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Comic Blog


Donnerstag, 24. April 2008

Torpedo 4 – Geld ist nicht alles

Filed under: Thriller — Michael um 18:33

Torpedo 4 - Geld ist nicht allesDas Spiel ist nicht irgendein Spiel. Es ist das uramerikanische Spiel der Spiele: Baseball. Nichts ist amerikanischer und nichts kann ein Europäer weniger nachvollziehen als die amerikanische Begeisterung für Baseball. Sogar Torpedo ist dem Spiel verfallen – auf seine Art.
Torpedo und sein Gehilfe Rascal nehmen eine Bar auseinander. Während im Hintergrund eine Sportübertragung läuft, haben sich die beiden Killer ihre beste Baseballkleidung angezogen und statten einem widerspenstigen Kneipenwirt einen folgenschweren Besuch ab.

Torpedo einen Schurken zu nennen, wäre weit untertrieben. Der Archetyp eines völlig missratenen Menschen (bis auf einige wenige Ausnahmen) erlebt in dieser 4. Ausgabe der Reihe, wie es ist, wenn man selber auf der Abschussliste steht und nur haarscharf seinem Schicksal entkommt.

Der Killer hat mehrfach bewiesen, dass er ein heterosexueller Mann ist. In der ersten Geschichte Die Kehrseite des Goldstücks spielt Enrique Sánchez Abulí auf der Klaviatur der Urängste dieser Sorte Mann, einer Sorte, die sich außerdem noch für besonders männlich hält. Die Auflösung, die Pointe ist wieder typisch Abulí, so dass der Leser sich entscheiden kann, ob er Mitleid haben oder lachend zusammenbrechen soll.

Die Darstellung der Jazz-Musiker ist ein wenig stereotyp, sehr klischeehaft, aber Abulí und sein Zeichner Jordi Bernet sind weit davon entfernt, ein realistisches Bild der Zeit abzugeben. Außerdem ist Torpedo derart böse, gemein, zynisch, brutal, sadistisch und eigentlich alles, was ein Gangster in einer Person vereinen kann – nicht zwangsläufig muss – so dass man ihm als Leser auch nur alles erdenklich Schlechte wünschen kann. Aber irgendwie hat er dann das Quentchen Glück, um nicht immer ganz heil, so doch wenigstens nur angekratzt aus der jeweiligen Situation herauszukommen.

So manche Szene oder Geschichte in Torpedo erinnert zuweilen an Vorlagen aus Film oder Roman. So kann sich der Leser (in diesem Falle ich) auch diesmal nicht so ganz des Eindrucks erwehren, hier oder da die eine oder andere Anspielungen oder Hommage zu entdecken. In Die Friedenstaube schaffen Torpedo und sein Sidekick mit hinterhältigen Schießereien Klarheit. Leider sieht man hierbei keine Zeugen wegrennen, ansonsten wäre dies ein guter Hinweis auf Manche mögen’s heiß. Der Killer-Job, den die beiden Mörder auf der Hochhausbaustelle auf den Stahlträgern zu verrichten haben, erinnert in seiner komödienartigen Erzählweise an The Riveter (dt.: Donald, die Niete, 1940). Dort raubte Donald Duck mit seinen überaus schlechten Fähigkeiten als Nieter auf einer Hochhausbaustelle seinem Vorgesetzten Kater Karlo den letzten Nerv.

Die Anspielungen mögen vielleicht nicht stimmen, Tatsache ist auf jeden Fall, dass Abulí mit der gleichen Form der Slapstick spielt, die auch in alten Disney-Zeichentrickfilmen der 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts zu finden ist. (In der Episode Wer hat Angst vorm bösen Wolf ist die Anspielung offensichtlich, denn Bernet verwendet sogar den bösen Wolf in der Form, wie er bei Disney hinter den drei kleinen Schweinchen hinterher war.)

Missverständnisse, Ausflüge in die Kindheit und Jugend von Torpedo sowie die Fähigkeit über die Fehler derer zu stolpern, die er gerade noch belächelt hat, das machen die Episoden in diesem Band aus. Abulís Fähigkeit, den Werdegang von Torpedo zu erzählen, wie auch die Fähigkeit von Bernet genau diese Kindheitstage in Szene zu setzen, machen aus den Erinnerungen ganz besondere kleine Episoden.

Bernet arbeitet gerne mit Gesichtsausdrücken, von denen ihm die Geschichten viele vorschreiben. Auch Torpedo schafft es nicht auf dem elektrischen Stuhl die Ruhe zu bewahren. Der große böse Wolf bereitet ihm ähnliche Angst, bis sie wieder hinter den zusammengekniffenen Clint Eastwood-Augen verschwindet. Arroganz prägt Torpedos Mimik für gewöhnlich, aber manchmal blitzt auch ein Wolf hindurch, eine Fratze, der nur noch lange Eckzähne fehlen, um einem gewissen Dracula-Darsteller zu ähneln.

Sehr unterschiedliche Abenteuer des fiesesten Halunken der Comic-Geschichte, mit einem sehr erwachsenen, aber auch beständig bitterbösen Humor erzählt, gewohnt gut gezeichnet und einmal, ein einziges Mal zeigt Torpedo diesen berühmten Funken Mitleid – der aber im Sinne nachfolgender Episoden nicht lange anhält. Eine pechschwarze Film noir-Wiederbelebung zwischen Comic-Seiten, auf seine Art einfach nur gut. 😀

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