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Comic Blog


Freitag, 18. Juni 2010

Hellboy – Baba Jaga, Sarg in Ketten, Köpfe

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 10:22

Hellboy - Baba Jaga, Sarg in Ketten, KöpfeHellboy mag es nicht, wenn Kindern ein Leid geschieht. Die Legende um die Baba Jaga, die Hexe, die nächtens über die Friedhöfe streift und die Ruhe verstorbener Kinder stört, passt nicht in sein Konzept eines friedlichen Miteinanders. Sein Eingreifen zieht aber nicht nur Gutes nach sich. Anders in Japan: Hellboy hörte von Dämonen, die in einem finsteren und einsam gelegenen Haus ihr Unwesen treiben. Als sich der Welt bester paranormaler Ermittler auf den Weg macht, um diesem Spuk eine Ende zu bereiten, findet er allerdings nur ein Gasthaus vor, dessen Wirt ihn mit der üblichen japanischen Höflichkeit empfängt. Auch die anderen Gäste freuen sich über seine Ankunft. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr …

Auf den Hellboy-Fan warten gleich drei Kurzgeschichten, gewohnt gut umgesetzt. Hellboy, der weltbeste paranormale Ermittler hat wieder alle Hände, auch die steinerne, voll zu tun. Die Geschichten um Hellboy haben den Charme der Unterschiedlichkeit. Mike Mignola macht immer wieder Ausflüge in mystische Gefilde, die von anderen Gruselautoren vernachlässigt oder komplett übergangen wurden. Russland, Japan, England. Länder, deren Mystik verschiedener nicht sein könnte. Ein anderer Autor hätte von der Baba Jaga die Finger gelassen, jener Hexengestalt, die in einem überdimensionalen Mörser durch die Luft reitet und sich mit einem Stößel abstößt.

Dergleichen könnte sich nicht nur völlig verrückt lesen, sondern auch anhören. Das geschieht jedoch in beiden Fällen nicht, denn die Inszenierung um die Baba Jaga besitzt einerseits das wunderbar Skurrile, andererseits besitzt es auch genug Action und das besondere Unheimliche, das der Welt von Hellboy anhaftet. Tilo Schmitz, Sprecher des Hellboy, hat die nötige Tiefe in seiner Stimme, um einen 2,13 Meter großen paranormalen Ermittler zu sprechen. Er kann aber auch das ebenso große Herz, den Übermut, die ebenso große Klappe und den noch viel größeren Humor von Hellboy ausgezeichnet spielen.

Das beweist er mit der Folge um die japanischen Dämonen. Seltsamer könnte ein Fall kaum sein (und Hellboy hat viele seltsame Fälle erlebt): Köpfe. Das ist eigentlich unmissverständlich und trotzdem eine Überraschung. Da die einzelnen Episoden relativ kurz sind in diesem Hörspiel, eine Umsetzung eines Teils einer hierzulande erschienenen Comic-Ausgabe, soll hier nicht zu viel verraten werden. Wichtig allerdings zu erwähnen, ist die Spiellaune der japanischen Dämonen. John Ment, Bernd Hölscher, Philipp Otto und Uwe Hügle können hier so richtig über die Stränge schlagen. Es ist herrlich zu hören, wenn Schauspieler einmal abseits aller Realität in Figuren eintauchen dürfen.

Bernd Hölscher und Uwe Hügle dürften Fantasy-Fans als Wulfgar und Bruenor aus Drizzt bekannt sein, entsprechend dürfte der Unterschied in den Stimmen auffallen.

Abschließend heißt es: Sarg in Ketten. In England ist es eindeutig gruseliger als anderswo. Das liegt nicht nur am Land selbst, sondern auch an Hellboys Vergangenheit. Ganz in der Nähe kam er auf die Welt, aber die letzten Geheimnisse um seine Herkunft sind immer noch nicht geklärt. Diese Episode von der Gruselstimmung her die stärkste, für einen nichteingeweihten Neuhörer aber auch bestimmt die unverständlichste. Sarg in Ketten beweist, dass Hellboy eine Serie zum Dranbleiben ist, egal ob als Comic oder Hörspiel.

Ein schönes Zwischenspiel für Gruselfreunde, insbesondere aber für Fans von Hellboy, der es hier wieder einmal krachen lässt. Wie in den bisherigen Folgen auch stimmt wieder das Kino-im-Kopf-Gefühl, eine Vorkenntnis vorheriger Ereignisse und Charaktere ist jedoch wichtig, um das richtige Hellboy-Gefühl zu bekommen. 🙂

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Montag, 28. September 2009

Der dunkle Turm 2

Filed under: Mystery — Michael um 19:48

Der dunkle Turm 2 - Der lange HeimwegDer König wartet schon. Ein gigantischer Vogel trägt Roland zur Audienz und wird auf höchst ungewöhnliche Art begrüßt. Damit hat Roland nicht gerechnet. Der unheimliche Herrscher mit den Spinnenarmen und der schwarzen Haut schmeichelt Roland, schlägt gar ein Bündnis vor. Vieles von dem, was für Roland bisher selbstverständlich war und was er zu wissen glaubte, ist plötzlich in Frage gestellt. Aber nur kurz, denn die Folterqualen, die Roland wenig später aushalten muss, zeugen von der wahren Natur des scharlachroten Königs.

Das Grafik-Team, Jae Lee und Richard Isanove, schafft es etwas ganz Außergewöhnliches: Die Mischung aus klassischer Kunst und moderner Technik. Wer sich manches Bild betrachtet, kann bei Vergleichen zu dem Schluss kommen, dass Lee und Isanove die alte Schule kennen. Sollte das nicht der Fall sein, könnten sie sich ohne Frage in diese alte Schule einreihen, obwohl sie sich modernster Zeichnungsumsetzung und Kolorierung bedienen.

Wer sich alte Bilder betrachtet, großformatige Wandgemälde sogenannter alter Meister, dem wird zweifellos das Spiel mit der Kleidung auffallen. Ebenso finden sich großartig angelegte Faltenwürfe in mamornen Statuen, wie sie zur Zeit von Michelangelo entstanden. Lee und Isanove spielen weltmeisterlich mit Falten. Bei ihnen werden sie beinahe zur Landschaft, besitzen geradezu organische Strukturen und gewinnen außerordentlich an Volumen. Die Falten, Hubbel, Erhebungen werden auf Körper, menschliche, tierische und pflanzliche fortgesetzt, so dass sich die Bilder dem Betrachter ein wenig entgegenwölben und eine hohe Plastizität ausstrahlen. Besonders in den großformatigen Bildern, die gleich eine ganze Seite einnehmen, ist dieser Effekt besonders deutlich.

