Der junge Ritter ist verliebt. Und stolz. Stolz und Ehre gehen vor Liebe. So glaubt es Prinz Eisenherz jedenfalls. Er hat geschworen, Aleta, die er versucht zu hassen, in Ketten an alle Fürstenhöfe der Welt zu führen. Aber die selbst gestellte Aufgabe ist äußerst schwierig.
Denn Aleta ist eine sehr energische junge Frau. Sie lässt sich nichts gefallen, hat Ideen und setzt mitunter auch die Waffen einer Frau ein. Und sie ist klüger als Eisenherz, weil sie viel schneller erkennt, wie sehr er sie liebt! Männer sind halt etwas schwerer von Begriff.
Prinz Eisenherz ist und bleibt etwas ganz Besonderes auf dem Gebiet der Comics. Wie eine wunderbar ausgestattete Theaterinszenierung präsentiert sich der Ritter mit dem singenden Schwert in dieser Neubearbeitung.
Wir begegnen Prinz Eisenherz und Aleta zunächst in der Wüste. Der Prinz ist auf Rache aus. Allerdings ist seine Rache sehr beherzt und nachsichtig, obwohl er sich das zuerst nicht eingestehen will.
Und das ist ein Zauber, den jede Frau benutzen kann.
Aleta kennt ihre Ausstrahlung und sie hat bereits nach kurzer Zeit ihre Wirkung auf Eisenherz erkannt. Ein Glück für den Prinzen, dass Aleta auch in diesen stattlichen Ritter verliebt ist, sonst stünde es ziemlich schlecht um ihn.
Prinz Eisenherz wird ohne Sprechblasen erzählt. Die begleitenden Texte, der gesprochene Text, erscheint in einer Fußzeile. Als Leser, der einen manchmal wilden Wust von Erzählkästen und Sprechblasen gewöhnt in den Panels ist, kann diese Form der Darstellung sehr beruhigend wirken. Die Form ist hier auf die ursprüngliche Erscheinungsweise als Zeitungsstrip zurückzuführen – damit erfahren Fans des Prinzen wie auch die Generation meiner Eltern, die schon den Prinzen kannte, nichts Neues. Die Szenen wirken ein wenig wie in einem Stummfilm – dieser Eindruck entsteht bestimmt durch die sprechblasenlosen Bilder – wer sich diese Bilder in aller Ruhe zu Gemüte führt, wird vielleicht beizeiten in seinem Kopf dramatische oder liebevolle Klaviermelodien hören, wie sie auch in Stummfilmen zum Einsatz kamen.
Abenteuer, Liebe, Kämpfe, Kostüme, wallende Gewänder, kecke Frauen, finstere Fürsten und natürlich ein wagemutiger junger Ritter, der seine Feinde das Fürchten lehrt, jedoch nicht ohne Fehl und Tadel ist. Hal Foster gelang mit Prinz Eisenherz eine Figur, die nicht nur vorbildlich für spätere Veröffentlichungen war, sondern bis heute nachwirkt. Seine Ritterlichkeit im Kampf, seine Hartnäckigkeit und sein Mut stehen der Unerfahrenheit in der Liebe gegenüber, ein Konzept, das heute wieder erfrischend ist und gar nicht so altmodisch erscheint, wie es auf den ersten Blick auf so manchen Comic-Leser wirken mag.
Eine bezeichnende Episode ist die Auseinandersetzung zwischen Eisenherz und dem Fürsten Donardo. Der Prinz nimmt es um Aletas Willen mit einer ganzen Stadt auf – und sie erwartet auch nicht weniger! Eisenherz’ Ritterlichkeit bringt ihn in immer größere Schwierigkeiten. Dafür wird er auch noch von seinen Feinden verhöhnt. Aber er gibt nicht auf. Am Ende … Das soll nicht verraten werden.
In einem guten ersten Drittel der vorliegenden Ausgabe ist das Format der Episoden noch zweidrittelseitig, zumeist in zwei Zeilen angelegt. Den unteren Teil der jeweiligen Seite füllt eine weitere Geschichte aus Fosters Werkstatt: The Medieval Castle.
Wie war das Leben im Mittelalter auf einer Burg? Der Leser fühlt sich fast in eine Art Dokumentation versetzt, indem er einigen Menschen aus jenen Tagen bei ihrem Alltag über die Schulter schaut. Wie wurde um eine Frau geworben? Welcher Art war die Bildung, die Erziehung? Hierzu folgt der Leser dem kleinen Arn, der den Stall ausmisten muss, bevor er in den wirklich wichtigen Fächern unterrichtet wird. Den romantischen Charakter dieser Episoden muss man als Leser verzeihen, sollte man sich doch vor Augen halten, dass es zuallerst unterhaltenden Charakter hat und nicht für sich in Anspruch nimmt, historisch korrekt zu sein.
Sobald die Handlung von Foster ganzseitig erzählt werden kann, findet sich der Leser auch in einem neuen Handlungsabschnitt wieder. Es wird wilder. Die Wandalen ziehen gegen Rom. Neben zahlreichen ausgefeilten Kampfszenen, real wie auch übender Weise, ist der Sog dieser Handlung größer, weil vielfältiger angelegt. Die Liebe wird wieder thematisiert, tragisch, besonders in einer Szene, als Cidi sich umbringt, weil sie erkannt hat, dass ihre Liebe zu Prinz Eisenherz sich nie erfüllen wird. Ein dem Wahnsinn naher Amurath hält den Leichnam mit verzweifelter Miene in seinen Armen.
Und wenn Aleta als Ritter verkleidet durch ihre Haare die Sicht verliert und einen Angriff gegen ein Dorngebüsch reitet, wird dieser Humor ebenso schwer wie so mancher tragisch oder spannende Augenblick.
Foster war auch ein Erzähler, der stets versucht war, seine Geschichte im Gleichgewicht zu halten.
Ein Klassiker im schön restaurierten Gewand, wunderbar zu lesen, wunderbar anzuschauen. Für Fans von Rittergeschichten, die viel zu selten geworden sind, ist und bleibt Prinz Eisenherz ein Muss.
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