Dienstag, 02. Mai 2006
52 v. Chr. Cäsar befindet sich auf gallischem Boden und hat seine Legionen zu einer letzten entscheidenden Schlacht zusammengezogen. Er hat einen engen Belagerungsring um die befestigte Stadt Alesia gezogen. Nur ein gallisches Entsatzheer könnte noch eine Wende in diesen furchtbaren Krieg bringen.
Diese Befürchtung hat auch Cäsar. Und er weiß, dass es noch viele gallische Krieger gibt, die sich zu einem Heer zusammenschließen können. Aber er weiß auch, dass ein Heer nichts ist, ohne seine Befehlshaber. Eine Armee ohne Anführer ist wie eine Schlange ohne Kopf. Deshalb befiehlt er einem seiner fähigsten Soldaten, Caius Rodius, sich mit einigen Getreuen aufzumachen, um die noch fehlenden Anführer der Gallier zu töten. Ein Name ist dabei besonders wichtig: Cammius.
Dieser Gallier wurde einst von Rodius wie ein Sohn aufgezogen. Doch Cammius hat sich auf seine Wurzeln besonnen. Nun will er nichts mehr, als die Römer von gallischem Boden zu vertreiben. Schweren Herzens nimmt Rodius den Auftrag an, denn römische Interessen stellt er seit jeher über seine eigenen Anliegen.
Rodius und seine Mannen dringen in die gallischen Wälder vor. Der Kommandotrupp macht sich auf die Suche nach dem Todfeind. Nach vielen Schwierigkeiten und Kämpfen sind sie endlich am Ziel. Rodius hat geahnt, dass seine Aufgabe nicht leicht werden wird, dass er auch gegen seine Gefühle antreten wird, die er einst als Vater hatte. Rodius ahnte hingegen nicht, dass Verrat auch in den eigenen Reihen lauert.
The Last Battle ist endlich einmal wieder eines jener klassischen Abenteuer im alten Rom, wie es sie (leider) seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. In jeweils kurzen Kapiteln wird vom Leben eines römischen Kriegers berichtet, wird vom Leben der Gallier aus der Sicht eines in römischer Gefangenschaft groß gewordenen jungen Mannes erzählt. Beide Männer folgen den gleichen Ehrbegriffen, ungeachtet ihrer Herkunft und sie halten diese Werte hoch, obwohl um sie herum alles zusammenzubrechen scheint.
Der Leser folgt ihnen in ihre Vergangenheit, er erlebt ihre Träume und ihre Sehnsüchte und er liest, wie sich schließlich alles zusammenfügt, es sich scheinbar einem vorherbestimmten Schicksal fügt. So folgt die Geschichte denn auch einigen dramatischen Gesetzmäßigkeiten, ohne jedoch allzu viel über den jeweils weiteren Hergang im Vorfeld zu verraten. Stets bleibt die Spannung auf einem sehr hohen Grad und gerade jene Leser, die das Thema mögen, sei es wegen alter Hollywood-Streifen wie Ben Hur, neuerer Blockbuster wie Gladiator oder Fernsehverfilmungen wie Julius Cäsar oder aus purem Interesse, werden diese Geschichte ebenso verschlingen wie ich.
Autor Tito Faraci vermischt geschickt die geschichtlichen Vorgaben mit fiktiven Ereignissen und bietet am Ende auch eine ganz einfache Erklärung dafür, warum es keinerlei Überlieferung davon gibt, so einfach, dass sie schlicht überzeugend ist. Faraci zeigt dem Leser ein römisches Kommandounternehmen, hier kommen die antiken Wildgänse, wenngleich auch ähnlich glücklos.
Warum nicht? lautet die Frage und ist gleichzeitig die Antwort. Attentäter hat es zu allen Zeiten gegeben, warum nicht auch Spezialkräfte, die hinter den feindlichen Linien agierten und dort ähnlich schwierige Aufgaben übernahmen. Faraci hat mit diesem kapitelartigen Aufbau des Comics, der immer kurze prägnante Episoden herausgreift, wie instinktiv nach meiner Meinung den richtigen Erzählstil für diese Geschichte gefunden.
