigt, was in ihr steckt, sondern auch ihr Bruder. Eine Schießerei entbrennt im Publikum und auf der Bühne, wo Jomi gegen einen Mann im Kampfroboteranzug antreten muss. Am Ende ist es eindeutig: Jomi hat durch ihre neue Aufgabe ihre Berufung gefunden. Ihr Talent als Bodyguard ist größer als das der Malerin in ihr.
Watson illustriert seine Geschichte selber in einem cartoon-artigen Stil, fast ein wenig wie Darwyn Cooke. Auch Watson zeichnet eine Trickfilmserie auf Papier, arbeitet mit einfachen Formen und Gesichtsausdrücken, die einerseits äußerst rudimentär, aber anderseits grundsätzlich aussagekräftig sind. Manchmal ist dieser grafische Stil – obwohl die Geschichte in Zukunft handelt – eine Rückbesinnung auf die absoluten Anfänge der Comic-Zeit als Augen noch Punkte waren und jede Figur einen Kartoffelkopf besaß.
Die Darstellung beschränkt sich auf eine Graustufe als Kontrastfarbe. Das Auge erhält die nötigen Informationen nebst Dialog für ein schnelles Lesen. Watson beherrscht eine gute Tempovorgabe, die man als Leser einfach mitmachen muss, da die Bilder zügig erfasst und inhaltlich ausgewertet sind. Ein zweiter Blick ist nicht erforderlich.
Ein kleines Experiment nahe bei den Wurzeln des Comics, Nostalgie in einer Mixtur aus Soap Opera und Science Fiction. Wer ein schnelles und rundes Lesevergnügen (mit Zugaben nach der Hauptgeschichte) sucht, Spannung und Humor in einem Paket mag, der sollte einen Blick riskieren. 🙂
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