Aus einem Raben wird Marten Broadcloak, der Mann, den der junge Revolvermann Roland über die Maßen hasst. Ein Rabe, eine teuflische Personifizierung (immer gerne als Bösewichtvogel genommen wie in Die Vögel oder Omen II), könnte dank der vergrößerten Ansicht des Auges auch eine schwarze Explosion genannt werden. Selbst in einzelnen Bildern schwankt der Eindruck von Bewegung und Statik. Der Blick rast auf das Auge zu, springt hinüber zur Gesamtansicht des Raben. Nur eine Seite weiter enthüllt sich die wahre Natur des Tiers: Marten Broadcloak. Der Magier wird mit seinem wehenden Umhang seinem Namen völlig gerecht. Unter einem verkommen aussehenden Kleidungsstück, das sich wie eine Felswand auftürmt, verrät ein bloßes Bein die schwammige Nacktheit des Mannes darunter. Der rötliche Dunst im Vordergrund, der nicht minder rote Hintergrund, durchzuckt von einem Blitz ist Atmosphäre pur und steht exemplarisch für ein durchgehend dichtes Erscheinungsbild, das einem Bühnenbildner eingefallen sein könnte.

Wie der Titel es schon andeutet (Der lange Heimweg), handelt es sich um die Geschichte einer Reise. Und die Geschichte einer Flucht. Ähnlich wie in Der Talisman (einem Roman, an dem Stephen King auch beteiligt war) bewegt sich der Leser hier durch zwei Welten und eine ist gruseliger als die andere. Normalerweise strahlt Rolands Welt schon genug Fremdheit aus. Durch die Fantasien, die Roland in seinem Fieberwahn erleben muss, verdoppelt sich nicht nur der optische Hindernislauf. Die Dramatik, die sich alleine in einzelnen Szenen findet (die beschriebene Szene ist vergleichsweise harmlos und wird grafisch noch durch manch andere Szene überflügelt), lässt die Atmung ebenso schneller werden wie ein rasanter Action-Film oder Mystery-Thriller.

Ob es die Schwierigkeiten sind, die sich bei der Überquerung über eine Hängebrücke mit einem Pferd im Schlepptau ergeben. Ob es der Kampf mit einem Marten Broadcloak ist oder die Begegnung mit dem scharlachroten König selbst: Die Szenen atmen Theatralik und Horror wie auch eine derbe, dunkle und auch schwermütig zu nennende Fantasy, die sicherlich nicht jedermanns Sache ist, aber mit Sicherheit eine gewisse Einmaligkeit mitbringt.

Für Fans des Dunklen Turms wird die Lektüre der Romanreihe mit diesem zweiten Comic um einige Antworten bereichert, doch bestimmt nicht um alle. Der maßgebliche Stephen King, die beratende Robin Furth und der adaptierende Peter David bewegen sich hier in einer surrealistischen Welt, die Seite an Seite mit einem Salvador Dali entstanden sein könnte. Der Anhang, der eine fast ebenso große Seitenzahl wie die eigentliche Erzählung beansprucht, liefert nicht nur weitere Hintergrundinformationen zur Welt des Dunklen Turms, sondern auch zum Projekt selbst.

Eine tolle Fortsetzung. Zum Verständnis ist die Lektüre des ersten Teils Pflicht, aber es ist damit zu rechnen, dass insbesondere Fans des Dunklen Turms hier zugreifen, deshalb ist höchstwahrscheinlich Vorwissen vorhanden. Ein sehr umfangreiches wie auch inhaltsreiches Projekt dunkler Fantasy mit einer grafisch herausragenden Umsetzung. Für Fans absolut empfehlenswert, alle anderen sollten sich erst einmal Vorschauseiten ansehen und über dieses einzigartige Werk Kings weitergehend informieren. 🙂

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Samstag, 29. August 2009

Okko 2 – Das Buch der Erde

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:26

Okko 2 - Das Buch der ErdeDie Frau, die in dem kleinen natürlichen Tümpel ein Bad nimmt, sieht wunderschön aus. Obwohl ein Makel diese Schönheit stört, ihr fehlt ein Arm, können die Männer nicht den Blick abwenden. Setzuka bemerkt die versteckten Männer bald. Sie erwidert die Blicke der ungebetenen Besucher stoisch. Nichts scheint ihre beherrschung durchbrechen zu können. Kurz darauf, Okko und seine kleine Gruppe wurden unter Setzukas Dach eingeladen, erfolgen wenig freundschaftliche Gespräche. Aber das alles spielt bald auch keine Rolle mehr. Das Lager wird angegriffen. Aus den Kriegern, die offensichtlich nicht viel füreinander erübrigen können, werden zwangsweise Verbündete: Die Toten greifen an!

Wer die opulenten chinesischen Kinoepen mag, wird Okko lieben. Autor und Zeichner Hub hat hier eine Geschichte geschaffen, die nicht nur von ihrer Andersartigkeit und Abenteuerlichkeit lebt. Sie dreht sich auch wie eine Spirale in immer größere Höhen, mit immer neuen Überraschungen, mit fein gesponnen phantastischen Elementen und einer Gruppe, die sich aus gut aufeinander abgestimmten Charakteren zusammensetzt.

Wer hier genauer hinsieht, wird natürlich gleich Parallelen zu Rollenspielen gleich welcher Art herstellen. Aber auch zu Ur-Gruppen wie den Mannen um einen Robin Hood lassen sich Verbindungen herstellen. Ein Anführer, ein riesenhafter Kämpfer, ein Mönch und sein Lehrling und brandneu dabei: Eine schlagfertige Frau, die sich in der unwirtlichen Gegend, der Kulisse dieses Abenteuers, auskennt. Die Aufgabe, die sich Okko, der herrenlose Samurai und Anführer, selbst gestellt hat, ist das Auffinden und Bestrafen zweier seltsamer Mönche, die das Zeichen des Raben benutzen.

Leider scheint niemand einen Orden mit diesem Zeichen zu kennen. In den Bergen existieren sieben Klöster. Trotz der widrigen Wetterumstände will Okko alle Klöster besuchen, um den Orden zu finden. Hub, der das Szenario alleine geschrieben hat und nur bei dem Storyboard mit Emmanuel Michalak zusammenarbeitete, schafft nicht nur ein sehr düsteres Abenteuer, sondern auch eine sehr lebensfeindliche Welt, die den Protagonisten alles (wirklich alles) abverlangt. Hier entsteht sehr schnell eine endzeitliche Stimmung. Die Wege, die gezeigt werden, sind lang, schmal, zerklüftet. An jeder Ecke atmet es Beschwerlichkeit.