Zeichner Daniel Brereton liefert im wahrsten Sinne des Wortes ein Kunststück ab. Hier wird von der Vorzeichnung bis zur kolorierten Fassung komplette Handarbeit abgeliefert. Teilweise sind noch Reste der Skizzen zu erkennen. Stilistisch hat es beinahe etwas von einer Reportagegrafik, von einem Maler, der mit ins Feld geschickt wurde, um die Ereignisse festzuhalten. Die Erzählweise passt hier in hervorragender Art zu den Bildern.
Die Kriege jener Zeit mit ihren Kämpfen Mann gegen Mann waren brutal und so erspart auch Brereton dem Leser nicht diverse Anblicke, wie sich solch ein Kampf gestalten konnte. Das hätte nicht unbedingt immer sein müssen, ist aber in Zeiten von Gladiator und einem gewollten Realismus in den Bildern wohl nicht mehr wegzudenken (dennoch erstaunlich, dass es aus dem Hause Disney kommt).
Am Ende bleibt in jedem Fall ein grandioses Comic-Ereignis, zeichnerisch prachtvoll, erzählerisch spannend, dass man jedem Comic-Fan ans Herz legen kann, der eine Mischung aus Action und Antike mag.
Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist besetzt . . . Ganz Gallien? Nein! Natürlich nicht, denn ein kleines Dorf unbeugsamer Gallier wehrt sich tapfer gegen den Übergriff Cäsars und hält den römischen Garnisonen ringsherum wacker stand. Diese Gallier haben nur davor Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Hoch oben im Norden allerdings, da gibt es ein Volk, die Wikinger, das hat vor nichts und niemandem Angst. Das gefällt diesen Wikingern, die sich rühmen, sonst alles zu kennen, überhaupt nicht. Also soll eine Expedition diese Wissenslücke schließen.
Und so trifft Asterix auf die Wikinger.
Unter der Führung von Häuptling Maulaf brechen die Wikinger auf. Mit an Bord befinden sich der Seher Cryptograf, sein zwar starker, aber nicht sehr intelligenter Sohn Olaf und ein blinder Passagier: Abba, Maulafs Tochter.
Wie es der Zufall will ist in jenen Tagen ein junger Gallier namens Grautvornix im Dorf von Asterix und Obelix zu Besuch. Hier soll der junge Mann alles lernen, was einen Gallier ausmacht, denn die Zivilisation und die neueren Einflüsse in Lutetia haben Grautvornix allzu sehr verweichlicht. Doch Grautvornix ist nicht besonders lernbegierig. Wildschweine zu jagen ist seine Sache nicht und auch der Umgang mit Hinkelsteinen behagt ihm überhaupt nicht. Die neuesten Tänze sind schon eher nach seinem Geschmack. Die jungen Leute machen halt, was sie wollen.
Ähnliche Erfahrungen muss auch Maulaf machen. Seine Tochter Abba hält es für richtig, dass Frauen ebenso erfahren dürfen, was Angst ist. Wissen darf nicht nur von Männern gesammelt werden.
Unterdessen versagen Asterix und Obelix bei ihrer Wissensvermittlung. Grautvornix gibt den Unterricht auf, wird jedoch, da er sich selbst als der König der Angsthasen bezeichnet, alsbald von den Wikingern entführt, da sie in ihm einen Lehrmeister vermuten, der ihnen alles in Sachen Angst beibringen kann, besonders das Fliegen, denn Angst verleiht bekanntlich Flügel.
Wie sehr sie sich doch irren!
