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Comic Blog


Dienstag, 04. Dezember 2007

Albatros 2 – Der böse Blick

Filed under: Abenteuer — Michael um 23:29

Albatros 2 - Der böse BlickDie Piraten werden weiterhin verfolgt. Der Kommandant, von persönlichem Hass getrieben, hetzt seine Soldaten durch den Schnee. Der Blick ist immer zum Himmel gerichtet, wo die Piraten zum Greifen nahe scheinen. Und bald erhalten die Soldaten ihre Chance.
Ombeline weiß von den Verfolgern nichts. Es kann nicht ahnen, dass das Interesse des Kommandanten an ihr derart stark ist. Derweil hat sie noch Glück, von dem weiblichen Kapitän nicht gleich von Bord geschmissen zu werden. Wie es aussieht, kann Ombeline der knurrigen Frau noch dienlich sein. Ombeline wird zu einem Alleinflug gezwungen. Um Haaresbreite kommt sie mit dem Leben davon.

Wunderte sich der Leser in der ersten Folge noch, warum der Gouverneur seine Nichte in einem Bordell verkommen ließ, wird nun einiges klarer. Ombeline ist austauschbar. Diese Tatsache schockiert sogar sie, die einiges aus den Räumen des Kabaretts gewohnt ist. Die zweite Folge von Albatros fesselt gleich von der ersten Seite an.

Autor und Zeichner Vicent arbeitet die Entwicklung von Ombelines Charakter sehr feinsinnig auf. Jede Verwicklung in diesem Abenteuer lässt sie mutiger und zuversichtlicher werden. Widrigkeiten, die zuvor noch zu ungemütlich sein mögen, werden hingenommen. Nicht nur Ombelines Willen spielt hierbei eine große Rolle, sondern auch ihr Glaube an einen Beschützer, an ihre Mutter, die immer, auch vom Himmel her, Acht auf sie gibt.

Ombeline gehört zu den Comic- oder besser, Abenteuer-Charakteren, die einem nur ans Herz wachsen können. Zu Beginn ist sie ein wenig ängstlich, verzweifelt. Sie ist gezwungen, die Flucht zu riskieren. Später, an Bord der Albatros, sieht sie in der ungewöhnlichen Umgebung eine Gelegenheit alles zum Besseren wenden zu können. – Obwohl die Widerstände kaum besser als zu Hause sind. Für die Kapitänin ist sie nur ein besseres Versuchskaninchen, für die Mannschaft ist sie jemand, den man herumschubsen kann. Einzig der Smutje Louis empfindet Sympathie für das kleine Mädchen und ist um Nachsicht und Fürsorge bemüht. Für Ombeline wird dieses seltsame fliegende Schiff zu einem seltsamen und doch erkennbaren Zuhause.

Denn Ombeline ist im Kern ein Mensch, der sich um andere sorgt. Ihren Freundinnen hat sie nicht sehr gut helfen können. Auf dem Schiff allerdings erkennt sie instinktiv eine Ausgangsbasis für eine bessere Zukunft. Ihre Freundin Alyette kann Ombeline aus der Gewalt der sie verfolgenden Soldaten retten. Die Kapitänin wird von Ombeline gepflegt – weil immer auch der Geist der Mutter, eine kleine hoffnungsvolle Irritation in Ombelines Gedanken zugegen ist. Ombeline will dank dieses guten Einflusses nur das Beste. Deshalb fällt die Entscheidung leicht. Auch Rosaline, die Freundin, die zurückbleiben musste, soll gerettet werden.

Aber Albatros ist nur Charakterstudie, sie ist auch eine Abenteuergeschichte, in der wenig Zeit zum Ausruhen für die Hauptfiguren wie auch für den Leser bleibt. Vincent erreicht durch seine Handlungsorte in Eis und Matsch, am Himmel, in den beengten Straßen und im Kabarett eine große Handlungsdichte und eine faszinierende Mischung. Jagd und Flucht, die Soldaten verfolgen die Piraten in der Luft mit aller Härte. Die Kapitänin will mittels eines kleinen Fluggeräts neue Raubzüge ermöglichen – hier kommt Ombeline als Versuchskaninchen zum Zuge, weil sie als einzige leicht und geschickt genug ist, um mit dem archaischen Segler umzugehen. Rein instinktiv wohl gemerkt, denn beigebracht hat es ihr niemand.

Die Ansichten, die Vincent zu seiner Geschichte schafft, stützen eine regelrechte Jules-Verne-Atmosphäre, die im ersten Teil so noch nicht erkennbar war. Der erste Flug von Ombeline, das fliegende Schiff im Sturm, das folgende Fiasko, das ist das Abenteuer und das Drama, das schon Altmeister Jules Verne beherrschte. Ombeline, die ins Kabarett heimkehrt, um die Freundin zu retten, das wächst sich zu einer richtigen Tragödie aus.

Aber auch der Humor findet sich, selten, doch dann auflockernd heiter.
Alyette, die sich angesichts eines zerschmetterten Schiffes noch darüber aufregt, dass ein Seemann noch mehr Dreck an Bord trägt – das ist schlichtweg eine absolut gelungene Szene.
Die Heiterkeit bleibt einem angesichts des Schlusses im Halse stecken. So gezielt, wie Vincent mit dem Humor umzugehen vermag, so gezielt kann er auch die Traurigkeit einsetzen.

Mit dem zweiten Teil entwickelt Vincent konsequent die Geschichte um Ombeline weiter. Ombeline ist erwachsener, mutiger, fürsorglicher. Sie hat ein Ziel gefunden, einen Fluchtpunkt. Aber der zweite Teil ist für alle Beteiligten auch gefährlicher, aufregender – so auch für den Leser. Vor einer tollen Kulisse ist eine ebenso gute Abenteuergeschichte mit Tiefgang entstanden. 🙂

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