Die Landschaft stellt sich gegen die Helden, aber auch andere Schwierigkeiten warten. Hier wird es weitaus phantastischer und gruseliger. Dämonen und lebende Tote greifen die Helden an, wunderbar phantasievoll gestaltet. Sie sind das Gegenstück zum riesigen Noburo, dessen Gesicht immer von einer dämonischen Maske verdeckt wird. Hub umgibt seine Helden mit Rätseln, er hält sie undurchsichtig, obwohl sie zu den Guten gehören. So sind die Fähigkeiten von Noburo faszinierend. Im Kampf ist er ein Gigant. Er steckt Verletzungen weg. Hinter der Maske kann sich der Leser regelrecht eine brummige, fast schon leidenschaftslose Stimme vorstellen.

Eine schöne Idee ist Nuuk, ein Nezumi (eine Ratte, die durch jahrelange Dressur sogar leidliches Sprechen gelernt hat). Nuuk ist eines jener Elemente in einer Handlung, die zunächst nettes Beiwerk sind, sich aber als I-Tüpfelchen entpuppen, indem sie zur rechten Zeit am rechten Ort zur Warnung oder als Triebfeder dienen.

Stephane Pelayo unterstützt Hub bei der Kolorierung. Die Farben sind um Düsternis bemüht. Lila, dunkles Blau, Ocker, dunkles Türkis und kaltes Braun stehen allenfalls einem dunklen Rot und einem mehr oder minder leuchtenden Orange gegenüber. Zuerst werden Kämpfe, kleine Auseinandersetzungen gestaltet, später sind es Scharmützel, bis im Finale eine ausgewachsene Schlacht daraus, die wider Erwarten am Tage stattfindet und trotzdem einen düsteren Eindruck hinterlässt. Denn der Feind greift in der gleichen Farbe wie der staubige, unfruchtbare Boden an. Diese Bilder reichert Hub mit kleinen Details an. Massenszenen und Breitwandbilder liegen ihm. Hier agiert er wie ein Regisseur, der nicht kleckern, sondern klotzen will.

In allen Belangen, auf der Erzählebene wie auch auf der grafischen Ebene, wunderbar gemacht, für Fans chinesischer Fantasy perfekt. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite (eher lässt es sich nicht weglegen), mit einem sehr dunklen Flair umgesetzt. Noch besser als der erste Teil (dessen Lektüre nicht Pflicht ist, aber es steigert den Lesegenuss). 🙂

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Montag, 11. Mai 2009

Kreuzzug 1 – Simoun Dja

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:55

Kreuzzug 1 - Simoun DjaGunther von Flandern ist bereit für seine Überzeugung, seinen Ruf und seine Ehefrau zu opfern. So, wie es von den anderen Kriegern um ihn herum bestimmt wird, kann er sich nicht dem Kampf anschließen. Zu planlos, ja, auch sinnlos erscheint ihm dieses Vorgehen. Gunther unterzieht sich einer Prüfung. Er kann nicht ahnen, dass das Böse längst Einzug gehalten hat und auf beiden Seiten der Kriegsparteien seine Anhänger sucht.

Acht Kreuzzüge hat die Geschichte gesehen, sieht man einmal vom unglückseligen Kinderkreuzzug ab. Der Kreuzzug, den Jean Dufaux hier beschreibt, gehört nicht zur Historie und bedient sich jener Epoche, um eine phantastische Handlung zu erzählen. In jener Zeit, in der man noch an Geister, Dämonen und Hexen glaubte, galt das Sinnen und Streben zur Eroberung des Heiligen Landes nur vordergründig als hehres Ziel. In Wahrheit ging es nur um Macht und Geld. Viele, die in der Heimat nichts zu verlieren hatten, versuchten lieber in der Ferne unter der Bürde des Kreuzes ihr Glück und verloren letztlich auch noch ihr Leben.

Dufaux lässt diese Bereiche nicht unbesehen, aber er verfährt auf ungewöhnliche Weise mit ihnen, indem er das phantastische Element einbringt. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge einer eher ungewöhnlichen Szene. Eine junge Frau gelangt zu einem einsam gelegenen Gebäude mitten in der Wüste. Sie empfängt von einer anderen Frau, fast ein Geist, einen Spiegel. Kurz erwehrt sie sich eines Angreifers und tötet ihn.
Die Szene ist seltsam genug und sie wird im Nachhall noch seltsamer, als der vermeintlich tote Angreifer später wieder die Handlung betritt.

Das Heilige Land wird von Dufaux als Horrorvision angelegt. Beide religiöse Seiten, die christliche wie auch die muslimische, haben einige recht furchtbar anmutende Ansichten zu bieten, im wahrsten Sinne des Wortes. An der Seite von Sultan Ab’Dul Rasim wird der Leser zum Mufti von Alkar geleitet, einem weisen, asketischen Mann, der auf einem Hügel aus Totenschädeln thront. Dieser Anblick steht im direkten Kontrast zu der Wärme und der Pracht der nächtlichen Szenerie auf den Straßen der Stadt. Und Dufaux gibt seinem Zeichner Philippe Xavier noch mehr Gegensätze dieser Art vor. Er geizt nicht mit Scheußlichkeiten, verdeutlicht immer wieder die andere Zeit und ihre Härte sowie das Furchtbare eines Krieges, der mit Schwertern und Pfeilen geführt wurde.

Krieg: Ein I-Tüpfelchen ist eine ausklappbare Vierfachseite, die in ihren Ausmaßen besondere Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Dadurch erhält die Geschichte, die eine sehr cineastische Erzählweise an den Tag legt, ein noch größeres Kinoflair. Krieg ist auch der Faktor, der die guten Charaktere zum Handeln zwingt. Während jene, die den Krieg suchen, ihn antreiben, von ihm aufgerieben werden, gehen jene, die ihn aufhalten wollen, andere Weg. Gunther von Flandern, wegen seines Handelns bei den seinen als Feigling verschrieen, produziert leider auch einen gemeinen Cliffhanger, denn just in dem Moment, als man als Leser sämtliche geheimnisvollen Anspielungen angenommen hat, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Fortsetzung zu erwarten.