Asterix und Obelix machen sich auf, um den jungen Mann zu befreien, plagt sie doch auch ihr schlechtes Gewissen, da Grautvornix etwas so schlimmes zugestoßen ist. Der junge Mann allerdings trifft inzwischen auf Abba. Und wie das Leben so spielt, wenn zwei junge Leute sich treffen, kann daraus Liebe werden. Beinahe wäre alles bald wieder in bester Ordnung, wenn nicht der Seher Cryptograf noch ganz andere Pläne hätte.
Asterix und die Wikinger ist die filmische Umsetzung des neunten Bandes Asterix und die Normannen. Doch ein Asterix-Film fällt immer etwas anders aus als seine Comic-Vorlage(n), weshalb es hier auch einige neue Details zu entdecken gibt.
Die Vorlage erschien 1967, die deutschsprachige Ausgabe folgte erstmalig 1971. Im Kern blieb die Geschichte erhalten. Wurde auch die eine oder andere Szene an einen anderen Ort verlegt, findet sich vieles wieder, was Goscinny und Uderzo anlegten. Außerdem hielt Uderzo ein Auge auf den Herstellungsprozess des Films, ein Fakt, der ihnen vor Jahrzehnten bei der Verfilmung von Asterix, der Gallier noch verwehrt gewesen war.
Die Ausgabe zum Film erzählt die Handlung in herkömmlicher Form, unterstützt durch sehr viele Filmbilder, die nicht nur für Fans, sondern auch für Zeichentrickinteressierte zeigen, wie viel Arbeit in einem solchen abendfüllenden Zeichentrickfilm steckt. Die altbekannten Charaktere, angefangen bei Asterix, bis über die Nebenfiguren wie Grautvornix wurden von Uderzo persönlich abgesegnet und, falls notwendig, mit Korrekturen versehen. Charakterzeichnungen werden durch sehr schöne Hintergrundbilder ergänzt und erwecken die Welt der Gallier einmal mehr auf tolle Art und Weise um Leben.
Neue Figuren wie Abba, Olaf und Cryptograf modernisieren die Geschichte, geben ihr teilweise andere Richtungen, verlassen aber nie den Hauptpfad, den die Vorlage vorgegeben hat. Schön ist sicherlich, dass das altbekannte Dorf der Unbeugsamen verlassen wird und ein großer Abschnitt der Handlung in das Dorf der Wikinger verlagert wurde. Die Eiswelt einerseits und das große Versammlungshaus andererseits bilden einen feinen Kontrast. Die ausgewählten Bilder sind sehr schön auf den Text abgestimmt.
Wer die beiden Geschichten vergleicht, Filmhandlung und Comic, kann prima Vergleiche anstellen, wie sich eine Geschichte entwickeln kann, wie der zeitliche Blick sie verändern und auch erweitern kann. Neue Gags lösen ältere ab (z. B. eine Taube namens Essemess). Besonders beeindruckend sind die Bilderstudien, Bewegungsstudien und Umgebungsskizzen im Anhang. Hier kann der Leser einen kleinen Teil der umfangreichen Arbeiten am Film ablesen.
Für alle, die Asterix und die Normannen mochten, ist Asterix und die Wikinger eine schöne Ergänzung, die auch für sich alleine stehen kann, ohne dass der Leser das Original kennen muss.
Spirou hat es nicht leicht. Gerade hetzt er sich ab, um pünktlich zu seinem Psychiater zu kommen, da muss er aus der Luft auch noch einen alten Mann vor einem herannahenden LKW retten. Dank erfährt er hierfür nicht.
Fantasio unterdessen freut sich auf einen einfachen Putztag im ehemaligen Haus seines Onkels Tanzafio. Der merkwürdige alte Mann, der sich unerlaubt Zutritt zum Haus verschafft, macht ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Und ehe Fantasio sich versieht, kreuzt auch noch sein Cousin Zantafio, das schwarze Schaf der Familie, auf und verwandelt die beschaulich geplante Zeit in ein neues Abenteuer:
Der Mann, der nicht sterben wollte.