Philippe Xavier zeichnet kühle Bilder. Es sind Traumgestalten, etwas zu schön, um wahr zu sein. Die jungen Frauen sind ein wenig ätherisch anmutend einerseits, aber auch stets an der Grenze zum Vollweib, mit den Rundungen dort, wo sie hingehören. Die männlichen Figuren sind ähnliche Modelltypen, wie Schauspieler. So fühlt man sich (vor allem als Kinogänger) an Filme wie Troja oder, naheliegender noch, Königreich der Himmel erinnert. Bei älteren Charakteren gönnt sich Xavier mehr Freiheiten. Hier kann er aus dem gewohnten Muster ausbrechen und mehr spielen. Unterschiedliche Gesichtszüge, Doppelkinn, Bärte oder Falten, im Alter werden die Gesichter individueller, ein Merkmal, das bei den jungen Figuren außer Acht bleibt.

Bei aller Schönheit bildet das Kriegsgeschehen, der Kampf und die Gewalt das genaue optische Gegenteil. Visionen und Halluzinationen, grausamer Art, wie sie ein Robert von Tarent sie empfängt, sind eines Horrorromans würdig und könnten hier grafisch auch einem Berni Wrightson entsprungen sein. Die sonstige Optik mit ihrer Kühle (vielleicht hervorgerufen durch die häufig sehr starren Augenpartien) erinnert an einen Paul Gulacy (James Bond: Serpent’s Tooth, Conan). Darüber hinaus bietet das Titelbild ein gutes Indiz für die Qualität des gesamten Bandes, denn diese steht außer Frage.

Eine gruseliger Auftakt, voller Mythen, Geister und Dämonen. Beiderseits der Schlachten und Intrigen werden Männer und Frauen immer wieder gefordert und versucht. Jean Dufaux verwendet den Hintergrund der Kreuzzüge für ein ganz eigenes Epos über seelische Abgründe und jenseitige Kreaturen, denen der Glaube nichts gilt. 🙂

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Mittwoch, 11. März 2009

IRON MAN 1 – Die fünf Albträume

Filed under: Superhelden — Michael um 17:15

IRON MAN 1 - Die fünf AlbträumeTabora in Tansania. Es ist eine kleine Stadt. Sie ist ihren Bewohnern eine Heimat, aber sie ist nichts besonderes. An dem Tag, als die drei Attentäter ihren Wagen mitten unter den Passanten anhalten und sich in die Luft sprengen, ändert sich das. Iron Man befindet sich zu diesem Zeitpunkt im All und repariert eine Raumstation. Wieder auf dem Boden hofft er als Tony Stark auf einige Momente der Entspannung, aber er sieht sich getäuscht. Das Attentat hat wegen seiner Sprengkraft nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die verwendete Technik ist verdächtig. SHIELD schaltet sich ein.

Unterdessen spricht Ezekiel Stane bei dem Vorstand von Jones-Reynolds-Jones vor. Zwar hat er keine Waffe dabei, gefährlich ist er dennoch. Stane braucht keine Waffe. Der junge Mann hat inzwischen derart viele Modifikationen an seinem eigenen Körper vorgenommen, dass sein Körper zur Waffe geworden ist. Für ihn gibt es nur ein Ziel: Er möchte ein verbesserter Iron Man werden, eine Art Iron Man 2.0.

Nach dem Erfolg des Kinofilms um den Industriellen Tony Stark und seinen Werdegang zu einem der bekanntesten Superhelden des Marvel-Universums kehrt der Eiserne nun auch mit einer neuen Comic-Serie zurück. Tony Stark ist hier Direktor von SHIELD und er ist IRON MAN. Ein Posten wäre schon aufreibend genug, beide gehen an die Substanz. Tony würde gerne Teile seines Playboy-Lebens zurückholen, allein die Zeit ist viel zu knapp dafür.

Matt Fraction, ein junger Wilder im Comic-Gewerbe, sozusagen ein Shooting Star unter den Comic-Autoren, hat sich mit diversen Publikationen einen Namen gemacht. Neben IRON MAN schrieb er auch für X-Men, Spider-Man oder Punisher. Mit einigen One Shots für Thor fiel er besonders auf. Nun widmet er sich IRON MAN und verdammt ihn prompt zum alten Eisen. Die Technik geht weiter, evolutionär könnte man sagen. Der Sohn seines alten Feindes Obadiah Stane, Ezekiel (sehr prophetisch), macht sich Tonys Technik zunutze und verbessert sie. Zwar hat Tony seit der Entstehung seines Alter Egos IRON MAN selbst viele Verbesserungen erfahren, aber nie waren sie derart drastisch, wie es sein neuer Feind anstrebt.

Fraction holt außerdem Terroristen wieder als Gegner hervor. Jüngst nach dem 11. September 2001 wurden sie stark im Marvel-Universum thematisiert. Der Anschlag selber fand Erwähnung, aber z.B. auch Captain America trat Attentätern auf verschiedene Weise entgegen. Der Civil War griff die Thematik von terroristischen Anschlägen ebenfalls auf, immerhin kostete ein Anschlag sogar Cap das Leben. IRON MAN nennt sie Genozid Guerillas, hauptsächlich Männer, die zu lebenden Bomben werden.

Ein Paradebeispiel dieses Szenarios, gezeichnet von einem der Ausnahmekünstler im Comic-Gewerbe: Salvador Larroca, findet in Manila auf den Philippinen statt. Larroca weiß ohnehin, wie ein realistisches Bild zu Papier zu bringen ist. Die Farbgebung allerdings macht das Szenario, das nicht nur spannend ist, zunehmend gruseliger. Die Attentäter beginnen zu glühen, bevor sie explodieren. Ihr Skelett scheint durch die Haut. Die Farbgebung ist sehr fein und weitestgehend ohne erkennbare Abstufungen aufgetragen. Einziger Nachteil ist die manchmal metallisch schimmernde Hautfarbe der Menschen, die stellenweise auch etwas zu dunkel angelegt ist. Aber das ist angesichts der tollen grafischen Eindrücke nur Korinthenkackerei.

Spannung und Drama (arme Pepper) werden hier perfekt von Matt Fraktion und Salvador Larroca verschürt und serviert. Ob die Terroristenthematik ins Superhelden-Genre passt, muss jeder Leser für sich selber entscheiden. Rein optisch ist dieser Serienauftakt eines der Zückerchen der letzten Zeit. 🙂

Freitag, 05. Dezember 2008

B.U.A.P. 6 – Garten der Seelen

Filed under: Mystery — Michael um 17:48

B.U.A.P. 6 - Garten der SeelenDie illustre Gesellschaft hat sich zu einem nicht minder großen Ereignis versammelt. In jenen Tagen haben alte Kulturen Hochkonjunktur und erfreuen sich in den so genannten besseren Kreisen einem großen Interesse. Das Auswickeln von uralten Mumien ist zu einem beliebten Spektakel während eines heiteren Abends geworden. – Doch niemand erwartete, dass eines Tages einmal eine jener ausgemergelten Toten die Augen aufschlagen würde. Beinahe 150 Jahre später erreicht ein gewaltiger Mann Indonesien und macht sich auf die Reise zu einer geheimen Insel, wo er bereits sehnsüchtig erwartet wird. Aufmerksam hat er die Nachrichten über einen nicht minder geheimnisvollen Fischmenschen verfolgt, der zusammen mit einer noch weniger geheimnisvollen Organisation einer Monsterplage in Nebraska den Garaus machte.

Dieser Fischmensch namens Abraham Sapien fühlt sich im Augenblick außerordentlich zwiegespalten. Stärker als in den letzten Monaten fühlt er sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert, die immer stärker in die Gegenwart durchbricht. Ihm ist bereits bewusst, dass er nicht immer so gewesen ist. Vor langer Zeit führte als normaler Mensch ein Leben, wenngleich ihn die anderen Mächte, die Wissenschaft, das Dunkle schon immer fasziniert hat. Nun eröffnet sich ihm eine Spur in die Vergangenheit. Abe, wie ihn seine Freunde nennen, ist nur zu gern bereit, dieser Spur zu folgen und endlich Klarheit zu erhalten. Captain Daimio, der Leiter der B.U.A.P., begleitet ihn.

Ein Mann braucht seine Geheimnisse. Erst diese lassen ihn interessant werden. Wenn ein Mann seine eigenen Geheimnisse nicht kennt, dann hat er ein Problem. Wer als Leser die Abenteuer der Helden der B.U.A.P., der Behörde zu Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, verfolgt hat, glaubt schon lange nicht mehr, dass Hellboy derjenige mit den größten Geheimnissen ist. Abe Sapien ist auf dem besten Wege ihn dahingehend abzulösen. Mike Mignola und John Arcudi geben sich allerdings nicht nur der Aufklärung der Vergangenheit des grünen Helden zufrieden, sondern sie bereiten gleich die nächsten Verwicklungen und Verstrickungen vor.

Wieder einmal sind geheimnisvolle Erinnerungen und Gedanken ein Teil der Erzählung. Gleichwohl enthüllen sie überhaupt nichts, im Gegenteil, diese Szenen verursachen dem Leser noch mehr Kopfzerbrechen über die Vergangenheit dieses Captain Daimio. Allerdings findet Johann Kraus eine Spur, die …
Nun, das soll nicht verraten werden. Dennoch ist es ein gutes Beispiel von Mignolas und Arcudis Technik kleine Einsprengsel in den Hintergrund der hauptsächlichen Handlung zu säen und die Erwartung auf künftige Ereignisse noch mehr zu schüren. Hier reisen sie auf der Schiene jeder guter Storyliner, die einen lang angelegten roten Faden spinnen – wie es sich für eine Serie gehört, die ihre Leser bei der Stange halten will. Wie gut, dass die Phantasie der Macher schier ungeheuerlich groß ist und mit für den Leser grausamer Stetigkeit an der Spannungsschraube dreht.

Im Vordergrund folgen wir Abe Sapien auf die seltsame Insel mit noch seltsameren Bewohnern, die nichts anderes im Sinn haben, als der Welt einen Teiluntergang zu bescheren. Ein wenig empfindet man als Leser die Atmosphäre im Sinne eines Jules Verne-Romans, vordergründig natürlich von Die geheimnisvolle Insel oder eines Die Insel des Dr. Moreau, den ein ähnlich begabter H.G. Wells einst schrieb. Alles hier ist victorianisch angehaucht, ist alt, etwas vergammelt. Die Bilder von Guy Davis zeigen wunderbar altmodische Monströsitäten, wie sie eher zu den berühmten Kuriositätenkabinetten auf Jahrmärkten passen.

An der Wildnis, seltsamen Maschinen und Bomben, am Haus im Dschungel, der Mumie, Liz Shermans Visionen und so manch anderem grafischen Kleinod kann Guy Davis wieder zeigen, wie er mit seiner Technik und der tatkräftigen Hilfe des Koloristen Dave Stewart die perfekten Bilder für die Erzählungen rund um die B.U.A.P. schafft. Durch Davis’ Bilder entsteht eine Art von Reisetagebuch. Die Zeichnungen sind schnell, wirken flüchtig, nachträglich durch die Kolorierung verstärkt. Erstaunlich ist die Eleganz der Bilder bei aller Skizzenhaftigkeit. Diese Bilder könnten auch von einem Gerichtsmaler entworfen worden sein.

Wenn Davis sich, wie es bei den Entwürfen im Anhang auch sehr gut zu sehen ist, sich mit Monstern auseinandersetzen kann, läuft er zur Höchstform auf. Die Hybriden, beispielhaft eine Kreuzung aus Muräne und Vogel, wirken so wahnsinnig, aber auch im höchsten Maße organisch und richtig. Der Gipfel der Phantasien ist der Weltuntergang, den Liz Sherman vor Augen hat. Gleichzeitig ist es auch ein gruseliger Ausblick dessen, das einmal sein soll – so behauptet es jedenfalls Liz’ Jenseitskontakt. An diesem Bild hätte ein H.P. Lovecraft seine helle Freude gehabt.

Ein Kreis schließt sich – mit einem Paukenschlag: Das Geheimnis von Abe Sapien wird gelüftet. Neue Rätselfäden werden dem Leser wie Appetithäppchen angeboten. Mignola und Arcudi beherrschen ihr Handwerk inzwischen auf den Punkt genau und mit stetig wachsender Dosierung in der Rezeptur. Durch die Bilder von Davis und die Farben von Stewart ist diese Reihe zu einem Werk wie aus einem Guss geworden. Toll. 🙂

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Sonntag, 26. Oktober 2008

Hellboy – Der Teufel erwacht 1

Filed under: Comics im Hörspiel — Michael um 14:19

Hellboy - Der Teufel erwacht 1Im ewigen Eis, in der Nähe von Norwegen, erreicht ein Hubschrauber des Zinco-Konzerns sein Ziel: Eine alte vergessene Festung, im kalten Grab seit Jahrzehnten eingeschlossen und scheinbar vergessen. Doch der Finanzier dieser kleinen Expedition eiß es besser. Etwas hat dort unten überlebt. Jemand gab ihm den Auftrag diese Überlebenden zu finden. Der Industrielle trifft auf ein Trio, das nicht zögern würde ihn umzubringen, hätte er nicht eine wichtige Nachricht für sie von einer noch wichtigeren Person. Rasputin selbst gab ihm den Auftrag, diese Leute mit allem zu versorgen, was für die kommende Arbeit benötigt wird.