Durch einen kleinen Schluck einer unbekannten Substanz gelingt es dem alten Mann, sich ein wenig in den vermissten Onkel Tanzafio zurückzuverwandeln. Unter Zwang erzählt er seine Geschichte. Vor vielen, vielen Jahren fand er das Geheimnis des ewigen Lebens in der geheimnisvollen Stadt Eldorado. Die Aussicht auf enorme Reichtümer veranlassen Zantafio und seine beiden schurkischen Getreuen, die einzige Wegbeschreibung nach Eldorado zu stehlen.
Eine Jagd beginnt. Sie führt Spirou, Fantasio und Tanzafio auf der Fährte von Zantafio quer über den Ozean nach Guaracha, einem fernen Land, in dem Zantafio auf seine verbrecherische Art bereits reichlich Erfahrung gesammelt hat.
Alle gemeinsam gelangen zwischen die Fronten eines Freiheitskampfes. Jeder nutzt auf seine Art den Vorteil aus, der ihm geboten wird. Während Spirou und Fantasio mit Ehrlichkeit Unterstützung erlangen, lügt und betrügt Zantafio, um seine neuen Freunde auf seine Seite zu ziehen.
In Eldorado treffen alle zusammen. Was eben noch den Anschein eines Bürgerkrieges hatte, wird zu einer phantastischen Reise in uralte Zeit. Und auch hier müssen die Abenteurer größte Vorsicht walten lassen, denn die vergangenen Wächter jener untergegangenen Kultur wollen die Freunde mit ihrer Beute nicht ziehen lassen.
Das 46. Abenteuer von Spirou und Fantasio: Der Mann, der nicht sterben wollte, von Jean David Morvan geschrieben und von José-Luis Munuera zeichnerisch in Szene gesetzt, übernimmt ein großes Erbe u. a. von Andre Franquin.
Wo in früheren Tagen Humor, kleine Seitenhiebe und auch purer Klamauk Trumpf waren, steht heute das Abenteuer an erster Stelle und übernimmt damit die Tradition neuerer Vorbilder wie Indiana Jones. Durch das Aufgreifen bereits bekannter Charaktere wie Tanzafio und Zantafio wird eine Brücke geschlagen zu alten Geschichten.
Die Rasanz der Szenen springt einem sofort ins Auge. In einer Stelle des Anhangs wird das Wort Storyboard erwähnt. Im Normalfall zeigt ein Storyboard eine filmische Abfolge von Bildern, um bereits im Vorfeld eines Filmes die Umsetzung eines Drehbuches zu veranschaulichen. Der Vergleich zum 46. Abenteuer könnte nicht besser sein, denn mit all seinen Perspektiven bietet Der Mann, der nicht sterben wollte bereits die perfekte Anleitung für einen abendfüllenden Zeichentrickfilm.
Für mich stellt sich nicht die Frage, ob dieser Band besser oder schlechter ist als seine vielen Vorgänger, dafür hat er eine ganz eigene Machart und hat (auch farblich) eine sehr gute Umsetzung erfahren. Ich habe die phantastische Atmosphäre sehr genossen und auch die etwas stärkere Ernsthaftigkeit sehr gemocht. Wahrscheinlich ist diese sehr eigenständige Erzählweise ein sehr besserer Weg als die Kopie der Erzählweise von Franquin und Greg.
Fans von Spirou + Fantasio müssen für sich selber entscheiden, ob sie dieser Geschichte eine Chance geben, die sie mehr als verdient hat.
Wie der Leser aus einem sehr schön aufbereiteten Anhang erfährt, kann Zantafio auf eine Entstehung vor 50 Jahren zurückblicken. Daneben sehen wir den Fantaschrauber wieder in Aktion und bekommen eine neue Variante des Turbots gezeigt. Schön sind auch die Einblicke hinter die Kulissen, die dem Leser mit Entwurfszeichnungen, verworfenen Szenen und der Entwicklung einer kompletten Seite dargeboten werden.
Ein rundum gelungener Band, der Spirou + Fantasio komplett in die Neuzeit transportiert. 😀