Und große Tage stehen bevor. Endlich, nach so vielen Jahren könnte die Macht von einst regeneriert werden und die Operation Vampirsturm doch noch ins Leben gerufen werden können. Ilsa Hauptstein, die einstige Geliebte des Vampirs Giurescu, findet den Leichnam dieses Monsters wieder. Sie weiß, dass er wiederbelebt werden kann.
Doch davor hat die Menschheit noch ein letztes Bollwerk gesetzt: Die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen.

Unkraut vergeht nicht. So heißt es. Auf Bösewichte trifft dies auf jeden Fall zu. Der Welt bester paranormaler Ermittler sieht sich einer interessanten Aufgabe gegenüber … Ach, was! Hellboy hat gehört, dass es um Nazis und Vampire geht und sofort ist er natürlich Feuer und Flamme, diesen Mistkäfern in den Allerwertesten zu treten. – Oder was immer sich sonst am hinteren Ende ihres Körpers befindet. Denn einige Kreaturen in dieser Geschichte verfügen über eine ganz eigene Anatomie.

Hellboy, richtig cool von Tilo Schmitz gesprochen, sieht sich kurz nach Beginn seines Einsatzes einer Nazi-Kreatur namens Unmensch gegenüber, eine Art intelligenzloses Frankensteinmonster, von Robert Schlunze in einem Gastauftritt geraunt, der sich auch für die Spielbücher der Reihe verantwortlich zeichnet.
Die Einführung in die Geschichte erfolgt teilweise in Form einer Einsatzbesprechung, die von Dr. Manning geleitet wird. Manning wird wunderbar genervt von Klaus Dittmann gesprochen. Lehrerhaft, bürokratisch hat er der locker leichten Art von Hellboy nichts entgegenzusetzen.

Verschiedene Dialoge sind besonders eindringlich, ausdrucksstark und hörenswert. Michael Prelle ist wieder als Rasputin mit von der Partie. Seine Erzählungen über die einzelnen mythologischen und geschichtlichen Verstrickungen wie in seiner eigenen Vergangenheit sind dergestalt, dass man ihnen als Hörer stundenlang folgen könnte. Eine dankbare Zuhörerin findet er in der Rolle der Ilsa Hauptstein, überzeugend gespielt von Katinka Springborn.
Das andere interessante Duo besteht aus Krönen und Kurtz, den beiden Nazi-Wissenschaftlern. Krönens Stimme klingt elektronisch verzerrt, wirkt unheimlich, ein wenig wie ein sprechender Rasierapparat.

Wer den ersten Hellboy-Film sah, wird einige Gestalten wieder erkennen: Rasputin, Hauptstein, Krönen und andere. Allerdings hat Mike Mignola, der die Comic-Vorlage zum Spielbuch von Robert Schlunze schrieb, die Geschichte zuvor ganz anders aufgebaut, während er im Kinofilm deutlich abspeckte und eine mehr massentaugliche Version schuf. In der Vorlage wie auch der Hörspielumsetzung ist die Atmosphäre gruseliger, spaßig zwar auch – bei Hellboy geht es nie ganz ohne – aber auch dichter. All die vielen kleinen Hintergrundinformationen lassen sich so nicht in einem Kinofilm abbilden – vielleicht schon mit einem interessierten und geduldigen Publikum und einer vierstündigen Verfilmung.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. In der zweiten Hälfte kommen weitere Gestalten ins Spiel, die einmal eine mehr eine Rolle im Hellboy-Universum spielen werden. Rasputin selbst erwähnt die Baba Yaga, die ihm auf ihre Weise half. Liz und ihr Kollege entdecken einen Homunkulus, der außergewöhnlich groß geraten ist. Kurtz lässt einen Kopf aus dem südamerikanischen Dschungel herbeischaffen, einen ehemaligen wissenschaftlichen Kollegen namens Hermann von Klempt. Als Stimme dieses Kopfes dürfen sich die Hörer in der Fortsetzung dieses Hörspiels auf die Stimme des allzeit leicht hektischen Comedians Hennes Bender freuen.

Die Einführung in das Hellboy-Universum ist noch nicht vorüber. Noch immer kann der Details über die Hauptfiguren der B.U.A.P. erfahren, so zum Beispiel über Liz Sherman. Derweil geht die Monsterhatz weiter, noch ein wenig unheimlicher diesmal, auch akustisch. Das Kino im Kopf funktioniert durch das tolle Zusammenspiel von Erzählung und Spielszenen auf den Punkt genau. 🙂

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Montag, 29. September 2008

Hoodoo Voodoo Buuhahaa

Filed under: Cartoon — Michael um 17:04

Bart Simpsons\' Horrorshow - Hoodoo Voodoo BuuhahaaEs waren einmal neun Gefährten, denen wurde eine höchst gefährliche Aufgabe auferlegt. Einen Ring sollten sie zerstören. Der Ringträger, ein Halbling, sollte von ihnen an sein Ziel begleitet werden, wo er endlich seine schwere Bürde in einen fürchterlichen Vulkan werfen könnte. – Aber der dunkle Herrscher und Saruman, der weiße Zauberer, warfen ihre schrecklichste Waffe ins Feld: Die Simpsons. – Häh? Was, wie? Die Simpsons? Geht’s noch? Ja, es geht noch, denn einige Autoren und Zeichner durften mal so richtig ins Halloween-Horn zur Attacke blasen.

Der Comic-Typ – wie kann es anders sein – geleitet durch diese Ausgabe, in der es von Nonsens und Anspielungen nur so kracht. Nichts und niemand bleibt verschont, am allerwenigsten die Simpsons. Planet der APUs, unter diesem Namen erspäht der Leser nur ein Filmplakat, ein kleiner Seitenhieb, der sofort eine ganze Geschichte erkennen lässt. Kurz darauf findet sich der Leser in einem verballhornten Herrn der Ringe wieder, ziemlich genial gemalt von Dan Brereton, den hierzulande so mancher von The Black Terror, den beiden Thrillkiller-Geschichten (Batman) oder auch The Last Battle her kennen mag. In letzterem Abenteuer begab er sich schon auf historisch phantastische Pfade zur Zeit der alten Römer. Nach den sehr exakt gezeichneten Abenteuern der Simpsons mag Breretons Aquarelltechnik zunächst verblüffen, aber sobald man sich auf dieses Wagnis einlässt, kommt ein stimmiges und spaßiges Leseerlebnis dabei heraus.

Der Comic-Typ – ja, der schon wieder – begegnet dem Leser mehrere Male in kleinen Zwischenspielen. Zahlreiche Events, Cons, wie der allzeitliche Fan es auf Neudeutsch sagt, locken, um sich einmal so richtig und so anders verkleiden zu können. Die bekannten jahreszeitlichen Höhepunkte wie Karneval oder Halloween reichen da nicht mehr aus. Und so schmeißt sich der Comic-Typ in die wahnwitzigsten Kostüme – mit der Betonung auf witzig. Selbst ohne die Titel des jeweiligen Kostüms ist es zumeist ein leichtes die Bedeutung zu verstehen. Das Zückerchen sind Verkleidungen wie der klingonische Batman oder als Raumschiff Enterprise.

Was zuerst als das Kraftwerk der Schmerzen betitelt wird, verwandelt sich bereits in der Einleitung in das Lexikon des lasterhaften Limericks. Alphabetisch sortiert geht es durch horrorhafte Situationen, mit Limericks unterlegt und aufs Schönste illustriert von Hilary Barta. Da bleibt nichts verschont, kein Monster aus der Lagune, kein Frankenstein oder Serienmörder, kein noch so blutiges oder schleimiges Film- oder Romanereignis. Dave Stewart, auf seine Art schon ein Phantastik-Veteran, ist für die Farbe in dieser köstlichen Episode verantwortlich.

Und so geschah es … In der Nacht der neunzehn Schreie sind die Simpsons doch tatsächlich verstorben und zurück bleibt der, von dem man es am wenigsten erwartet hätte: Opa. Aber es geht schließlich um Grusel, um Halloween, deshalb, sind die Simpsons nicht völlig weg, sondern geistern herum. – Es stellt sich die Frage, was besser ist: Ein lebender oder ein toter Simpson. Spaß machen sie beide. Nur Opa nicht, der plötzlich sehr einsam ist.

Illustrationen, die sich sehr gut als Poster machen würden – wie der Angriff des 20 Meter großen Bart-Riesenbabies – sind noch zusätzliche Schmankerl, die zur Auflockerung beitragen.

Ein gruseliger Spaß abseits der üblichen Normgrafiken. Hier durfte probiert und gemacht werden, Humor ohne Grenzen mit kleinem absurden Ekelfaktor, der dem Begriff Trash eine ganz neue Bedeutung gibt. Sehr gut. Für Simpsons-Fans wärmstens zu empfehlen. 🙂

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Samstag, 23. August 2008

Die Unsterblichen 2 – Der Wille des Bösen

Filed under: Mystery — Michael um 16:56

Die Unsterblichen 2 - Der Wille des BösenRio flieht zu ihrem Vater. Aber selbst auf dem Weg dorthin wird sie von unheimlichen Mächten attackiert. Ihr Vater ist über ihr Auftauchen überrascht, aber auch erfreut. Endlich kann er seine Erkenntnisse mit jemandem teilen: Engel sind nicht unsterblich! Er selbst hat einen ihrer Leichname gefunden, der vor Jahrhunderten ermordet wurde. Nahel ist ganz in der Nähe von Rio. Er ist einer der Engel, die es gewagt haben, sich mit den Menschen einzulassen. Und mehr noch: Nahel hat sich in Rio, eine Menschin, verliebt.

Eigentlich hätte Rio in der Nähe ihres Vaters in Sicherheit sein müssen, doch die Schakale aus der Hölle sind ihr weiterhin auf der Spur, selbst hier, weit von Frankreich entfernt. Nahel sieht nur eine Möglichkeit, die wirkliche Sicherheit für Rio bereithält. Er muss sie mit an einen Ort nehmen, an sich die Dämonen und Ausgeburten der Hölle nicht trauen: das Paradies.

Die Unsterblichen lassen sich auf verschiedene Weise mit den Menschen ein und die wenigsten davon sind wirklich selbstlos. Es scheint Der Wille des Bösen zu sein, dass die Menschen mittels ihrer seelischen Kraft tatsächlich nichts weiter als Kraftfutter für jene Wesen in den höheren Sphären sind. Himmel und Hölle eingeschlossen.

Das Schöne an der Erzählung von Stephen Desberg ist die Gegenüberstellung menschlicher Wunschträume und Vorstellungen im Gegensatz zur Realität. Der Engel sei edel und gut, so die Forderung, die der Mensch an die jenseitigen Kräfte stellt. Desberg entwickelt eine Engelschar, die auch genau das von sich annimmt, allerdings weitet sich dieser Edelmut nicht auf die Menschen aus.

Engel sind durchweg schön – so stellt sie Zeichner Henri Reculé jedenfalls dar. Sie bilden das optische Gegenstück zu den Dämonen, in denen alle Schönheits- und Häßlichkeitsideale zu finden sind. So vielgestaltig ihre Fähigkeiten sind, so unterschiedlich sind auch ihre Erscheinungsformen. Betrachtet man die Dämonen, die mit den einzelnen kleinen Episoden der Geschichte verknüpft sind, so sind offenkundig die von innen brennenden dämonischen Schakale interessant. Ihre Konzeption, der brennende Schädel, der eher an einen Pferde- oder Kuhschädel erinnert und viel gruseliger und ausdrucksvoller ist, als es ein Schakalschädel sein könnte, wird nur von den Gestalten beiseite gedrängt, die nicht sofort alles zeigen.

Jener unheimliche Verfolger, der den Vogelschwarm aufscheucht, um damit das kleine Sportflugzeug zum Absturz zu bringen, ist ein gutes Beispiel dafür. Ungewöhnliche Hörner zieren seinen Kopf, hakenförmige Auswüchse, die verkümmerte und verknöcherte Flügelimitationen aussehen, ragen aus seinen Schulterblättern. Eine grünlich schimmernde, fast delfinartig wirkende Oberfläche bedeckt seinen Körper.

Die himmlichen Lebewesen sind grafisch weniger aufregend, weil sie stärker an die Realität angelehnt sind. Dafür sind sie vom erzählerischen Standpunkt interessanter. Die Seevögel, die Nahel bei seinen Ankunft begrüßen, sind Quasselköppe vor dem Herrn und bringen durch den aufkeimenden Humor etwas Ausgleich in das ansonsten sehr dramatische und klassisch wirkende Szenario. Besonders letzteres wird durch die Engelsfiguren gestärkt, deren gefällige Erscheinung sehr stark an Darstellungen in der Renaissance erinnern. Muskulös, aber auch grazil, mit länglichen ovalen Gesichtern und rockigen Haarprachten.

Der Wendepunkt der Geschichte: Rio kommt in den Himmel. Gegen ihren Willen wird die junge Frau zu ihrer eigenen Sicherheit in das Paradies entführt, wo sie ein wohl bedachten Plan anstößt – auch den der Macher Stephen Desberg und Henri Reculé – der das bestehende Gefüge einreißen soll. Ein spannender und wichtiger Teil der Saga um die Unsterblichen. 🙂

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Freitag, 08. August 2008

Bob Morane – Schreckenskommandos

Filed under: Thriller — Michael um 15:49

Bob Morane 4 - SchreckenskommandosGold Sands ist die typische Geisterstadt im ehemaligen Wilden Westen. Umgeben von einer sehr natürlich gebliebenen Landschaft aus riesigen Felsformationen, Sand und großen Kakteen wollten Bob Morane und sein Kumpel Bill ausspannen. Als zu Beginn ihrer Vorbereitungen zur Nachtruhe Schreie einer Frau über die Ebene hallen, ist es sofort vorbei mit der Entspannung. June Landon hat Glück. Die beiden Männer, Abenteurer aus tiefster Seele, stehen der jungen Frau sogleich gegen wilde Hunde bei. Sie verlieren sich am nächsten Morgen in einem Minenkomplex. June hat ein reges Interesse daran, dass sie alle wieder an die Oberfläche zurückkehren.

Oben werden sie bereits von der Polizei empfangen. June ist bekannt dafür, dass sie den Legenden über einen Schatz ihres Großvaters hinterher jagt, während ihr Vater auf einer nahe gelegenen Basis in einer Untersuchungskommission arbeitet. Ein alter Bekannter des Geheimdienstes, Herbert Gaines, nimmt Bob und Bill mit zur Besichtigung. Beider Misstrauen legt sich wieder. Doch wenig später häufen sich seltsame Vorkommnisse. Jemand trachtet ihnen ganz offensichtlich nach dem Leben. Aber warum? Bisher haben Bob und Bill nur Puzzleteile, aber nichts scheint zusammenzupassen. Die Verfolgung eines seltsamen Drillingstrios macht zunächst alles noch verwirrender.

An der Seite von Bob Morane geht es in Operation Wolf in die amerikanische Westernlandschaft, im Westen der USA, wo die grandiosen Felsformationen sofort an bekannte Wildwestfilme erinnern. Hier ist der Westen immer noch wild, aber auch geheimnisvoll. Ein wenig atmet das Abenteuer das Flair eines Films wie Diamentenfieber. Und um bei James Bond zu bleiben: Mit den drei Gaunern Hink, Hunk und Honk gibt es einen Oddjob, wie er in Goldfinger auftauchte, gleich dreifach, sprechend zwar, aber nicht weniger gefährlich.

Coria, der hier den Zeichenstift von seinem Schwager William Vance übernimmt, ist ein absolut gleichwertiger Nachfolger. Der Zeichner, der bei Vance lange mitarbeitete, etwas wie ein Lehrling war, arbeitet etwas weicher, man könnte auch sagen, etwas natürlicher als Vance, der sehr harte Konturen bevorzugt und ein leicht puppenhaftes Aussehen, was sich besonders bei seinen Frauenfiguren bemerkbar macht.

Nach eigener Aussage ist Coria jemand, der realistische Szenarien bevorzugt, echte Landschaften, Lebewesen und Fahrzeuge und sich bei gelegentlichen Abdriften von Bob Morane-Erfinder Henri Vernes besonders anstrengen muss.
Auch in der ersten Episode Operation Wolf kommt es zu einigen phantastischen Einflüssen, aber diese sind technischer Natur – im Zusammenhang mit den Hunden – so dass Coria keinerlei Probleme damit zu haben scheint. Im Gegenteil, die Darstellung von Tieren scheint ihm sehr zu liegen.

Bereits in Schreckenskommando wird es weitaus phantastischer. Nun kommen UFOs ins Spiel. Dank eines Erzähltricks hat Herni Vernes ein Szenario geschrieben, in dem nach kurzer Zeit alles möglich ist. Hypnotisiert scheinende Meuchelmörder, Vampire, alte Feinde wie Miss Ylang-Ylang und natürlich ein unidentifiziertes außerirdisches Flugobjekt, in dem sich die Sinne jederzeit täuschen lassen können. Dank Coria ist es optisch gelungene Schauermär, gruseliger als andere Episoden mit eher thrillerartigem Charakter.

Schlussendlich tritt ein alter Feind auf den Plan. Der gelbe Schatten hat seine Krieger ausgeschickt. Da ist es keine Frage, dass Bob Morane wieder in die Machenschaften dieses global agierenden Irren hineingezogen wird.
In letzterer Episode zeigt sich, wie gut und wie gern Coria mit Menschen zu arbeiten scheint. Das Besondere ist auch, dass die Geschichte keinen technischen Schnickschnack benötigt – sieht man einmal von dem falschen Mr. Ming ab und der letztendlichen Flucht des gelben Schattens. Die Bedrohung entsteht hier durch Schatten, Verfolgungsjagden, die Menge der fehlgeleiteten Angreifer und einem Spiegelkabinett.

An zweiter Stelle, nach menschlichen Figuren, stehen bei Coria sichtlich die Fahrzeuge aller Art. Ob Geländewagen, wie in der ersten Episode, schnelle Sportwagen, wie in allen drei Episoden, sogar Busse, Jagdflieger und Hubschrauber. Die verschiedenen Ansichten in allerhand Action-Szenen beweisen, wie penibel Coria bei seiner Arbeit ist und Wert auf eine möglichst korrekte Darstellung legt. Wer diverse Klassiker wie Bullit gesehen, vermeint bei den Bildern beinahe das Röhren des Jaguar-Motors in der Vorbeifahrt zu hören.

Der Meister des phantastischen Thrillers, Henri Vernes, beweist einmal mehr die Vielfalt seiner Einfälle, deren Originalität auch nach beinahe 30 Jahren neben neueren Produktionen bestehen und noch Vorbild sein können. Coria untermauert sein Können in den Fußstapfen seines Schwagers William Vance eindrucksvoll und unterstreicht gleichzeitig die Eigenständigkeit seines Zeichenstils, ohne die vorgegebene Linie des Originals zu vernachlässigen. 🙂

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